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Leisure Sickness – Tipps gegen die Reise-Freizeit-Krankheit

Die Ferien stehen vor der Tür und die Vorfreude auf die Urlaubswochen steigt – doch kaum ist man dort, schlägt die Stimmung um: Schon wieder ist eine Erkältung im Anmarsch und die ersten Urlaubstage finden im Bett statt. Unser Gesundheitsexperte Marian Wazgird klärt auf.

Jahr für Jahr führt Deutschland die Liste der reisefreudigsten Nationen der Welt an. Beliebteste Reiseziele sind neben der eignen Heimat auch die Länder Spanien und Italien. Doch es dann endlich so weit ist und die Menschen ihren wohlverdienten Urlaub antreten können, werden sie oft plötzlich krank. Sie bekommen entweder eine faustdicke Erkältung, eine Grippe schlimme Magen-Darm-Beschwerden oder eine hartnäckige Migräneattacke.

Für diese plötzlich auftretende Reise- oder Freizeitkrankheit haben sich unter Medizinern gleich zwei englische Begriffe etabliert. Zum einen der englische Begriff dafür, nämlich Leisure Sickness und zum anderen das Open-Window-Phänomen, das im Urlaub auftritt und als Ursache der Leisure Sickness gilt. „Open window“ heißt zu deutsch „offenes Fenster“. Gemeint ist damit, dass im Urlaub nicht nur der alltägliche Stress wegfällt, sondern auch die Leistung der körpereigenen Immunabwehr nachlässt. Damit werden den Krankheitserregern quasi Tür und Tor, beziehungsweise die Fenster geöffnet und der menschliche Körper ist besonders anfällig für die verschiedensten Infekte.

Ungehinderter Zutritt für Krankheitskeime:
Wer beruflich wochenlang auf Hochtouren läuft, wird gerade in den ersten Urlaubstagen häufig krank. Viele Ärzte berichten von Patienten, die sich die ersten Urlaubstage mit pochender Migräne im verdunkelten Zimmer einigeln oder mit fiebrigen Erkältungen das Bett hüten müssen.

Diese Reaktionen sind wissenschaftliche belegt. Der Körper fährt die Immunabwehr auf Höchstniveau, wenn er unter Stress steht. Fällt der Stress ab, fährt der Körper die Produktion der Abwehrzellen abrupt herunter, sodass sich Krankheitserreger ungehindert Zutritt verschaffen und nicht mehr abgewehrt werden können.

Doch nicht nur die körpereigene Immunabwehr fällt in der Freizeit häufig unter Normalniveau. Auch das gesamte vegetative Nervensystem ist angegriffen. Urlauber leiden unter erhöhtem Blutdruck und unter Schlafstörungen, oder sie schwitzen übermäßig, sind kurzatmig und müssen ständig zur Toilette. Der Urlaubsarzt kann hier aber nicht helfen. Denn wenn die Leidgeplagten mit diesen Symptomen zum Arzt gehen, wird dieser in der Regel nicht fündig.

Schuld an diesen Umstellungen sind der Sympathikus und der Parasympathikus im menschlichen Gehirn. Während der Sympathikus in Zeiten hoher Anspannung aktiv wird und den Körper mit mehr Sauerstoff und Energie versorgt, fährt der Parasympathikus den Körper in Zeiten der Entspannung wieder herunter. Ist dieses Zusammenspiel jedoch gestört, fühlt sich der Betroffene auch im eigentlichen Ruhezustand stets gehetzt und unter Druck.

Vorsicht Kältefallen!
Ein zusätzlicher Risikofaktor sind typische Kältefallen. Starke Temperaturschwankungen, zum Beispiel vom klimatisierten Flugzeug in die sommerliche Hitze und anschließend wieder in die Kühle der Hotelanlage, machen dem Körper zu schaffen. Aber auch Zugluft, beispielsweise durch ein geöffnetes Autofenster, kann eine Sommererkältung begünstigen. Denn durch kühle Luft ziehen sich die hautnahen Blutgefäße zusammen und werden schlechter durchblutet. Zudem trocknen die empfindlichen Nasenschleimhäute aus und bieten eine ideale Angriffsfläche für Viren.

Auch nach dem Urlaub ist die Krankheitsgefahr noch nicht gebannt. Wer lange Erholung genießen will, sollte in die ersten Arbeitswochen Pausen einbauen. Wer beruflich angespannt wenig Zeit für kurze Erholungsphasen findet, sollte kreativ regelmäßig Erholungsinseln in den Alltag einbauen und bewusst abschalten. Hilfreich sind täglich kurze Momente der Ruhe, zum Beispiel beim Musikhören vor dem Einschlafen, beim gemütlichen Zusammensein mit der Familie, einem Abendessen mit Freunden oder einfach einem guten Film.

Mehr Achtsamkeit für den eigenen Körper und Geist ist wichtig -, ohne dabei ein gesundes, maßvolles Bewegungsprogramm aus den Augen zu verlieren. Der Organismus dankt es Ihnen bereits, wenn Sie täglich eine halbe Stunde spazieren gehen oder Rad fahren.

Expertentipps der KNAPPSCHAFT

Diese Tipps helfen, einen erholsamen Urlaub ohne Krankheit und Stress zu verbringen.

1. Schützen Sie schon vor dem Urlaub das körpereigene Immunsystem. Ausreichend Schlaf und eine vitaminreiche Ernährung helfen dabei. Verzichten Sie zuvor gegebenenfalls auf den einen oder anderen Termin, um möglichst ausgeruht zu starten.

2. Bauen Sie ein paar Tage Puffer ein und starten nicht vom Schreibtisch in den Urlaub. Sonst wird schon die Anreise zum Stressfaktor. Packen und planen Sie Urlaubshighlights in Ruhe. Auch nach der Reiserückkehr sollte man dem Körper ein oder zwei Tage Zeit geben, um sich zu akklimatisieren.

3. Vermeiden Sie Erlebnisstress im Urlaub. Sonst wird das Stresshormon Cortisol gar nicht oder nur sehr langsam vom Körper abgebaut, sodass der Urlauber keinerlei Erholungseffekt aus seiner Job-Auszeit schöpft.

4. Schützen Sie während der Reise und im Urlaub ihren Körper vor starken Temperaturschwankungen und Zugluft. Tragen Sie ein Halstuch und Strümpfe oder nehmen Sie eine Decke mit.

5. Händewaschen minimiert Ansteckungsgefahren. Über die Hände gelangen die Viren von Türklinken, Griffen und anderen Gegenständen über Nase, Mund und Augen zu den Schleimhäuten. Diese sollten feucht sein, um als Barriere zu wirken. Trinken Sie täglich zwei bis drei Liter Flüssigkeit – am besten Wasser.