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KOLUMNE: Schorsch Horz wunderbare - manchmal grausame - Welt des Fußballs !!!

(Georg "Schorsch" Horz)

FLW24-Chef Ingo Frink hat dem Kolumnisten Schorsch Horz die gelbe Karte gezeigt, es wäre wieder mal an der Zeit für eine Kolumne. Bevor Ingo die Farbe wechselt, liefere ich lieber.

Mein Sonntagabend gestaltet sich meist in der Reihenfolge Tatort in der ARD, anschließend in WDR 3 die Sonntagsspiele der Bundesliga und zum Abschluss "Arnd Zeiglers wundersame Welt des Fußballs". Arnd wird es mir hoffentlich verzeihen, eine Anleihe bei ihm genommen zu haben, ich füge dem wunderbar noch ein „manchmal grausame“ hinzu.

 

Mein Spieler des Monats September 2023: Eike Oedekoven, SG Villmar/Arfurt/Aumenau II 

Die NNP-WT kürt monatlich einen Fußballspieler des Monats. Beurteilt werden sportliche Leistungen - zuletzt kam der Goalgetter von Mengerskirchen zu diesen Ehren. Bisher ignoriert werden dabei Verhaltensweisen, die ganz, aber auch zum Spiel gehören. Mein Spieler des Monats ist Eike Oedekoven von der 2. Mannschaft der SG Villmar/Arfurt/Aumenau (V/A/A).

Ich durfte am Mittwoch, den 13.09.2023 – 19:30 Uhr, das Spiel des Reservepokals zwischen dem SC Offheim und der SG Villmar/Arfurt/Aumenau „schiedsrichtern“. Es war gleichzeitig der Vergleich zwischen zwei Spitzenmannschaften der beiden C-Ligen. Sie kämpften verbissen und engagiert - aber fair - ums Weiterkommen in die nächste Runde. Für die C-Ligazugehörigkeit ein tolles Spiel.

Nach 30 Minuten entsprach das Ergebnis mit 1:1 dem ausgeglichenen Spielverlauf. Es kam dann zu einem Eckball für Offheim von der linken Seite. Dieser wurde auf den kurzen Pfosten geschlagen, wo es zu einem Dreikampf zwischen zwei Gästespielern - einer war Torwart Eike Oedekoven - und einem Offheimer Stürmer kam, das Ganze nahe der Torlinie. Mein Standort auf der linken Seite innerhalb des Strafraumes war gut genug, den Dreikampf zu beurteilen. Nur verlor ich den Ball aus der Sicht, er war/wurde von den drei Körpern verdeckt. Ich war aber nicht der einzige Akteur, der nicht beurteilen konnte, ob der Ball die Torlinie nun überschritten hatte oder nicht. Nur die Dreikämpfer konnten das. Natürlich gab es auf jeder Seite Akteure mit Röntgenaugen, die je nach Interesse gesehen hatten, ob Tor oder kein Tor. Ein Offheimer tat sich dabei in seinem Protest in einem nicht hinnehmbaren Ton hervor. Er sah später den gelben Karton.

Der Ball wurde zunächst abgewehrt, blieb in Strafraumnähe und wurde dann endgültig über die Seitenauslinie aus dem Spiel befördert. Ich unterband die Fortsetzung des Spiels, begab mich zum Torwart Eike Oedekoven und suchte das Gespräch mit ihm. Er sagte sofort, dass der Ball die Torlinie überschritten hatte, er hätte das auch sofort zugegeben.

Es ist ja nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Bei den Fällen, an die ich mich erinnere, geschah dies bei klaren Ergebnissen, bei denen es leichtfällt, eine Schiedsrichterfehlentscheidung zu korrigieren. Bei einem Spielstand von 1:1 in einem Pokalspiel, wo es auf dieses eine Spiel ankommt, hat das Verhalten von Eike einen viel höheren Stellenwert. Einen hohen Stellenwert haben auch seine Mannschaftskameraden, keiner hat seinen Keeper wegen seines Verhaltens (Zugeben) angemacht.

Ich habe mich bei Eike wegen seines Verhaltens, mir eine Fehlentscheidung erspart zu haben, ausdrücklich bedankt. 

In der 54. Minute, beim Stand von 2:2 war der Gästetorwart wieder im Blickpunkt. Bei einem eigentlich harmlosen Distanzschuss rutsche er aus, möglicherweise auf Grund einer Wadenverletzung, und musste das 3:2 hinnehmen. Trotz Behandlung war er nicht mehr in der Lage, das Spiel fortzusetzen, er musste ausgetauscht werden. Kein Spieler vom Heimverein fand es für nötig, mal zu dem auf dem Boden liegenden Gegner zu kommen und ihm gute Besserung zu wünschen.

Endergebnis war 6:2. Die SG V/A/A hat die Niederlage sportlich hingenommen, sie blieb ohne persönliche Strafe. Sie hat meinen Respekt.

Meinen besonderen Respekt verdient Eike Oedekoven. Ich sage ihm hier noch einmal DANKE und gute Besserung !!!

 

Werner Bittner

Am Sonntag, den 17.09.23 – 15:30 Uhr, war ich als Schiedsrichter im Main-Taunus-Kreis bei der Partie SG Kelkheim gegen Viktoria Sindlingen in der Kreisliga A unterwegs. Im MTK hat man - zu Corona-Zeiten eingeführt - den Zeitpuffer zwischen Vor- und Hauptspiel eingehalten, zudem war ich früh am Spielort und traf in der Kabine den Schirikollegen vom Vorspiel zwischen Kelkheim 2 und SFD Schwanheiman (1:2, 3 gelbe Karten auf jeder Seite) an. Mein Zeitfenster gab noch ein kleines Schwätzchen her. Ich kannte Werner Bittner aus Bruchköbel nicht. Unter zivilisierten Kollegen stellt man sich vor. Werner ist über 70 Jahre alt und seit über 50 Jahren Spielleiter, hat in jüngeren Jahren in höheren Klassen auf dem Platz und an der Linie gewirkt, ist dem Fußball, als es altersbedingt abwärtsging, treu geblieben, ist jede Woche - den fehlenden Schiedsrichtern geschuldet - noch mindestens einmal an der Pfeife und sichert somit den Spielbetrieb. Derzeit stehen bei ihm circa 5200 Spielleitungen als Schiedsrichter und -assistent zu Buche.

Werner, ich verneige mich vor Dir, zolle Respekt und wünsche Dir ganz viel geistige und körperliche Gesundheit, damit Du noch lange auf dem Platz stehen kannst.

 

Traditionsmannschaften Eintracht Frankfurt und 1. FC Köln

Vor Kelkheim gegen Sindlingen stand um 12.00 Uhr in Eisenbach - im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums - TUS Eisenbach gegen die Traditionsmannschaft des 1. FC Köln an, was ich mir natürlich angesehen habe.

Ich hatte in den Jahren zuvor das Privileg, bei der TSG Oberbrechen das Spiel gegen die Alten Herren der Frankfurter Eintracht und in meiner Heimat VfL Eschhofen das Spiel gegen die Tradis des 1. FC Köln als Schiedsrichter leiten zu dürfen, in Eisenbach war ich Zuschauer.

Ja, ich bin ehrlich, das Benehmen der heutigen Bundesligastars bzw. derer, die sich dafür halten, befremdet mich. Sie glauben, dass sich alles nur noch um sie drehen müsste und haben jegliche Bodenhaftung zu den Fans verloren.

Anders die Spieler der Traditionsmannschaften aus Frankfurt und Köln. Jeweils null elitär, kein Kind und kein Erwachsener, die um ein Autogramm bitten, werden stehengelassen, es reicht auch für ein kurzes oder etwas längeres Gespräch, auch bei dem anschließenden Gespräch bei einem Bier, einer Tasse Kaffee und etwas zu essen sucht man den Kontakt zu den Menschen, die den Fußball erst zu dem (maßlos überzogenem) Geschäft machen, der er ist. Männers (frei nach meinem Jugendleiter in Eschhofen Günter Neumann), bleibt so wie Ihr seid und kommt in die Provinz, wir freuen uns.

 

Spielausfälle

Wir sind noch beim Wochenende 16./17.09.2023.

Die Spiele der Seniorenmannschaften der TUS Lindenholzhausen gegen Anadolu (Kreisliga A, 1. Mannschaft) und der 2. Mannschaft gegen Hangenmeilingen/Niederzeuzheim gingen kampflos an den Gegner. Das hatte seine Ursache in mutmaßlichen Corona-Erkrankungen vieler Spieler, die man sich am Wochenende zuvor auf der Holleser-Kerb eingefangen hat. Bei den Gegnern fehlte die Bereitschaft, die Spiele zu verlegen, frühere Regelungen bei Corona-Erkrankungen sind nicht mehr in Kraft. Hier will ich, am wenigsten aber wegen Fußball, meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass uns die Pandemie nicht wieder eingeholt. Momentan könnte man meinen, es hätte Corona nie gegeben.

Irritiert, die Ursache kenne ich nicht, hat mich der regelgerechte Abbruch zwischen dem damaligen Tabellenführer der Bezirksliga Koblenz Ost Lautzert-Oberdreis und der TUS Burgschwalbach. Der Spitzenreiter war nur mit 7 (!!!!) Spielern angetreten, nach wenigen Minuten schied ein weiterer Spieler verletzt aus. In einem solchen Fall (unter 7) sieht das Regelwerk Spielabbruch durch den Schiedsrichter vor.

Kann mich mal jemand aufklären, warum trat Lautzert-Oberdreis nur mit 7 Spielern an?

 

Lasst die Kirche im Dorf, jeder hat eine 2. Chance verdient

Ihr kennt mich als jemanden, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Für das, was ich hier äußere, werde ich wahrscheinlich viel Prügel einstecken, das ertrage ich aber. Bei einer Verhandlung des Sportgerichtes, dem ich als Beisitzer angehöre, habe ich mal geäußert / appelliert, dass die Deutsche Sprache so viele "neutrale" Beleidigungen (ich führe sie hier nicht auf, Ihr kennt sie) hätte, die frei von Rassismus, Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Sexismus seien. Ich könne das ewige Hurensohn, ich f..... Deine Mutter, ich f..... Deine Schwester nicht mehr hören. Meine / eine Mutter zu beleidigen ist die schlimmste Form der Beleidigung, jedenfalls für mich.

Am vergangenen Freitag spielte des FC Waldbrunn gegen Biebrich 02. Ein nicht am Spiel beteiligter A-Jugendspieler (somit kann man das Alter einschätzen) / Zuschauer des FC Waldbrunn hat wohl einen farbigen Spieler der Wiesbadener ob dessen Hautfarbe beleidigt.

Mein Freund von der A-Jugend des FC Waldbrunn, Dir gehört (verbal gesehen) ganz kräftig in den Arsch getreten, Du hast eine ordentliche Strafe verdient, an die Du (und Deine Kumpels) ewig denken wirst/werden, bevor Du das Maul aufmachst.

Richtig, jetzt kommt das Aber. Der junge Mann und auch seine Eltern, möglicherweise Geschwister, Großeltern und Verwandte sind schon damit gestraft genug, dass sie wie eine Sau durch die Westerwaldgemeinden und die Gazetten getrieben und in die rechte Ecke gestellt werden. Aber Ziel muss es sein, dem jungen Mann sein Fehlverhalten ganz deutlich vor Augen zu führen, künftig ein solches Verhalten zu unterlassen und auch solches Gedankengut aus seinem Kopf zu streichen und ihm in der Fußballerfamilie einen Platz frei zu halten. FC Waldbrunn, schließt ihn nicht aus, gebt ihm eine 2. Chance, wie sie Mörder, Räuber, Totschläger, Vergewaltiger und Diebe in unserer Gesellschaft kriegen (Erfahrungen aus meiner Berufszeit als Polizeibeamter). Ansonsten, es würde sich mit Sicherheit ein Verein finden, der ihm eine Spielmöglichkeit eröffnet, besteht die Gefahr, dass irgendwelche Rechten ihn als Mitstreiter und Opfer (18-Jährige sind unreif und somit geeignete Opfer für Bauernfänger und deren schlimmes Gedankengut) zu rekrutieren versuchen.

 

Positiver Abschluss

Man soll versöhnlich abschließen, ich will es tun. Gestern Morgen habe ich bei meinem Chef - Sportgerichtsvorsitzender Heinz Schneider - nachgefragt, ob was anliegen würde. Nein, es liegt nichts an, die wenigen roten Karten erledigen die Einzelrichter und brauchen keine mündliche Verhandlung.

Belasst es dabei, es ist gut so. Wir sehen uns auf einem heimischen Sportplatz.

 

Mit sportlichen Grüßen

Schorsch Horz