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Die Kehrseite von "das ist halt so"!

(Georg "Schorsch" Horz)

Bei dem Jugendspiel (D-Junioren) zwischen der JSG Selters/Erbach und der JSG Hirschhausen/Bermbach/Drommershausen hatte ich am Freitag, den 10.03.2023 (18:00 Uhr – KR Oberselters) einen Spielabbruch zu verzeichnen. Nein, keine Angst. Betreuer/Trainer, Spieler/innen und Eltern haben sich ohne jeglichen Tadel benommen. Das Wetter war die Ursache. Schon in der 1. Halbzeit blies der Wind ordentlich, der Regen hielt sich noch in Grenzen. Das Kunstrasenfeld ist eben. Einen Freistoß oder Abstoß konnten die Akteure oftmals nur ausführen, indem der Schiri den Ball mit dem Fuß fixierte und dann, kurz bevor das Spielgerät geschlagen wurde, wegzog. Die Bedingungen waren irregulär.

Jetzt stellt sich die Frage, warum ich überhaupt angepfiffen oder nicht schon nach kurzer Zeit abgebrochen habe. Vom Gast waren aus der Weilburger Kante neben der Mannschaft doch einige Zuschauer aus etwa 30 Kilometer Entfernung angereist. Ihnen wollte ich eine Butterfahrt ersparen.

In der Halbzeit kündigte ich einen möglichen Spielabbruch allen Beteiligten an - und pfiff nach der Halbzeit noch einmal an. Nach 10 Minuten wurde aus Wind Sturm, der Regen peitschte. Endlich wurde ich mir auch meiner Verantwortung für die Gesundheit der spielenden Kinder bewusst und brach das Spiel ab. Es gab auf dem Sportgelände niemanden, der diese Entscheidung nicht mittrug.

Auch beim Klassenleiter Holger Poths stieß ich auf Verständnis, er bedauerte, dass er in Anbetracht dieses vorausgesagten Wetters den Spieltag nicht generell abgesetzt habe.

Mir stellt sich die Frage, weshalb wir im Juni und Juli, wenn das Wetter schön und die Plätze gut sind, keinen Fußball spielen? Einen Rahmenterminplan soll und muss es in den Ligen geben, wo über Bundlandgrenzen hinweg auf- und abgestiegen wird. Es muss ihn aber nicht in der Kreisklasse D-Junioren im Landkreis Limburg/Weilburg geben, da wird noch nicht einmal um den Kreismeistertitel gespielt. Der bundesrepublikanische Terminplan ist für Fußballfunktionäre eine heilige Kuh, die nur dann geschlachtet werden kann, wenn ein Herr Infantino von der FIFA mit einer Weltmeisterschaft im November und Dezember in Katar viel Geld verdienen will.

 

Mein nächstes Thema ist der Schiedsrichterschwund. Er bzw. das Problem ist sogar, man soll es kaum glauben, beim DFB angekommen. Am kommenden Samstag spielt in der Bezirksliga Rheinhessen der VfR Niederstein gegen den TSV Mommenheim. Schiedsrichter der Begegnung werden für jeweils eine Halbzeit Nils Petersen vom SC Freiburg und Anton Stach vom FSV Mainz 05 sein, beaufsichtigt wird das Ganze von Bundesligaspitzenschiedsrichter Deniz Aytekin. Ich will diese Werbeveranstaltung mit Presse, Funk und Fernsehen nicht schlecht reden, besser als nix / das Problemthema totzuschweigen. Mir hätte es gefallen, wenn die 3 Profis vollkommen unangemeldet auf einem Sportplatz aufgeschlagen wären. Und wenn die 3 "Weicheier" dahin gegangen wären, wo es als Schiri wehtut (die Stellen sind bekannt). So sind jetzt alle vorbereitet, Nierstein und Mommenheim sind laut Fairnesstabelle vollkommen unproblematische Vereine, es wird eine Kuschelveranstaltung geben, wobei derjenige, der die 1. Halbzeit pfeift es noch leichter haben wird, wie der, der das Spiel beenden muss. Problematisch wird es für uns Spielleiter meistens am Schluss.
 

In der letzten Zeit war ich auf einem heimischen Sportplatz unterwegs und habe die letzten 10 Minuten des Vorspiels mitbekommen. Der Kollege, der das Spiel geleitet hat, gehört mit seinen knapp 80 Jahren und seiner Verfassung nicht mehr als Spielleiter auf den Platz. In der kurzen Zeit registrierte ich einige spielentscheidende Fehlentscheidungen inklusive der Art, wie er seine Entscheidungen verkauft hat. Jetzt kommt das „ABER“. Kein Spieler, und wenn der Schiri die größte Scheiße pfeift, hat das Recht, mit einigen Kameraden den Spielleiter zu bedrängen. Kein Zuschauer hat das Recht, einen Schiedsrichter derart zu bepöbeln und beleidigen. Erst recht nicht, wenn es sich um einen alten Schiedsrichter handelt, der jahrzehntelang dem Fußball gedient hat.

Jedem älteren Schiedsrichterkollegen wünsche ich die Einsicht, wenn er nicht mehr auf den Platz gehört. Wenn ihm dies nicht gelingt, wünsche ich ihm Freunde, die ihm das vermitteln. Weiterhin wünsche ich den Verantwortlichen in den Vereinigungen, dass sie ihrer Fürsorgepflicht gerecht werden und einen solchen Schiedsrichter rechtzeitig aus dem Verkehr ziehen, bevor ihm körperliches Ungemach droht.

Von den Pöblern und Beleidigern hoffe ich, Einige auf dem nächsten Neulingslehrgang zu sehen. Wenn Ihr zur Verfügung steht, kann der ältere Kollege hinter den Stangen stehen und das Spiel beobachten.

Und, es gilt auch für junge und jeden Schiedsrichter. Die Aussage "das ist halt so, dass sich Schiedsrichter das Pöbeln und Beleidigen gefallen lassen müssen" ist ein Irrglaube. Die Zahl der Schiedsrichter ist von 80.000 auf 50.000 geschrumpft. Verlierer sind vornehmlich Kinder, deren Spiele (E- und D-Jugend) nicht mehr besetzt werden können. Macht weiter so, bis Ihr den letzten Schiri vergrault habt.

 

Ein Wort zum Schiedsrichterfunktionär Dr. Jochen Drees, der sich zu Beginn des Jahres der Schiedsrichter gegen einen Streik ausgesprochen hat, man müsse miteinander reden. Richtig, um aber die Gegenseite zum Reden zu bringen, sollte man sie über einen Streik, den ich vor Jahren schon mal angeregt hatte, ins Gespräch zwingen. Ansonsten verweigern sich die Gesprächspartner, siehe oben, mit "das ist halt so".   

 

Schorsch Horz