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Noch ein positiv bekloppter "Fremdgänger" - Ironman Jörg Springer

Glücklich im Ziel angekommen - Jörg Springer. (Foto: privat)

Am 13.07.2019 hatte ich Euch in der Kolumne "ein Fußballer geht fremd" von Daniel Schnabel berichtet. Er - eigentlich jagte er beim TUS Eisenbach dem runden Leder nach - hatte erfolgreich den Ironman in Frankfurt bewältigt.

Im Frühjahr 2022 traf ich Jörg Springer. Mit ihm, einem Allrounder auf dem Fußballplatz, hatte ich leider nur einige wenige Male - uns trennen schließlich 18 Jahre - in einer Mannschaft gestanden. Weil er erkennbar abgenommen hatte, machte ich mir Sorgen, er könne erkrankt sein. Mitnichten teilte er mir mit, "ich mache am 26.06.2022 beim Ironman in Frankfurt, der "Europameisterschaft über die Langdistanz im Triathlon" mit. „Gott sei Dank nicht krank“, dachte ich mir.
Ich habe früher schon immer die Ausdauereinheiten zur Saisonvorbereitung beim Fußball gehasst. Wie kann man es sich freiwillig antun, an einem Stück 3,8 Kilometer zu schwimmen, 180 Kilometer Rad zu fahren und abschließend noch 42,195 Kilometer zu laufen? Irgendwie muss man da schon etwas verrückt / bekloppt sein. Zähigkeit und Durchhaltevermögen sind gefragt.

Tut mir leid Jörg, dass ich etwas abschweife. Das kaputte Knie und die Realität, mit einem gerissenen Kreuzband besser kein Fußball mehr zu spielen, waren Triebfeder für die Teilnahme am Ironman in Frankfurt. Als Beisitzer im Sportgericht beim Fußball musste ich mich auch mit 46 ausgefallenen Spielen in der Saison 21/22 beschäftigen, 11 Mannschaften haben während der Saison in den Sack gehauen. Selbstverständlich gab und gibt es mit Corona und anderen Ursachen einen Grund für diese hohe Zahl. Ich behaupte aber, dass der größte Teil der Ausfälle den Gesinnungslumpen mit ihrer desolaten Einstellung zu ihrem Sport „Fußball“ geschuldet sind, die ihren Mitspielern, ihren Vereinsfunktionären, ihrem Verein, ihren Gegnern, dem Schiedsrichter und dem Fußballsport großen Schaden zufügen. Mit Jörg, Max Gautsch und Jannik Horz habe ich 3 Freunde in meinem Umfeld, die gerne jeden Spieltag auf dem Fußballplatz auflaufen würden, es wegen ihrer Verletzungen am Knie besser sein lassen. Mein Appell an die Gesinnungslumpen: Werdet Eurer Verantwortung endlich gerecht, wer sich für Fußball als Mannschaftssport bekennt, hat gefälligst vom 01.07. bis zum 30.06. seiner Mannschaft - mit den Ausnahmen Schule/Beruf und Gesundheit - zur Verfügung zu stehen.

Jörg Springer engagiert sich, obwohl er nicht mehr selbst kicken kann, umfangreich im TUS Eisenbach, einem reinen Fußballverein, als Jugendvorstand, Jugendkassierer und Abteilungsleiter der Alten Herren und arbeitet zur Zeit an der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum mit.

Eigentlich wollte ich aber vom Ironman Jörg Springer berichten, also zurück zur Sache.
2012 war er schon einmal erfolgreich bei einem Triathlon über die olympische Distanz 1,9 km Schwimmen, 40 km Fahrradfahren und 10 km Laufen an den Start gegangen.
Seine Teilnahme beim Ironman Frankfurt war schon für 2020 geplant, die Pandemie verhinderte dies, auch 2021.

Vor der Europameisterschaft in der Main-Metropole dienten Wettbewerbe in Buschhütten (08.05.22) und beim Ironman 70.3 im Kraichgau (29.05.22) über verkürzte Distanzen zur Einstimmung. Die intensive Vorbereitung umfasste insgesamt 3 Jahre, in denen jährlich in 40 Wochen mit sehr umfangreichen Trainingsplänen trainiert wurde. Es galt aber nicht nur, den Körper auf die Tortur vorzubereiten, der Athlet musste das strenge Regelwerk (keinerlei Hilfe von außen) verinnerlichen.


Am Sonntag, den 26.06.2022, war es dann soweit. Das Wetter war okay, warm, aber nicht drückend und bei Weitem nicht so heiß wie 2019.
Ehefrau Bettina brachte Jörg zum Langener Waldsee. Bis zum Start gab es keine Probleme, er startete - am 15.05.1974 geboren - in der Altersklasse 45 - 50 und zwar für die VLG Eisenbach (Vereinigung der Läufer und Geher).

Am Ende des Schwimmens über 3,8 km, standen 1 Stunde und 19 Minuten auf der Uhr. Der Eisenbacher setzt hinter diese Zeit ein Plus.

Fürs Radfahren hatte sich Jörg Springer ein Triathlonrad gekauft. Zur Ausrüstung und Vorbereitung gehörten auch ein Ersatzreifen, um diesen bei einem Plattfuß aufziehen zu können. Gott sei Dank blieb der Athlet von allem Unheil verschont, er trat und fuhr in keine Scherbe. Die Disziplin Radfahren bekommt von ihm ein doppeltes Plus, die 180 Kilometer wurden in 6 Stunden und 19 Minuten absolviert, bis Kilometer 100 mit einem Schnitt von über 30 km/h, danach nahm er bewusst das Tempo raus für den anstehenden Marathon.

Das abschließende Laufen über die Marathondistanz in 4 Stunden 49 Minuten bezeichnete der Finisher als „so okay“. Auch bei ihm, wie vielen anderen die sich diese Tortur antun, stand durchhalten und ankommen an oberster Stelle.

Um 19:45 Uhr erwarteten Ehefrau Bettina und die Kinder Max und Jule den Mann und Vater am Römerberg beim Zieleinlauf, bei dem er mit dem legendären Satz: "You are an Ironman" empfangen wurde. Am Ende stand eine Gesamtzeit von 12 Stunden 54 Minuten zu Buche. Zu den oben genannten Zeiten sind noch die Wechselzeiten vom Wasser aufs Rad und vom Rad in die Laufschuhe zu addieren. Mit seiner Gesamtzeit unter 13 Stunden ist der ehemalige Fußballer sehr zufrieden.
 

 

Jörgs weiterer Plan sieht für das Jahr 2023 "nur" einen Ironman 70.3 über die Halbdistanz vor. Jörg, bleibe gesund und auch positiv bekloppt. Aber auch dem Fußball als Funktionär und Ratgeber erhalten.

Herzlichen Glückwunsch zu Deinem hervorragenden Abschneiden bei der Europameisterschaft.


Schorsch Horz