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Ich habe wieder Hoffnung, ein Silberstreif am Horizont

Georg "Schorsch" Horz.

Die nächste Kolumne für Dominik Groß / FLW24 war schon geschrieben. Ich habe nur auf seine Anforderung gewartet.

Mein Thema war ein Aufruf zum Boykott der Fußball-Europameisterschaft 2024, die bekanntlich in Deutschland stattfindet. Dies als Ausdruck meiner Ohnmacht, weil der Amateurfußball seit Jahren in der Otto-Fleck-Schneise beim DFB (Deutscher Fußballbund) und auch beim dort beheimateten HFV (Hessischer Fußballverband) und alle anderen Amateurverbänden hoffnungslos an die Wand gefahren wird. Am Sonntag habe ich in Delkenheim mein letztes Saisonspiel bei den Senioren gepfiffen, wie gehabt vor einer Minikulisse, Atmosphäre kann dort nicht aufkommen. Die Eintrittsgelder haben nicht gereicht, die Schiedsrichter zu bezahlen. Die Zuschauerresonanz hätte minimal besser ausfallen können, wäre im Vereinsheim nicht im Bezahlfernsehen die Konferenz vom letzten Spieltag der 2. Bundesliga gelaufen. Womit wir bei meinem Thema sind, hier schließt sich meine Hauptforderung an:

Der Sonntag gehört zwischen 12.00 und 18.00 Uhr den Amateurkickern und seinen Punktspielen, dies ohne jegliches Wenn und Aber.

Um meiner Forderung Nachdruck zu verleihen, wollte ich zum totalen Boykott der Euro 2024 aller Fußballfans und der Bürger Deutschlands aufrufen und darüber den DFB und die DFL zur Einsicht bringen.  

Dann lese ich am 15.05.2019 im Sportteil der Frankfurter Neue Presse unter IM FOKUS und der Überschrift "Raus aus der Glitzerwelt" von der Kandidatur von Ute Groth für das Amt des DFB-Präsidenten. Das, was ich von ihr und ihren Vorstellungen las, spricht mir aus vollem Herzen und begeistert mich. Sie versteht sich als Gegenentwurf zum Establishment. Ich zitiere wörtlich aus dem Zeitungsbericht: "Die Forderungen der Vorsitzenden von DJK TuSA 06 Düsseldorf sind klar, und sie spricht nicht dem "Wahlvolk" mit seinen Seilschaften aus Funktionärscliquen und Günstlingswirtschaft nach dem Mund, sondern Tacheles: "der Fokus muss sich wieder  auf die Amateurvereine richten, denn die gute Arbeit unten verschwindet unter dem Klüngel oben, wo man sich die Taschen vollmacht."

Sie spricht weiter vom Glitzerbereich bei der Nationalmannschaft, von teuren Klamotten, teurer Ausrüstung, teuren Trainingslagern. Sie sagt dem Profibereich beim Verteilen der Fernsehgelder den Kampf an und hinterfragt Verdienstausfälle und Aufwandsentschädigungen bei Ehrenamtlern.

Ich war zunächst skeptisch. Wir hatten ja ab Juli 2004 schon einmal einen DFB-Präsidenten, der bis 2012 sein Unwesen trieb. Angetreten mit der Aussage, etwas für den Amateurfußball, aus dem er kam, tun zu wollen, hatte er nach wenigen Wochen sein Erinnerungsvermögen verloren. Auch in dieser Amtszeit ging es mit dem Amateurfußball weiter steil bergab.

Dem Internet sei Dank, ich habe mich mal über die DJK TuSA 06 Düsseldorf und Ute Groth schlau gemacht. Vorab, meine Skepsis war ganz schnell verflogen.

Ute Groth leistet seit 12 Jahren in dem Verein Vorstandsarbeit. Sie, 60 Jahre alt, ist von Beruf Bauplanerin und leitet Projekte im Krankenhausbau.  

Die DJK TuSA Düsseldorf, 1300 Mitglieder stark, hat 8 Abteilungen, eine spielt Fußball. Die 1. Mannschaft belegt derzeit einen Mittelplatz in der Kreisliga A Düsseldorf. Insgesamt kicken knapp 30 Mannschaften für die Vereinsfarben. Fur Frauen- und Mädchen wurde ein Leistungszentrum errichtet.

Frau Groth rückt die Kräfteverhältnisse im DFB zurecht, ca. 25000 Amateurvereinen stehen 56 Profivereine gegenüber. Richtig schlussfolgern kann sie auch, der Profifußball kann dauerhaft nur bestehen, wenn der Unterbau auch eine Zukunft hat. Von daher wird beim DFB eine Selbstzerstörungspolitik betrieben. Jetzt finanziell rausholen, was rausgeholt werden kann, von Nachhaltigkeit keine Spur.

Es ist dringend Zeit für einen echten Amateurvertreter an der Spitze unseres Verbandes.

Bisher und insbesondere in den letzten Jahren war es ja so, dass der nächste DFB-Präsident unter den Granden des Profifußballs ausgekungelt wurde. Dies hat uns die Katastrophe Grindel beschert. Die Uhr war nur der Trophen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Aktuell ist die Kungelei ja  schon wieder in vollem Gange. Die Namen Rudi Völler, Philipp Lahm, Christoph Metzelder, Wolfgang Niersbach, Oliver Bierhoff, Thomas Hitzlperger, Matthias Sammer, Thomas De Maiziere (wir sind doch erst mit einem Politiker auf die Fresse gefallen!!), Friedrich Curtius, Christian Seifert (Chef der DFL), Pöstchen Wechsel-Dich Andreas Rettig, Celia Sasic, Silvia Neid, Sylvia Schenk, Stephan Osnabrügge und Hannelore Ratzeburg werden als mögliche Grindel-Nachfolger genannt. Ihnen, teilweise haben sie schon abgewunken, ist allesamt gemein, dass sie übel nach DFB-Nähe riechen. Die einzige genannte Kandidatin, die nach Amateurfußball duftet, ist Frau Groth.

Meinem Verständnis nach sollte sich jedes DFB-Mitglied um das Präsidenten-Amt bewerben können. Dem ist aber nicht so. Man muss von Landesverbänden vorgeschlagen werden. Zudem haben bestimmte elitäre, natürlich dfb-nahe Menschen das Recht, Kandidaten vorschlagen zu dürfen. 

Am Einfachsten wäre, wenn ein solcher Frau Groth vorschlagen würde. Ein solcher hat sich bisher aber nicht gefunden. Ihre Nachfrage, wie sie auf die Kandidatenliste käme, beantwortete der DFB-Justiziar, sie möge in der Satzung nachsehen. Dass die DFL und der DFB sich am 26.07.2019, an diesem Tage endet die Bewerbungsfrist auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen wollen, spricht Bände, dieser Kandidat wird aus dem Bereich des Profifussballs kommen. Wird man sich in der Otto-Fleck-Schniese die Blöße geben, dass sich Frau Groth ihre Kandidatur gerichtlich einklagt? Ich fürchte ja, der Selbsterhaltungstrieb ist zu stark.

"Ich möchte unbedingt einen Vertreter/eine Vertreterin des Amateursfußballs an der Spitze des DFB und bitte deshalb als Mitglied darum, Frau Ute Groth auf die Kandidatenliste für die Wahl des DFB-Präsidenten, die am 27.09.2019 stattfindet, aufzunehmen!"

Mit sportlichen Grüßen

Schorsch Horz - DFB Mitglied

Eine E-Mail mit diesem Wortlaut werde ich an info@dfb.de und zur Kenntnis von ute.groth@tusa06.de schicken. Ich bitte Euch, liebe Fußballfreunde in den Amateurvereinen, es mir nachzutun.

Ihnen, Frau Groth, spreche ich meinen Respekt und meinen Dank aus, dass Sie sich getraut haben, sich zu bewerben. Ich wünsche Ihnen den größtmöglichen Erfolg. Meiner Unterstützung können Sie sich sicher sein.

Schorsch Horz, 62 Jahre, Fußballschiedsrichter des VfL 01/20 Eschhofen.