Anzeige

Über allen schwebt Sir Alex

Im Trainerjob sind Dauerbrenner keine Dutzendware

flw24-Kolumnist Claus Coester.

Die Profis

Alexander Chapman Ferguson, genannt „Alex“, thront auf dem Olymp der Klubtrainer des Weltfußballs. Zu der elitären Riege der Welttrainer zählt eine ganze Reihe von berühmten Namen. Aber Sir Alex aus dem schottischen Glasgow ist über alle Konkurrenten erhaben. In seinem Stammbuch sind viele Besonderheiten eingetragen. Unerreicht in diesen Sphären dürfte sein, dass er für den Premier-Club Manchester United 27 Jahre – i.W. siebenundzwanzig! – der verantwortliche Coach war. Es erübrigt sich, die Kette der Erfolge im Einzelnen aufzulisten. Begnügen wir uns mit dem Verweis auf zwei Champions-League-Titel, die seine Red Devils nach Old Trafford holten.  

Ein weiterer Übungsleiter, der in die Kategorie der Besonderen hineingehört, ist der Franzose Arsene Wenger. Auch er wirkte auf der Insel und war für den FC Arsenal ein Segen. In seinen 22 Jahren von 1996 bis 2018 revolutionierte der schlaksige Elsässer in Highbury den britischen Klubfußball. Wenger half mit, in England den Fußball auf ein neues Niveau zu heben.

Statue des Walerij Lobanowskyj in Kiew vor dem nach ihm benannten Stadion. Fotos: Claus Coester

Aus anderem Holz ist der Ukrainer Walerij Lobanowskyj geschnitzt. Noch zu Zeiten der Sowjetunion war er die unumstrittene Nummer 1 in der osteuropäischen Trainergilde. Die Nationalmannschaft der UdSSR und später die der Ukraine trug seine Handschrift. Im Vereinsfußball hinterließ der Trainerfuchs, durch dessen Hände bei Dynamo Kiew Weltstars wie Oleg Blochin oder Andrij Schewtschenko gingen, unverwischbare Spuren. 

Amateurfußball querbeet

Wie im elitären Profibereich ist es auch im Amateurbereich von oben bis unten. Hier versuchen Übungsleiter genauso ihre Qualität zum Erfolg der ihnen anvertrauten Teams einzusetzen. Exemplarisch haben wir einige Namen aus unserer Region herausgesucht, bei denen sich die Qualität ihrer Arbeit nicht zuletzt in der Verweildauer bei einem Verein widerspiegelt. Titel müssen dabei nicht immer ein Kriterium sein. Der Amateurfußball funktioniert nach anderen Gesetzmäßigkeiten, ohne dass der Anspruch auf Erfolg aus dem Blick genommen wird.

Jürgen Menger (l.) nach siegreichem Pokalspiel gegen 1. FC Eschborn zusammen mit Würgeser Mediator und Berater Dieter Diefenbach (Mitte) und Karl Bermbach, dem langjährigen ersten Vorsitzenden des RSV Würges.

Jürgen genannt „Schorsch“ Menger trägt im Rhein-Main-Gebiet das Gütesiegel eines erfolgreichen Trainers mit Kontinuität. Als Aktiver hat er es, wie er selbst nicht ohne Stolz sagt, von ganz unten bis in den Profibereich (2. Bundesliga SC Freiburg) geschafft. Davor liegt die deutsche Amateurmeisterschaft mit Mainz 05, danach eine erfolgreiche Zeit mit dem SV Wehen in der Oberliga Hessen. Für unsere Region ist Mengers erfolgreiche Arbeit beim RSV Würges mit Aufstieg in die Oberliga Hessen von besonderem Interesse. Die sechs Menger-Jahre im Stadion „Goldener Grund“ sind konkurrenzlos. Nie hat in den letzten Jahrzehnten ein Coach beim Südkreisklub so lange gearbeitet. „Ich bin überall zurechtgekommen, ob beim VFB Unterliederbach, bei der Reserve des SV Wehen, in Orlen oder Hahn. Aber in Würges habe ich mich am wohlsten gefühlt. Die Verantwortlichen haben mich trotz mancher schwer zu verstehenden Entscheidung immer selbständig arbeiten lassen“, verrät Menger ein wichtiges Element seines dortigen Erfolges.

Stefan Simon im Kampfgetümmel Merenberg vs. Dauborn/Neesbach.

Stefan Simon (u.a. Darmstadt 98, Kickers Offenbach, LR Ahlen, SV Wehen) half nach seiner Profikarriere rund fünf Jahre seinem Heimatverein SC Offheim wieder auf die Beine. Aufstiege bis in die Gruppenliga stehen auf der Liste. Bei der SG Merenberg geht der 49jährige Übungsleiter gerade in seine sechste Saison und mischt gelegentlich auf dem Rasen noch mit, wenn Not am Mann ist. „In Offheim hat das Spaß gemacht wie auch jetzt in Merenberg. Wichtig ist, dass die Chemie stimmt. Es gibt auch Tiefschläge mit Verletzten oder Abgängen. Doch damit muss man umgehen können. In Harald Becker habe ich einen zuverlässigen Ansprechpartner“, stellt Simon fest.

Frank Wissenbach im Trikot des RSV Weyer.

Frank Wissenbach stieg schon sehr früh ins Trainergeschäft ein, das er schon seit 22 Jahren erfolgreich ausübt. Bei seinem Heimatverein VFL Eschhofen wurde er schon mit 25 Jahren als Spieler Trainernovize für drei Saisons. Die frühe Erfahrung ließ seinen Weg erfolgreich werden. Der TUS Ahlbach machte sich seine Dienste sechs Jahre nutzbar. Aufstieg und drei Jahre Verbleib in der Gruppenliga (damals Bezirksoberliga) sind  bleibende Erfolge in der Chronik der Meilelf. Wissenbachs Rückkehr nach Eschhofen waren kein Rückschritt. Bei seinem Heimatverein wurden es satte achteinhalb Jahre. Die jüngste Station des wuseligen Spielmachers wurde dann vor viereinhalb Jahren der Weilerberg in Weyer. Hier leitet er mit Erfolg das Gruppenligateam des RSV. „Mein letztes Spiel habe ich mit 44 Jahren absolviert. Jetzt lege ich mein besonderes Augenmerk auf die Förderung junger Spieler“, gibt Wissenbach etwas von seiner Trainerphilosophie preis.

Bernd Schröder als Coach der FSG Dauborn/Neesbach.

Als Bernd Schröder durch sein Eheglück aus Südhessen in unseren Kreis kam, hatte er schon manche Erfolge aufzuweisen wie den Aufstieg mit dem VFR Groß-Gerau in die Landesliga Süd. In unserem Gebiet war seine erste Trainerstation die SG Kubach/Edelsberg. In den achteinhalb Jahren unter Schröders Ägide fallen zwei Aufstiege der Kombinierten in die Gruppenliga und eine weitere Relegationsteilnahme. Die sich anschließenden fünf Spielzeiten bei der FSG Dauborn/Neesbach gehören zu den erfolgreichsten Jahren der Kornbrenner in den letzten 20 Jahren. Das Team landete stets einstellige Tabellenplätze (5, 7, 7, 5, 7). Gefragt, worauf er die ausgedehnten Verbleibe bei den Vereinen zurückführt, hören wir von Schröder: “Erfolgreiche Tabellenplätze sind nicht alles, wenn anderes nicht dazukommt. Wir sind ja Amateure. Und da muss es Spaß machen. Als Trainer sollte man gewissermaßen ins Vereinsleben integriert sein. Da steht man auch schon mal hinter der Theke. Die Chemie muss eben stimmen.“ Da hat der Chemielaborant Schröder den Nagel auf den Kopf getroffen.

Au Backe - Die Auftaktniederlage in Dauborn kann einen Ralf Saam nicht aus der Bahn werfen.

Zuletzt gehören noch zwei Oberlahner auf unser Parkett. Ralf Saam, das Wirbelauer Urgestein hat 10 Jahre beim TUS Waldhausen auf der Kommandobrücke gestanden. Da muss ja zwischen dem „ewigen Ralle“ (O-Ton André Bethke vom Weilburger Tageblatt) und den Waldhäusern einfach die Chemie gestimmt haben. Ralf Saam gibt sein Können aktuell im dritten Jahr bei den Kombinierten aus Wirbelau, Schupbach und Heckholzhausen weiter.

Peter Götz (r.) in Aktion gegen Dombachs Jens Munsch.

Das Pendant im Amateurbereich zum unantastbaren Alex Ferguson stellt in unserem Thema Peter Götz dar. Der langjährige Akteur der SG Kubach/Edelsberg geht gerade beim TUS Drommershausen in seine elfte Spielzeit als Spielertrainer. In unseren Breiten dürfte dies wohl singulär sein. Es liegt wahrscheinlich an der Fachkompetenz und am fußballerischen Können des sympathischen Spielers. Und am Ende hat es sicher auch was mit Chemie zu tun.