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Bayerische Retter, Kickers-Herzen und Sponsoren helfen OFC auf die Beine

flw24 Kolumnist Claus Coester.

Säulen für die Kickers- "Wall of Fame" mit den Namen der Supporter am Haupteingang.

Der Aufsstiegssong "Oh Schorsch" aus dem Jahr 1999. Auch ein gewisser Herr Stefan Simon (vorne dritter von rechts) wirkte beim Aufstieg und am Song mit. Bild: privat

Nicht zum ersten Mal waren dunkle Wolken über den Bieberer Berg gezogen. Dem Traditionsklub Kickers Offenbach war nach der Beantragung der Insolvenz vor Jahren die Verbannung in die Regionalliga Südwest gefolgt. In der abgelaufenen Saison drohte der komplette Kollaps. Sportlich konnte die junge talentierte Mannschaft unter Leitung des besonnenen Trainers Oliver Reck mit der schweren Hypothek eines 9-Punkte-Abzugs am Ende doch noch die Klasse sichern. Der OFC stand dennoch am Rande des Abgrunds.

Ein Herz für die Kickers

„Olli“ Reck, der mit Werder Bremen und Schalke 04 als Spitzentorwart über Jahre gute Adressen nachweisen konnte, hatte auf sein Herz gehört und den Kickers bei deren Anfrage im Jahr 2016 keinen Korb gegeben. Er hatte sich daran erinnert, dass er im Alter von gerade 19 Jahren mit seinem Bundesligadebüt von Offenbach aus seine erfolgreiche Reise als Fußballprofi angetreten hatte. Deshalb scheute er sich nicht, ein vermeintliches Himmelfahrtskommando am Südufer des Mains zu übernehmen.

Bemerkenswerte Hilfsaktion

Der sportliche Erfolg allein – und als solchen muss man das Ergebnis der vergangenen Saison bezeichnen – konnte die Kickers noch nicht vor dem Ruin bewahren. Rund 1 Million Euro mussten her, um das Fortbestehen sicher zu stellen. Gescheite Köpfe erdachten die Aktion „Alles auf Rot-Weiß“ und berührten damit offensichtlich die Herzen von vielen Kickers-Fans. Man konnte helfen, indem man 190,10 € spendete. Der Bezug zum Gründungsjahr 1901 war hergestellt. Nicht ganz 300.000 Euro flossen so in die leeren Kassen.

 

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Der Hilferuf nach München

Kickers-Präsident Helmut Spahn, bei der FIFA Präsident für die Sicherheit, gewann Bayern München für ein sog.“ Retterspiel“. Der OFC-Boss hatte bei Karl-Heinz Rummenigge um Hilfe angeklopft. Der Bayern-Vorstands-Vorsitzende hatte eine Nacht darüber geschlafen und ein Gastspiel zugesagt. Vielleicht hatte sich der „blonde Engel aus Lippstadt“ auch daran erinnert, dass er seine Bundesliga-Premiere mit den Bayern 1974 gegen die Kickers aus Offenbach im Frankfurter Waldstadion gefeiert hatte, wenn dieses auch mit einer 0:6-Klatsche für den FCB endete. Der war mit sechs frischgebackenen Weltmeistern angereist.  

 

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Retterspiel in voller Hütte

So reiste dann vor Wochenfrist ein vornehmlich namenloses Ensemble von der Isar an, in dem die aktuellen Nationalspieler wegen ihrer Verpflichtungen für die WM-Qualifikation fehlten. Dennoch befanden sich auf der qualitativ guten Kuchenplatte mit Manuel Neuer, Sven Ulreich, Frank Ribery, Javier Martinez und Rafinha einige Sahnestücke. 20.000 Zuschauer in der ausverkauften Arena bildeten einen tollen Rahmen. Eine großartige Atmosphäre im Sparda-Bank-Hessen-Stadion am Bieberer Berg machte den 4:1-Sieg des deutschen Meisters in einem ansehnlichen Spiel zur Nebensache. Vielleicht 600.000 Euro bedeuten eine enorme Finanzspritze. 

Hut ab, Bayern!

So haben denn viele helfende Hände und Füße den Intensivpatienten Kickers Offenbach wieder belebt. Die Bayern muss nicht jeder mögen. Aber ihr spontaner Abstecher zum hilfsbedürftigen OFC verdient großen Respekt. Solidarität gehört offensichtlich zum Selbstverständnis und zur Kultur an der Säbener Straße. Für seine Imagepflege braucht der Rekordmeister das jedenfalls nicht.

Kickers-Fans die wahren Sieger

Großen Respekt verdienen natürlich auch alle, die sich an der Aktion „Alles auf Rot Weiß“ beteiligt haben. Denen hat der Verein am Platz vor der Haupttribüne, der den Namen des in Offenbach verehrten Kickers-Präsidenten Waldemar Klein trägt, ein Denkmal gesetzt. Auf der zweigeteilten „Wall of Fame“ sind die Namen aller Spender verewigt.

Aktuell ziert der OFC nach der Schramme von Freiburg (1:5-Niederlage) zusammen mit dem 1. FC Saarbrücken die Spitze der Regionalliga Südwest. Für den Klub mit seiner eingeschworenen Fan-Gemeinschaft ist zu wünschen, dass das lange so bleibt. Vielleicht kann dann am Ende dieser Spielzeit erneut der Aufstiegssong von 1999 aufgelegt werden. „Oh, Schorsch, is des schee“. 

 

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