Unser heutiger Experten-Tipper ist der 58-jährige Stefan Rieth, der in Niederselters wohnhaft ist und dort auch seine ersten Schritte beim Fußball absolviert hat. Welche bekannten Trainer er hatte und was er sonst noch so schönes berichtet, erfahrt ihr in unserer weiteren Ausgabe des FLW24 Experten-Tipp an diesem Donnerstagmorgen.

Wir wünschen Euch wie immer sehr viel Spaß dabei !!!

Startschuss im Heimatverein im Jahr 1972

Wie die meisten unserer Teilnehmer in dieser tollen Rubrik, startete Stefan natürlich auch sehr früh – im Alter von 6 Jahren – mit dem tollen Sport in seinem Heimatverein bei der SG Selters. Schon als kleiner Junge eilte er dem runden Leder hinterher und war auf den anliegenden Bolzplätzen – und Orte an denen sich die Kinder zum Fußball spielen trafen - anzutreffen. Nach der Schule ging es so schnell es geht auf den alten Sportplatz (Hartplatz) am Bahndamm in Niederselters. Hier gab es für die meisten Kinder nichts wichtigeres, als von mittags bis es dunkel wurde unter Freunden und Gleichgesinnten Fußball zu spielen. Auf dem Sportplatz trafen sich zur damaligen Zeit die fußballbegeisterten Kinder verschiedener Altersklassen – es wurde gewählt oder einfach Mannschaften festgelegt, um dann stundenlang einfach nur zu kicken und Spaß zu haben.

Im Verein waren die ersten Trainer Johann Walli und Rudi Sawetzki, die Stefan und die anderen Fußballjungs von der E-Jugend bis hoch zur A-Jugend begleiteten. Hier wurden die ersten Techniken vermittelt und vor allem einfach Spaß am Spiel, denn dies ist wohl der Grundstein für einen weiteren Verbleib. Stefan erinnert sich noch sehr gerne an die zahlreichen und tollen Jahre in der Jugend, sowie besonders an das Pfingstturnier in Niederselters, an dem auch zahlreiche internationale, aber auch überregionale, sehr gute Mannschaften teilnahmen. Namhafte Teams waren hierbei: SV VVA Amsterdam, FC Utrecht, die Eisbachtaler Sportfreunde, der SV Steinbach, FVgg Kastel 06 und der SV Darmstadt 98. „Es machte stets sehr viel Spaß, sich mit diesen „Ausnahmeteams“ zu messen und gegen sie auf dem Platz anzutreten – auch wenn man hierbei oft den Kürzeren zog, aber das nahm man halt in Kauf“, so Stefan immer noch begeistert. Schön und besonders waren für Stefan auch die gegenseitigen Besuche der holländischen Jugendspieler, die bei den Eltern zu Hause über Pfingsten untergebracht waren. „Im Gegenzug ging es dann für uns nach Amsterdam zu den Gastfamilien. Hier blickt Stefan auf ein großes Turnier als A-Jugendlicher in Amsterdam zurück, „man kam sich hierbei doch schon sehr wie ein Dorfkind vor, denn wir reisten aus unserem schönen, ruhigen Örtchen in eine europäische Weltstadt – um dort an einem großen Jugendturnier teilzunehmen.“

Was auch noch in prägender Erinnerung blieb, war ein Spiel in der damaligen A-Jugend (Bezirksliga Wiesbaden) gegen den SV Steinbach, „der uns mit den auflaufenden Spielern Otmar Stahl und Hubert Pötz – auf Seiten des SV Steinbach – mit 8:2 vom Platz fegte und enttäuscht und mit einer fußballerischen Lehrstunde nach Hause schickte“.

Seine Eltern unterstützten Stefan bei all seinen Tätigkeiten, so auch natürlich beim Fußball. Da sein Vater ebenfalls dem Ballsport sehr angetan und ein begeisterter Fußballer war, gab es hier auch niemals Streitereien. In jungen Jahren spielte Stefan als Mittestürmer und war hierbei sehr erfolgreich unterwegs. Zu einer Profikarriere oder einem höherklassigen Engagement sollte es aber leider nicht ausreichen, was er jedoch nie vermisste. Neben dem Fußball war unser Experten-Tipper auch noch ein sehr guter und erfolgreicher Tischtennis-Spieler. Hier spielte Stefan sogar in der Bezirksauswahl und überregional beim TTC Staffel. Da er sich irgendwann für eine Sportart entscheiden musste, fiel die Wahl selbstverständlich auf den Fußball, da er hier den meisten Spaß und Zusammenhalt im Team hatte.

Der begeisterte Bayern-Fan schwärmte in seiner Kinder- und Jugendzeit für die Fußballgrößen Gerd Müller und den leider zuletzt verstorbenen Bernd Hölzenbein aus Dehrn. „Zu dieser Zeit waren das echt tolle Spieler und die DFB-Elf war mit namhaften Fußballern besetzt. 1974 habe ich beim Endspiel der Weltmeisterschaft gegen Holland mitgefiebert (bei meiner Oma im Wohnzimmer mit Buntfernseher). In der Halbzeit ging es raus in den Hof, um hier noch schnell ein paar Bälle gegen die Wand zu bolzen. Als der Titel dann unter Dach und Fach war, bewunderte ich das einzige Auto, das mit einer Deutschlandfahne durch unseren Ort fuhr – was für ein Erlebnis zur damaligen Zeit.“

Übergang in den Seniorenbereich, eine tolle Zeit in Selters mit einem super Team

Im Seniorenbereich angekommen, benötigte Stefan doch zwei bis drei Spielzeiten, um sich an das körperlich intensivere Spiel und die härtere Gangart zu gewöhnen und somit Fuß zu fassen. Zudem war der Schichtdienst bei der DB auch nicht gerade förderlich, um hier jede Trainingseinheit besuchen zu können. So dauerte es etwas, bis Stefan seinen Stammplatz erobern konnte und ab dann fest gesetzt war. Ab der Saison 1986/87 war es dann aber soweit und unser Tipper wurde von seinem damaligen Trainer Friedel Müller in die 1. Mannschaft berufen. In diesem Jahr feierte er auch noch als „Junioren-Spieler“ (neu aufgestellte, heutige U23) den Kreispokalsieg. Zudem war er weiterhin in der Saison 1989/90 als Vizemeister erfolgreich. Hier musste man sich leider dem RSV Würges – als Meister der A-Liga (heutige KOL) – geschlagen geben, durfte aber trotzdem als Zweitplatzierter den Aufstieg in die Bezirksliga Wiesbaden (heutige Gruppenliga) feiern. In dieser Spielklasse belegte er mit seinem Team - als Aufsteiger - einen sensationellen 7. Platz. „Unter anderem fügten wir dem Tabellenführer FVgg Kastel 06, nach zweieinhalb Jahren, die erste Heimniederlage mit 3:0 wieder zu“, so Stefan stolz.

Misserfolge und eine schwere Zeit gab es bei Stefan, als er sich 1992 einen Kreuzbandriss zuzog und sich hier wieder langsam und mühselig herankämpfen musste, was für den bis heute ungeduldigen Sportsmann alles andere als leicht war. Durch diese schwere Verletzung fiel er in der Relegationsrunde zur Bezirksoberliga aus und konnte den unglücklichen Abstieg in die Bezirksliga nicht mitverhindern. Als ein weiteres „schreckliches“ Erlebnis bezeichnet Stefan das Nichtmitwirken im Kreispokalendspiel 1998 gegen den RSV Weyer. In diesem Fall war bereits eine Urlaubsreise gebucht, die unglücklicherweise genau in den Zeitraum, den so wichtigen Spiels fiel – „natürlich habe ich mich auch auf den Erholungsurlaub gefreut, aber es auch sehr bedauert, nicht an diesem so wichtigen Spiel teilnehmen zu können. Da blutet einem als leidenschaftlicher Fußballer doch schon das Herz.“

Stefan hatte bei der SG Selters eine sehr schöne und erfolgreiche Zeit. Er erinnert sich oft und gerne an diese Dinge zurück. In besonderer Erinnerung sind ihm die Spieler Jürgen Walli, sein Sturmpartner Milenko Dedic sowie Michael Clauss geblieben. Letzterer wollte eigentlich beim TuS Eisenbach anheuern, wurde hier aber wohl wieder nach Hause geschickt, was sich dann als Glücksgriff für die SG Selters erwies. „Michael Clauss schlug bei uns ein wie eine Granate und war nach nur einem Training sofort Stammspieler in der 1. Mannschaft. Ebenso zu erwähnen ist der Edeltechniker und unser damaliger Spielertrainer Winfried Heep. Mit ihm feierten wir, mit nur einer Niederlage in der kompletten Saison 1993/94, die Meisterschaft in der Bezirksliga Limburg.“ Nach über 600 Spielen (zum größten Teil in der Gruppenliga, Kreisoberliga und A-Liga) beendete Stefan seine aktive Karriere bei der SG Selters im Jahr 2001 mit 35 Jahren.

Trainertätigkeit ab dem Jahr 2006 – von den Minikickern bis hoch zu den Senioren

Im Jahr 2006 suchte Stefan – gemeinsam mit Georg Bäcker – eine neue Herausforderung und fand diese bei den Minikickern (Jahrgangs 2001 und 2002) als Trainer. Somit wurde hier die Stunde seiner Jugendtrainertätigkeit geboren. Hierbei konnte er auch seinen Sohn Tom trainieren und von klein auf begleiten. Von den Minikickern bis zur A-Jugend trainierte unser Experten-Tipper danach alle Jugendmannschaften des Jahrganges 2001/2002 - von 2006 bis 2019 - (Ausnahme 2016, da sein Sohn hier beim SV Wehen Wiesbaden spielte) bei der SG Selters. Anschließend übernahm er die 2. Mannschaft der SG Selters für zwei Jahre und ist ab der Saison 2022/23 mit dem aktuellen Spielertrainer Benjamin Maurer als Trainer verantwortlich für die 1. Mannschaft in der KOL. „Dabei bin ich vor allem stolz darauf, dass einige Spieler - die 2006 als Minikicker bei mir angefangen haben - noch heute bei Seniorenmannschaft der SG spielen“, so Stefan immer noch sehr stolz und begeistert.

Erfolge wurden in seiner Zeit als Jugendtrainer natürlich auch gefeiert. Hier nennt Stefan nachfolgende Titel:

E-Junioren:

Saison 2012/2013: (Hallenkreismeister, Kreispokalsieger, Kreismeister)

D-Junioren:

Saison 2013/2014: (Aufstieg in die Gruppenliga Wiesbaden)

C-Junioren:

Saison 2015/2016: Kreismeister (alle Spiele gewonnen), Kreispokalsieger

Saison 2016/2017: Hallenkreismeister

A-Junioren:

Saison 2018/2019: Kreispokalsieger.

„Besonders die Auslandsfahrten zu den internationalen Turnieren mit den verschiedenen JSG-Jugendmannschaften nach Barcelona, Rimini und mehrmals in die Niederlande haben den tollen Zusammenhalt und Teamgeist dieses Jahrganges geprägt - und das leben die Jungs noch heute bei der SG Selters/Erbach aus.“

Einschätzung des regionalen Fußballs und Ausblick zur EM 2024 in Deutschland + kleine private Einblicke

Stefan ist der Meinung, dass der Amateurfußball in unserer Region in den letzten Jahren extrem athletisch geworden und von Taktik geprägt ist. Mit Sorge blickt er in die Zukunft und befürchtet, dass es in den kommenden Jahren mehr Spielgemeinschaften geben wird, da sich auch das Freizeitverhalten der Jugend deutlich verändert hat und Fußball - bzw. auch andere betriebene Sportarten – nicht mehr die oberste Priorität genießt. Besonders auffällig ist für mich, dass etliche Vereine keine A-Juniorenmannschaften mehr stellen können und somit der Nachwuchs für die Seniorenmannschaft sehr, sehr dünn ausfällt“, so Stefan besorgt.

Zur Heim-EM befragt, gibt Stefan folgende Einblicke und Prognosen: „Ich hoffe natürlich auf ein ähnliches Sommermärchen wie 2006, aber ehrlich gesagt sind meine Hoffnungen nicht allzu groß in das spielerische Vermögen unserer Jungs in der Nationalmannschaft. Zwar hat sich in den letzten beiden Auftritten gezeigt, dass es auch anders geht, aber ob dies auch konstant auf das Turnier übertragbar sein wird ist fraglich.“

Der bekennende Bayern-Fan – der Bayer Leverkusen aber den Titelgewinn und weitere mögliche Feierangelegenheiten gönnt – schaut sehr gerne auf der vollbesetzten Couch mit seinen Fußballjungs die Bundesligakonferenz. Hierbei kann er entspannen und erlebt freudige Ereignisse gemeinsam im Kreise von Gleichgesinnten. Zudem blickt er sehr gerne auf die tollen Sommerurlaube am Gardasee mit seiner Familie und dem kleinen Sportboot zurück – „das sind Erlebnisse, die mir keiner nehmen kann und auf die ich sehr stolz und dankbar bin.“

Wir bedanken uns bei dem sehr sympathischen Sportsmann Stefan Rieth und wünschen ihm alles erdenklich Gute, weiterhin viel Gesundheit und natürlich auch das nötige Glück im Leben. Vielen Dank für Deine Mühe, Zeit und die schönen Einblicke, die Du uns hiermit ermöglicht hast.

Wenn Du 3 Wünsche hättest, welche wären das?

1.  Gesundheit für die Familie.
    
2.  Frieden auf der Welt.
    
3.  Sich wieder FÜR den ehrlichen Amateurfußball zu entscheiden, anstatt auf die "Blase" Profifußball.

Nachfolgende Begegnungen wurden von Stefan Rieth und FLW24 getippt: