Unsere heutige Experten-Tipperin ist eine Weltmeisterin aus 2014 - Kathrin Schermuly. Die 28-jährige aus Niederbrechen spielt heute, zusammen mit ihrer Schwester Julia, in der 2. Bundesliga bei der SG 99 Andernach und hat im Frauenfußball schon so einiges erlebt. Sie erzählt uns von ihrem Weg von den Jungs bei der JSG Brechen über Erbach und Limburg in die 2. Bundesliga und zum unvergesslichen Weltmeistertitel. Darunter weitere Erfolge und Highlights, wie das DFB-Pokalspiel vor 4.300 Zuschauern gegen den FC Bayern München und ein internationales Turnier in Schweden.

Die Anfänge alleine unter Jungs

Bereits im Alter von 5 Jahren begann Kathrin mit dem Vereinsfußball in ihrem Heimatort Niederbrechen und behauptete sich bis zur C-Jugend gegen die Jungs. Nach vielen erfolgreichen Jahren beim FCA Niederbrechen und später der JSG Brechen, wechselte sie zur C-Jugend mit einer Gastspielerlaubnis das erste Mal in eine richtige Mädchenmannschaft. Während Kathrin mit den Jungs in Brechen weiterhin in der C-Jugend kickte, spielte sie gleichzeitig auch in der B-Jugend beim SV Erbach. Diese drei Jahre in Erbach beschreibt sie als, „überragende Jahre, in denen ich viele neue Freundinnen gefunden habe und wir sehr viel Spaß zusammen hatten.“ In einer neu zusammengestellten Mannschaft, in der viele Mädels gerade erst mit dem Fußball angefangen hatten, gelang im zweiten Jahr direkt die Kreismeisterschaft. In dieser unfassbaren Saison von 2010/11 erzielte die Mannschaft 121 Tore in nur 18 Spielen und stieg souverän in die Gruppenliga auf. In der darauffolgenden Saison wurde Kathrin und ihre Mannschaft dann Zweiter in der Gruppenliga hinter dem 1. FFC Runkel. Die heute 28-jährige erinnert sich gerne an die erfolgreiche Zeit und an ein unvergessliches internationales Turnier in Göteborg zurück.

Leichtathletik, Gastspielerlaubnis und Niederbrechen

In ihrer Kindheit konnte Kathrin sich neben dem Fußball außerdem auch für Leichtathletik begeistern und war damals auch auf hessischen und süddeutschen Meisterschaften aktiv. Leider fielen die Wettkämpfe und die Spiele oft auf den selben Tag und so musste Kathrin sich für eine Sportart entscheiden. Rückblickend schätzt sie es so ein, dass „ich in der Leichtathletik etwas erfolgreicher war und wahrscheinlich mehr Chancen gehabt hätte. Aber ich habe mich für Fußball entschieden. Der Mannschaftssport hat mir mehr gefallen. Ich mochte es nicht bei Einzelsportarten so im Fokus zu stehen und war sehr gerne mit der Mannschaft unterwegs.“ Während all den Jahren mit Leichtathletik, Fußball bei den Jungs und gleichzeitig Gastspielerlaubnis bei den Mädchen waren laut Kathrin, ihre Eltern die größten Unterstützer und haben sie überall hingefahren.

Die ersten Seniorenjahre als B-Jugendliche beim VfR 07 Limburg

Im Jahr 2011 begann dann ein neuer Abschnitt im Leben von Kathrin. Zusammen mit Lea Hartmann und Mareike Meurer wechselte sie als B-Jugendliche zum VfR 07 Limburg und beendete somit auch schließlich die Zeit bei den Jungs. In diesem ersten Jahr wurde Kathrin direkt mit der B-Jugend Meister in der Gruppenliga und durfte auch schon Erfahrung bei den Damen mit der ersten Mannschaft in der Hessenliga und mit der zweiten Mannschaft sammeln. Den Übergang in den Seniorenbereich beschreibt sie so: „Fußballerisch bin ich damit sehr gut klargekommen. Als Mädchen fängt man als älterer B-Jugend Jahrgang an bei den Frauen mitzuspielen. Der Altersunterschied zu Mitspielerinnen war schon enorm, da war ich schon froh mit Lea und Mareike bekannte Gesichter bei mir zu haben.“ Nach nur einem Jahr wechselten Kathrin und Lea weiter zur Eintracht Wetzlar in die Regionalliga, auch wenn ihr diese und weitere Vereinswechsel nie leichtgefallen sind.

Weltmeisterschaft in Kanada und der Traum vom Profifußball

Natürlich gab es zu dieser Zeit auch die Gedanken Profifußballerin zu werden, wenn man bereits mit so jungen Jahren in der Regionalliga spielt. In der U19 wurde Kathrin dann das erste Mal von Bettina Wiegmann in die Nationalmannschaft berufen und durfte ihr Debüt gegen England geben. Im Jahr darauf war dann das bis heute größte Highlight ihrer Karriere – die U20 WM in Kanada. Zusammen mit Spielerinnen wie Lina Magull, Sara Däbritz und Linda Dallmann kam sie jedes Spiel zum Einsatz und holte sich schließlich den Weltmeistertitel. „Besonders in Erinnerung bleibt mir das Spiel gegen die Heimmannschaft Kanada vor 22.000 Zuschauern. Das hat einfach Spaß gemacht. Das Finalspiel gegen Nigeria war ebenfalls sehr emotional. Ich weiß noch, dass ich nach dem Spiel zur Dopingkontrolle musste und dadurch die Busfahrt zum Hotel nicht miterlebt habe, aber die Nacht im Hotel konnte ich mit der Mannschaft weiter feiern.“ Und damit nicht genug, als sie wieder zurück nach Niederbrechen kam erwartete sie ein herzlicher Empfang des ganzen Ortes. „Als ich aus Kanada zurückkam und bei uns auf dem Hof ein Überraschungsempfang mit dem Blasorchester vom TV Niederbrechen stattgefunden hat, war ich überwältigt! Dass so viele Leute wegen dem Titel zu uns kamen war unbeschreiblich schön.“ Der Erfolg hielt auch im nächsten Jahr weiter an, als die Niederbrechenerin mit Wetzlar Meister wurde und von der Regionalliga in die 2. Bundesliga aufstieg. Man könnte meinen, sie hätte es doch jetzt schon zur Profifußballerin geschafft? Doch Kathrin erklärt uns, warum das nicht so ist: „Aber selbst als Zweitligaspielerin bin ich kein Profi. Frauenfußball ist diesbezüglich nicht mit den Männern vergleichbar.  Es müssen viele Faktoren stimmen, damit ich den Schritt gehen würde oder gegangen wäre. Mein Studium, mein beruflicher Werdegang und unser landwirtschaftlicher Familienbetrieb waren mir auch sehr wichtig und ich wollte das alles unter einen Hut bekommen. Ich trauere auch keiner entgangenen Chance hinterher.“

Aktive Karriere in der 2. Bundesliga

Doch bis heute noch ist die Weltmeisterin in der 2. Bundesliga aktiv. Zwischen den Jahren 2015/16 bis 2018/19 bei der Eintracht Wetzlar, später FSV Hessen Wetzlar spielte unsere Experten-Tipperin konstant in der 2. Bundesliga und schnupperte in der Saison 2016/17 sogar am Aufstieg in die Bundesliga. In dieser langen Zeit entstand auch die „Wetzlar-Crew“ mit der sie noch bis heute Kontakt hält und jährlich in den Urlaub fährt. Im Jahr 2019 musste Kathrin dann eine harte Entscheidung treffen und wechselte nach dem Abstieg, zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Julia, zur SG 99 Andernach. Dort spielen Kathrin und ihre Schwester noch heute und konnten in den letzten Jahren gemeinsam tolle Erfolge feiern. Darunter war zum einen der 3. Platz in der 2. Bundesliga und das DFB-Pokalspiel gegen den FC Bayern vor 4.300 Zuschauern, wo sie zum Schluss knapp mit 0:2 verloren. Während solch eine Niederlage, dennoch eine tolle Erfahrung ist, ärgert sich die 28-jährige bis heute über eine sehr unbeholfene Situation in der aktuellen Saison: Bereits in der ersten Halbzeit wurde sie mit ihrer ersten gelb-roten Karte in die Kabine geschickt - dumm und ärgerlich gelaufen. Zur Zeit (Stand steht Kathrin mit ihrem Team - der SG 99 Andernach - auf dem 1. Tabellenplatz, punktgleich mit dem Traditionsverein im Frauenfußball 1. FFC Turbine Potsdam. Für jeden Fußballer eine tolle Sache, denn das würde den direkten Aufstieg in die Frauen-Bundesliga bedeuten, allerdings hat der Verein nicht gemeldet aus lizenztechnischen Gründen. „Auf der einen Seite ist es schön nun dort oben zu stehen, auf der anderen Seite natürlich bitter nicht aufsteigen zu können", so Kathrin etwas traurig.  

Frauenfußball im Wandel und in der Region

„Ich denke der Frauenfußball erhält immer mehr Zuspruch, was mich sehr freut, aber auch noch ausbaufähig ist“, erklärt sie die aktuelle Situation. Daher wünscht sie sich, dass mehr Mädchen, vor allem bei uns im Kreis, Fußball spielen. Die Spiele der Jungs und Mädels sollten sich nicht überschneiden, sodass man für beide Mannschaften spielen und in beiden Teams Erfahrungen sammeln kann. Außerdem wünscht sie sich, „dass die Mädels auch bis in den Seniorenbereich gehen und es mehr Mannschaften bei uns im Kreis gibt, damit man für Spiele oder Trainingseinheiten nicht so viel Zeit und Kilometer investieren muss.“

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Kathrin für die super tollen Einblicke ihrer sehr erfolgreichen Karriere als Fußballerin und wünschen ihr alles erdenklichGute, vor alem viel Gesundheit sowie natürlich den sportlichen, aber auch privaten Erfolg im Leben. Bleib so wie Du bist !!!

Wenn Du 3 Wünsche hättest, welche wären das?

1.  Endlich Frieden auf der Welt.
    
2.  Gesundheit für meine Liebsten.
    
3.  Verletzungsfrei bleiben.

Nachfolgende Begegnungen wurden von Kathrin Schermuly und FLW24 getippt: