flw24 Experten-Tipp

Der flw24 Experten-Tipp mit Michael Walther

Unser heutiger "Experten-Tipper" ist Michael Walther. (Foto: privat)

Voller Stolz mit der Fußball-Legende Fritz Walter. (Foto: privat)

"Wunder von Niedertiefenbach". (Foto: privat)

(Foto: privat)

Seit 2020 hat Michael für sich die Imkerei entdeckt und betreut aktuell sechs Bienenvölker. (Foto: privat)

Michael mit seinem Sohn Julius. (Foto: privat)

Michael mit seinen Trainer-Kollegen. (Foto: privat)

U15 des JFV Dietkirchen/Offheim. (Foto: privat)

Der heutige Experten-Tipp kommt von Michael Walther, Co-Trainer der C1-Jugend des JFV Dietkirchen/Offheim. Der 45-jährige, der mit seiner Familie in Hirschhausen lebt, kickte in seiner Jugend bei der JSG Löhnberg/Niedershausen/Obershausen, die damals im Kreis unschlagbar war. Bei den Senioren war er Teil des „Wunders von Niedertiefenbach“, als der SG NO im Jahr 2003 nach einer 1:3-Hinspielniederlage in der Relegation doch noch der Aufstieg in die Bezirksklasse gelang. Über weitere Anekdoten aus seiner aktiven Zeit und Ratschläge, die er den jungen Talenten und deren Eltern gerne mitgeben würde, erfahrt ihr mehr im nachfolgenden Artikel.

Viel Spaß beim Lesen!

 

Anfänge auf dem „Stoppelfeld“ in Löhnberg

Michael wuchs in Löhnberg auf und verbrachte seine Jugendzeit nahezu täglich auf dem „Stoppelfeld“, einer Wiese nahe seinem Elternhaus, die als Bolzplatz genutzt wurde. Sein Vater hatte damals aus alten Balken ein Tor zusammengenagelt, und so imitierten Michael und sein damals bester Kumpel Jan Weller jeden Nachmittag ihre Helden aus der Sportschau. Die großen Idole in den 80ern waren Pierre Littbarski, Thomas Häßler, Lothar Matthäus oder Rudi Völler, denen die beiden nacheiferten. Michaels Vorbilder waren vor allem Littbarski und Häßler – beide waren feine Techniker mit einer sehr guten Spielübersicht, die Michael auch sich selbst zuschreiben würde.

 

JSG Löhnberg/Niedershausen/Obershausen – „von der F- bis zur C-Jugend unschlagbar“

Bereits mit 5 Jahren begann Michael auch im Verein zu kicken, nämlich beim TuS Waldhausen. Noch in der F-Jugend folgte der Wechsel zur JSG Löhnberg/Niedershausen/Obershausen, wo er bis zur C-Jugend spielte. „Wir waren von der F- bis zur C-Jugend in meinem Jahrgang unschlagbar im Kreis. Ich war Stürmer und habe mit Andre Hahn mal gemeinsam über 60 Tore in einer Saison erzielt. Wenn ich die heutigen Jugendspieler mit Andre vergleiche, war er schon in der F- und E-Jugend ein Phänomen. Sein großes Idol war Rudi Völler und Andre hat bereits in diesen Jugenden unzählige Kopfballtore gemacht“, erzählt Michael. Eine andere starke Mannschaft war auch der FC Burgsolms, der damals als Sprungbrett zur Eintracht galt. Einige von Michaels Mitspielern, wie Andreas Michler, Oliver Hamm, Daniel Eisel oder Jan Weller, wechselten irgendwann dorthin. „Aber alle diese Talente sind – soweit ich das in Erinnerung habe – nicht viel höher als Bezirksoberliga gekommen.“

Ein tolles Erlebnis aus Michaels Jugendzeit war auch ein Turnier, bei dem er mit der JSG mal gegen die Junioren des 1.FC Kaiserslautern gespielt hatte: „Das war ein Highlight. Mein Vater hat damals sehr viele Fotos gemacht und ich habe einen Schatz an Fotos aus dieser Zeit.“

 In der C-Jugend musste der heute 45-jährige aus gesundheitlichen Gründen zwischenzeitlich aufhören und stieg dann Ende der B-Jugend auf Wunsch seines bis heute besten Freundes Markus Zeiler beim TuS Gaudernbach wieder ein. In der A-Jugend ging es dann zurück zur JSG Löhnberg/Niedershausen/Obershausen.

Parallel zum Fußball spielte Michael auch lange Zeit Tennis und das „auch nicht ganz so schlecht. Als Jugendlicher spielte ich mit 15/16 Jahren bereits in der 1. Herrenmannschaft auf Bezirksklassen-Niveau. Auch dort habe ich sehr schöne Erfahrungen bei den ganztägigen Medenspielen gesammelt“, erzählt er von seinem zweiten Hobby. Als dann aber beim Fußball der Wechsel in den Seniorenbereich folgte, gab Michael das Tennisspielen aus Zeitgründen auf.

 

Erste Station bei den Senioren: FSG Weilburg/Löhnberg

Seine erste Station bei den Senioren war die nur eine Saison existierende FSG Weilburg/Löhnberg. An sein erstes Training kann sich Michael bis heute noch gut erinnern: „Das war auf dem Hartplatz in Löhnberg unter Trainer Gerold Iske. Nach zwanzig Minuten hatte ich die ersten Wadenkrämpfe. Die Tempoumstellung war enorm gegenüber dem Jugendtraining und -spielen.“ Sportlich lief es in seiner ersten Saison nicht so gut. Die Mannschaft verschliss innerhalb einer Saison drei Trainer, weil die sportlichen Erwartungen nicht erfüllt wurden. Michael selbst, der von Spielausschussmitglied Armin Schwalbach damals als Diamant bezeichnet wurde, den man noch schleifen müsse, gewöhnte sich langsam an die neuen Begebenheiten und stand gegen Ende der Saison auch regelmäßig in der Startelf. Nach einer Saison war es allerdings schon wieder vorbei mit der Spielgemeinschaft. „Die FSG war ein zusammengekaufter Haufen mit ein paar Spielern, die in höheren Klassen gekickt hatten. Lais Mrad Agua beispielsweise, der heute glaube ich in der Schweiz lebt. Letztlich hat sich die FSG dann wegen Ungereimtheiten in den Vorständen und Finanzproblemen wieder aufgelöst.“

 

Über den TuS Bonbaden zurück in die Heimat zur SG Niedershausen/Obershausen

Anschließend wechselte Michael für eine Saison zum TuS Bonbaden. Peter Nagel, heute Trainer beim FC Burgsolms, schenkte ihm zwar nur selten das Vertrauen, dennoch bezeichnet Michael die Zeit beim TuS als eine sehr förderliche Station. Trotz wenig Spielzeit hat er unter Peter Nagel und in der Truppe, die damals in die Bezirksoberliga aufgestiegen ist, sehr viel dazu gelernt.

Danach spielte Michael bis zum Ende seiner Laufbahn bei der SG Niedershausen/Obershausen und war beim „Wunder von Niedertiefenbach“ 2003 als aktiver Spieler dabei: „Nachdem wir im Vorjahr in der Relegation von der A-Liga zur Bezirksklasse am RSV Dauborn gescheitert waren, hatten wir in diesem Jahr wieder die Chance. Im Hinspiel in Niedershausen hatte ich als letzter Mann vor mehreren hundert Zuschauern einen rabenschwarzen Tag. Bedingt durch einen Platzfehler, den natürlich nur ganz wenige neben mir auf dem Hartplatz wahrgenommen haben, habe ich über den Ball getreten und der Niedertiefenbacher Spieler hatte freie Bahn zum 0:1. Beim 1:3 wurde ich dann zur Krönung am Sechzehner getunnelt. Das hat sich eingeprägt. Zurecht haben mir die Trainer Emmerich Reif und Heiko Selinger im Rückspiel in Niedertiefenbach nicht mehr das Vertrauen geschenkt. Ich selbst hatte auch den Glauben verloren. Das wir dann dort 5:1, am Tag der Kirmes in Obershausen, als Sieger der Relegation vom Platz gegangen sind, hat zu einem unvergesslichen Tag geführt“, erzählt Michael vom größten Erfolg seiner Laufbahn.

Im Laufe der Jahre hat Michael natürlich viele Freundschaften geknüpft und steht bis heute noch mit einigen ehemaligen Mitspielern und Trainern in Kontakt. Heiko Selinger, der ihn damals mit zum TuS Bonbaden genommen hatte und lange sein Spielertrainer bei der SGNO war, ist bis heute ein dicker Kumpel von ihm. In Erinnerung geblieben ist ihm auch Andreas Heinz, „ein überragender Zehner, Schlitzohr und Pfundskerl in der 3. Halbzeit. Bis heute freue ich mich immer, ihn irgendwo zu treffen, genau wie die anderen Recken der SGNO aus dieser Zeit.“ Dazu gehören unter anderem Marco Sauer, überragender Kapitän und Verteidiger der Truppe, Alexander Frank, der heute noch in der Reserve der SGNO kickt und auch ein superfeiner Techniker war, sowie Thomas Halfar, der mit Frank in der A-Liga in der Aufstiegssaison einen Spitzensturm gebildet hat. Von seinem einjährigen Intermezzo beim TuS Bonbaden sind ihm Christoph Schamp als überragender Sechser und Ludovico Cristiano, der als Zehner den Ball förmlich gestreichelt hat, in guter Erinnerung geblieben.

 

Jugendtrainer bei der heimischen JSG und beim JFV Dietkirchen/Offheim

Nachdem Michael seine aktive Laufbahn im Alter von 27 Jahren wegen gesundheitlicher Probleme beenden musste, trainierte er verschiedene Jugendmannschaften bei der JSG Löhnberg/Niedershausen/Obershausen und dem TuS Hirschhausen.

In der Corona-Saison wechselte er dann mit seinem Sohn Julius zum JFV Dietkirchen/ Offheim, wo das Talent des Sohnes weiter gefördert werden sollte. Seinem Sohn hat er seine gute Technik und seine Spielübersicht vererbt, aber Julius sei „technisch noch stärker, als ich in seinem Alter war. Wir hatten den Linken damals nur, damit wir nicht umfallen. Ich habe Julius, seitdem er laufen kann und beim Kicken im Haus mit allem, was rollte, immer und immer wieder auch auf dem linken Fuß angespielt. Das halte ich für das A&O im Jugendbereich – die Beidfüßigkeit. Verfeinert wurde das dann bei Harry Karger in der Fußballakademie, die ich allen Eltern von talentierten Fußballern nur ans Herz legen kann. Hier lernen die Jungs das 1x1 des Fußballs.“

Beim JFV ist Michael als Co-Trainer von Thomas Hastrich des Jahrgangs 2009 tätig. Bereits in der ersten Saison gelang der Kreispokalsieg und das Erreichen der Meisterrunde in der Gruppenliga mit den D1-Junioren. In der C2-Jugend erhielt das Trainerduo dann Verstärkung durch Rainhard Schulz, der früher selbst im Jugendbereich bei Bayer Leverkusen kickte: „Rainhard war ein Geschenk des Himmels. Was er den Jungs vermittelt, hat mir nie irgendein Trainer vermittelt. Es macht riesigen Spaß, die Jungs zu dritt weiterzuentwickeln“, sagt Michael. Darüber hinaus unterstützt er den Vorstand vom JFV Dietkirchen/Offheim bei der Pressearbeit und anderen organisatorischen Dingen und ist als Kassierer beim TSV Hirschhausen tätig.

 

„Legt die Handys weg und geht kicken“ – Michaels Appell an die Jugend

Die Arbeit mit den Jugendlichen macht Michael großen Spaß, dennoch beobachtet er einige Zustände und Entwicklungen auch mit Sorge. Er findet, dass die Kids heute zu wenig Zeit auf dem Bolzplatz verbringen und lieber mal das Handy weglegen sollten. „Der erste Kontakt ist essenziell wichtig und das schulst und lernst du auf dem Bolzplatz und nicht an der Spielekonsole“, sagt Michael. Zudem seien die Jugendlichen heute zu verwöhnt und zu satt: „Rainhard hatte letztes Jahr ein Freundschaftsspiel gegen Fortuna Köln ausgemacht. Viele der Jungs, die dort kicken, haben nur ein Ziel: Raus aus den ärmlichen Verhältnissen. Dafür investieren sie jede freie Minute in Fußball und das merkst du dann auch in den Spielen. Ähnlich erging es uns bei unserer Spanienreise, als wir in dem Viertel gekickt haben, in dem Lamine Yamal groß geworden ist“, schildert der 45-jährige seine Eindrücke.

Aber nicht nur den Jugendlichen, sondern auch deren Eltern würde Michael gerne etwas mitgeben. Er würde sich wünschen, dass die Eltern die Chancen ihrer Kinder, Profifußballer zu werden, realistisch einschätzen. Dazu würde er die Doku „Projekt Profi“, die er als sehr sehenswert empfand, empfehlen. Das Fazit dieser Sendung: Wer nicht in der U14-Nationalmannschaft spielt, hat so gut wie keine Chance, Profi zu werden. Er würde den Eltern raten, ihre talentierten Kinder lieber zu Vereinen wie dem JFV Dietkirchen/Offheim oder dem FC Burgsolms zu schicken: „Das ist fahrtechnisch noch verträglich und dort werden sie gut ausgebildet. Kinder im jungen Alter viermal die Woche in ein NLZ nach Wehen, Frankfurt oder Darmstadt zu fahren, raubt dem Kind die Jugend und den Eltern die Zeit. Wer wirklich den ganz großen Schritt wagen möchte, kommt an einem Internat nicht vorbei. Und auch dort sind die Kids letztlich nur eine Nummer. Andre Arbes, der mit mir bei der SGNO gekickt hat, hat es erlebt: Von heute auf Morgen wurde er beim KSC aussortiert. Am Ende reichte es zur Oberliga oder Landesliga beim FSV Braunfels“, schildert Michael. Die Grundlagen könnten die Kids auch bei Vereinen wie dem FC Burgsolms oder dem JFV Dietkirchen/ Offheim erlernen, wenn sie überregional kicken. „Andere Vereine, die den JFV verteufeln, möchte ich nur daran erinnern, dass auch sie ein Interesse haben sollten, wenn der LDK oder der LM überregional vertreten werden und Kids gut ausgebildet werden. Meistens kommen die Jungs, die dort spielen, gut ausgebildet zurück zu den Heimatvereinen. Somit profitiert letztlich der gesamte Landkreis.“

 

Fehlende Investitionen in den Sport an der Basis sind ein Problem

Damit die Jugendlichen aber weiter gut ausgebildet und trainiert werden können, würde sich Michael von den politischen Verantwortlichen wünschen, dass deutlich mehr Geld in den Sport investiert werde: „Einerseits klagen wir über die schlechten Ergebnisse, andererseits sind wir als Gesellschaft aber nicht bereit, Geld in die Ausbildung und den Sport an der Basis zu stecken. Wir bauen ein Leistungszentrum für die Nationalmannschaften für 180 Mio. €, aber speisen Stützpunkttrainer mit 300€ monatlich ab. Außerdem habe ich kürzlich in einer ARD-Doku gesehen, dass die Toplizenzen für Jugendtrainer bis zu 20.000 € kosten. Das ist völlig absurd“, findet der 45-jährige. Die Trainer würden schließlich auch ihre Freizeit opfern und sollten dafür angemessen honoriert werden. Seiner Meinung nach kann es Fußballtraining nicht zum Nulltarif geben – „die Reit- oder Ballettstunde meiner Tochter kostet auch über 20€.“

Er schlägt vor, dass man beispielsweise von den Profis einen Solidaritätsbeitrag erheben könnte, den man direkt in den Amateurbereich ins Trainer- und Schiedsrichterwesen fließen lässt. „Das würde keinem Top-Profi weh tun, wenn man ihm 1% seines Gehaltes entzieht. Sie alle profitieren ja letztlich vom Amateurbereich.“

 

Neben seiner Tätigkeit als Co-Trainer des JFV hat Michael auch noch andere Hobbys, denen er in seiner Freizeit gerne nachgeht. Der 1.FC Köln-Fan widmet sich seit 2020 der Imkerei und betreut aktuell sechs Bienenvölker. Zudem spielt er bis heute regelmäßig mit Mannschaftskameraden aus der nur ein Jahr anhaltenden FSG Weilburg/ Löhnberg in seinem Stammtisch KaDaMu1999 Skat.

 

Wir bedanken uns bei Michael für die sehr schönen und interessanten Einblicke und wünschen Ihm - aber natürlich auch seiner gesamten Familie - alles erdenklich Gute, vor allem aber viel Gesundheit.
 

 

Wenn Du 3 Wünsche hättest, welche wären das?

 

  1. Gesundheit für meine Familie und Freunde
     
  2. Frieden auf der gesamten Welt
     
  3. Fünf Karten für mich, meinen Bruder, meine Frau, meiner Schwägerin und meinen Sohnfür einen Superbowl

 

 

Nachfolgende Begegnungen wurden von Michael Walther und FLW24 getippt:

             
  Heimmannschaft   Auswärtsmannschaft   Experten-Tipper FLW24
             
Hessenliga TuS Dietkirchen   FSV Fernwald   2:1 1:0
             
Verbandsliga FC Waldbrunn   FC Burgsolms   2:2 2:1
             
Gruppenliga SV Mengerskirchen   VfB Unterliederbach   0:2 1:1
             
Kreisoberliga TuS Dietkirchen II   SG Heringen/Mensfelden   2:1 3:1
             
Kreisliga A SG Niedertiefenbach/Dehrn   SG Merenberg   1:1 2:2
             
Kreisliga B I SG Selters/Erbach II   FC Zaza Weilburg   3:2 2:1
             
Kreisliga B II SG Steinbach/Obertiefenbach   TuS Staffel   1:3 2:3
             
Kreisliga C I TuS Dietkirchen III   TuS Löhnberg II   3:0 2:1
             
Kreisliga C II SG Niedertiefenbach/Dehrn II   SG Merenberg II   2:2 3:3
             
Kreisliga B/C Reserve SG Hangenmeilineg/Niederzeuzheim II   SG Oberlahn III   2:2 1:1
             
GL WI C-Junioren JFV Dietkirchen/Offheim   JSG Eltville/Rauenthal   1:0 3:2
             
2. Bundesliga SpVgg Greuther Fürth   SV Wehen Wiesbaden   2:1 1:2
             
Spiel des Lieblingsvereins 1. FC Köln    FC Bayern München   0:3 1:3