flw24 Experten-Tipp

Der flw24 Experten-Tipp mit Felix Schwarz

Unser heutiger "Experten-Tipper" ist Felix Schwarz. (Foto: privat)

Felix (Bildmitte) im Gespann. (Foto: Patrick Jahn)

SG Taunus - SV Mengerskirchen Saison 2021/22. Bernhard Müller (SV Mengerskirchen) - im Hintergrund - kann die Entscheidung von Felix offenbar nicht verstehen. (Foto: privat)

Felix mit "Fußballgott" Alex Meier - im Rahmen des Spiels der Eintracht Traditionself in Bad Camberg letzte Saison, wo Felix als Linienrichter mitwirken durfte. (Foto: privat)

Felix mit dem letzten Neulingslehrgang in Weyer. (Foto: privat)

Fürsorglicher Familienvater - Felix mit seien beiden Mädels. (Foto: privat)

Im heutigen Experten-Tipp wagen wir mal einen Perspektivwechsel und haben mit Felix Schwarz, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und stellvertretender Kreislehrwart im Kreisschiedsrichterausschuss Limburg-Weilburg, gesprochen. Der 37-jährige, der mit seiner Familie in Elz wohnt, erzählt uns von seiner eigenen fußballerischen Laufbahn und weshalb er 2017 die Seiten wechselte und Schiedsrichter wurde.

Mehr erfahrt ihr wie immer im nachfolgenden Artikel. Viel Spaß beim Lesen!

 

Anfänge bei der heimischen DJK/TSV Stadtprozelten in Unterfranken

Die fußballerische Laufbahn von Felix begann ganz klassisch auf der Straße vor der eigenen Haustür. Die Straßenlaterne und ein Rucksack dienten als Torpfosten und dann wurde mit den anderen Kids aus der Nachbarschaft draußen gekickt, bis es dunkel wurde. Ärger von den Eltern gab es dabei zum Glück nicht – denn die waren froh, „dass der Junge an die frische Luft kommt“, wie Felix heute sagt. Bereits als 5-jährigen meldeten die Eltern ihren fußballbegeisterten Sohn bei der heimischen DJK/TSV Stadtprozelten im unterfränkischen Landkreis Miltenberg in Bayern an. Bis heute erinnert sich Felix noch genau an sein allererstes Tor, dass er im Alter von 6 Jahren schoss: „Ein Abwehrspieler wollte eine Ecke klären und schoss mir den Ball so fest ans Knie, dass er unhaltbar ins Tor flog. Das steht sinnbildlich für den Rest meiner fußballerischen Laufbahn“, scherzt der heute 37-jährige. Mit seinen Jugendmannschaften war Felix immer recht erfolgreich und ein Kandidat für die Meisterschaft. „Einen großen Jugendverein wie hier Dietkirchen/Offheim oder den SV Wehen-Wiesbaden gab es in meinem Kreis damals nicht. Die Duelle waren tatsächlich oft knapp an der Spitze und wir waren nicht selten vorne mit dabei.“

In der B-Jugend erfolgte aufgrund eines Umzugs dann der Wechsel zum Miltenberger SV. Spielte Felix zu Beginn seiner Juniorenzeit noch in der Defensive als „Manndecker“, ging es im Laufe der Zeit immer weiter nach vorne, ab der A-Jugend agierte er bis zum Ende seiner Laufbahn als klassischer Mittelstürmer. Passend dazu war sein großes Idol immer der auf derselben Position beheimatete Weltmeister von 1990, Karl-Heinz Riedle. „Ich war so beeindruckt von seinem Timing beim Kopfball und dass er dadurch trotz seiner nicht überdurchschnittlichen Körpergröße so ein guter Kopfballspieler war. Etwas, was ich mir auf jeden Fall bei ihm abgeschaut habe“, sagt Felix über sein fußballerisches Vorbild.

 

Erste Seniorenjahre beim Miltenberger SV und „Doppelaufstieg“

Bereits als A-Jugendlicher trainierte Felix bei den Senioren des Miltenberger SV mit und bekam seine ersten Einsatzminuten bei den Herren, wodurch der Übergang fließend war. Diese Saison bezeichnet der 37-jährige bis heute als die schönste seiner Laufbahn. „Viermal Training und zwei Spiele pro Woche, quasi jeden Tag Fußball – das war für mich einfach das Beste.“ Am Anfang kam er hauptsächlich in der zweiten Mannschaft zum Einsatz, später in der Saison folgten auch die ersten Spiele bei der ersten Mannschaft des SV. Immer mit dabei war sein gleichaltriger Sturmkollege Fabian Buschmann, mit dem er sich nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz blind verstanden hat. „Wir haben uns in diesem Jahr gegenseitig so viele Buden aufgelegt, dass ich heute gar nicht mehr weiß, wie viele es waren. Gefühlt hat es jedes Wochenende nur geklingelt beim Gegner“, erzählt Felix. „Dazu sind wir, als wir frisch 18 geworden waren, stolz mit dem ersten Auto gemeinsam zu den Auswärtsspielen gefahren, natürlich mit voll aufgedrehter Musik. Das war eine tolle Zeit.“

Durch den fließenden Übergang war Felix, als er aus den A-Junioren rauskam, schon ein voll integrierter Teil des Teams, was ihm damals sehr geholfen hat. In seiner zweiten Saison, als fester Bestandteil des Seniorenteams, war es für ihn allerdings schwieriger. Die Konkurrenz war groß und gegen die anderen Stürmer im Kader, die zum einen bereits etablierte Stammspieler und zum anderen auch einfach besser waren, sah Felix kein Land und bekam wenig Spielzeit. Dadurch kam es oft zu Wochenenden, an denen er in der zweiten Mannschaft eine Halbzeit spielte, um dann bei der ersten Mannschaft auf der Bank zu sitzen und am Ende nur für die letzten 5-10 Minuten eingewechselt zu werden. Sportlich lief es für den Miltenberger SV damals allerdings super, auch wenn Felix, wie er selbst sagt, nur begrenzten Anteil daran hatte. „In meinen ersten beiden Seniorenjahren marschierte unsere 1. Mannschaft von der damaligen A-Klasse über die Kreisklasse direkt in die Kreisliga durch. Außerdem gewann unsere Mannschaft 2005 als unterklassiger Verein den Kreispokal.“ Daher kann sich Felix ebenfalls als „Doppelaufsteiger“ bezeichnen. In Erinnerung geblieben ist ihm vor allem das Pokalfinale 2005, das vor über 2000 Zuschauern stattfand und bei dem die Spieler damals sogar Einlaufkinder an der Hand hatten – „da fühlte man sich schon fast wie ein Profi.“

Nach dem zweiten Jahr beim Miltenberger SV wechselte Felix für eine Saison zum SV Weilbach in die C-Liga, um dort mehr Spielzeit zu bekommen. Im Jahr darauf kehrte er aber wieder zurück nach Miltenberg und wollte sich dort durchbeißen. Das gelang ihm auch: Nach einer starken Vorbereitung und auch aufgrund einer Verletzung des damaligen Top-Stürmers erkämpfte er sich einen Stammplatz, den er mehr oder weniger bis zu seinem studiumsbedingten Umzug nach Frankfurt behielt.

 

Studium in Frankfurt und Wechsel zum FV Eschersheim

Zu diesem Zeitpunkt trennten sich auch die Wege von Felix und seinem Jugendfreund und jahrelangem Sturmpartner Fabian Buschmann. Während Felix seine Zelte in Frankfurt beim FV Eschersheim und später beim SC Bürgel aufschlug, wechselte Fabian in die Landesliga Baden-Württemberg. Felix sagt, dass Fabian „der mit Abstand der beste Spieler war, mit dem ich je zusammengespielt habe. Heute kann ich es ja zugeben: Bestimmt die Hälfte meiner Tore habe ich nur geschossen, weil er sie mir idiotensicher aufgelegt hat.“

 

Start der Schiedsrichterlaufbahn im Kreis Offenbach

Nachdem Felix seine aktive Laufbahn irgendwann beendet hat und heute nur noch bei den Alten Herren des SV Ellar kickt, wechselte er die Seiten und wurde Schiedsrichter. 2017 begann er im Kreis Offenbach zu pfeifen und stieg relativ schnell bis in die Kreisoberliga auf. In der Saison 2020/21 hatte er sogar die Chance, noch weiter nach oben in der Gruppenliga zu pfeifen, doch der coronabedingte Saisonabbruch machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Seit 2022 fungiert er nun als Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und stellvertretender Kreislehrwart im Kreisschiedsrichterausschuss Limburg-Weilburg. Hier setzt sich Felix vor allem für die Förderung und Betreuung der Nachwuchsschiedsrichter ein, damit auch in Zukunft genügend Schiedsrichter für jedes Spiel da sind. Zudem absolvierte er 2022 eine Zusatzausbildung zum Schiedsrichterbeobachter und ist hierbei bis zur Gruppenliga aktiv.

 

Felix' Wunsch: Mehr Respekt und Verständnis für Schiedsrichter

Das Leben als Schiedsrichter ist bekanntlich nicht immer einfach, weshalb Felix an dieser Stelle einen Appell an alle Spieler, Trainer und Besucher auf den heimischen Sportplätzen richten will. Er würde sich wünschen, dass es auf den Sportplätzen an der Basis mehr Respekt und vor allem mehr Verständnis für den Schiedsrichter gibt. „Der Job ist viel schwieriger, als er aussieht, auch wenn man das manchmal nicht glauben will. Wir treffen Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen, und wenn wir mal falsch liegen, dann sicher nicht aus böser Absicht.“ Daher sei es aus seiner Sicht eigentlich unglaublich, dass Diskutieren und Meckern mittlerweile als „normal“ hingenommen würden. „Man stelle sich mal vor, der Schiedsrichter würde sich gegenüber den Spielern so verhalten wie die Spieler gegenüber dem Schiedsrichter. Jeden Fehlpass kommentieren, sie laut anschreien, etc. Da wäre man sofort Gesprächsthema im ganzen Fußballkreis. Aber umgekehrt ist es leider Normalität“, gibt Felix zu bedenken. Bei der Beurteilung von Schiedsrichterleistungen wäre seiner Meinung nach etwas mehr Reflektiertheit und manchmal auch Fachkenntnis wünschenswert. Bei der Menge an Entscheidungen, die ein Schiedsrichter pro Spiel zu treffen hat (an die 200), sei es ganz normal, dass es keine 100%-Quote geben könne. „Ich muss auch immer mit dem Kopf schütteln, wenn ich in Spielberichten lese, wie der Schiedsrichter für 1-2 vermeintlich falsche Entscheidungen kritisiert wird. Wir haben absolut kein Problem mit Kritik, aber diese sollte zum einen sachlich und zum anderen in entsprechender Art und Weise erfolgen. Außerdem sollte man, bevor man den Finger hebt, selbst nachdenken, ob man es denn besser könnte.“ Die Chance zu zeigen, dass man es besser könnte, bietet sich allen Interessierten ab Januar. Dort wird beim nächsten Neulingslehrgang wieder eine neue Riege an Schiedsrichtern für den Kreis Limburg-Weilburg ausgebildet.

 

Die Gemeinschaft als Stärke des Amateurfußballs

Trotz allem ist Felix nach wie vor mit großer Leidenschaft Teil des Schiedsrichterwesens. Das geht sogar so weit, dass er sich Spiele wegen des Schiedsrichters anschaue und nicht wegen den Mannschaften. Generell zieht der 37-jährige bei den Spielen mittlerweile den Gang auf einen Sportplatz in der Region den Spielen der Profis im Fernsehen vor. „Der Profifußball hat sich, zumindest in meinen Augen, völlig von der Basis entfremdet und ist ein reines Produkt geworden. Während ich noch vor zehn Jahren jede Minute Fußball im TV geschaut habe, die ich irgendwie kriegen konnte, interessieren mich heute höchstens noch die Spiele von Eintracht Frankfurt. Emotional habe ich mich da völlig entkoppelt.“

Stattdessen wünscht er sich eine Besinnung zurück auf die Stärken des Amateurfußballs. Die große Stärke ist aus seiner Sicht die Gemeinschaft. „Man kennt sich und weiß, dass man gemeinsam das gleiche Ziel verfolgt. Vom Kreisfußballwart bis zum Auswechselspieler in der D-Jugend wollen wir doch alle einfach nur, dass wir gemeinsam unserem geliebten Hobby nachgehen könnten. Das sollten wir uns immer wieder in Erinnerung rufen. Auf Kreisebene ist es natürlich auch für 90 Minuten ein „Gegeneinander“, aber vor dem An- und nach dem Abpfiff eben auch ein Miteinander. Es gibt doch nichts schöneres als die gemeinsame dritte Halbzeit“, sagt Felix.

In Felix‘ Leben gibt es aber natürlich nicht nur den Fußball und die Schiedsrichterei. In seiner Jugend spielte er auch einige Jahre nebenbei Tischtennis und Basketball, heute verbringt er seine freie Zeit am liebsten mit seiner Familie und den beiden kleinen Töchtern.

Zum Abschluss haben wir natürlich auch Felix noch gefragt, wie er die Chancen der Deutschen Nationalmannschaft bei der anstehenden Heim-EM im nächsten Sommer einschätzt: „Ich denke, dass Deutschland auf jeden Fall die Qualität hat, an einem guten Tag jede andere Nation zu schlagen. Wenn sich früh ein paar gute Ergebnisse einstellen und eine gewisse Euphorie entfacht wird, dann könnte ich mir vorstellen, dass es ein gutes Turnier wird.“

 

Wir bedanken uns bei dem netten und sympatischen Sportsmann Felix Schwarz für die tollen Einblicke und wünschen Ihm und seiner Familie viel Gesundheit, Glück und Zufriedenheit, sowie tolle und stressfreie Spiele als Schiedsrichter.

 

Wenn Du 3 Wünsche hättest, welche wären das?

 

  1. Weltfrieden
     
  2. Gesundheit
     
  3. Weniger Egoismus und mehr Empathie in der Gesellschaft

 

 

Nachfolgende Begegnungen wurden von Felix Schwarz und FLW24 getippt:

             
  Heimmannschaft   Auswärtsmannschaft   Experten-Tipper FLW24
             
Hessenliga RW Walldorf   TuS Dietkirchen   1:1 2:2
             
Verbandsliga SV RW Hadamar   TSV Steinbach II   2:1 3:1
             
Gruppenliga VfR 07 Limburg   TuRa Niederhöchstadt   3:2 2:0
             
Kreisoberliga RSV Würges   SG Selters/Erbach   3:1 2:2
             
Kreisliga A SG Oberlahn   SG Niedertiefenbach/Dehrn   4:0 3:1
             
Kreisliga B I TuS Waldernbach II   FCA Niederbrechen II   5:2 2:2
             
Kreisliga B II FSG Bad Camberg/Dombach   FSV Würges   3:1 2:1
             
Kreisliga C I SC Offheim II   VfR 19 Limburg   4:0 3:1
             
Kreisliga C II SG Weilmünster/Laubuseschbach   SG Villmar/Arfurt/Aumenau II   0:3 2:3
             
Kreisliga B/C Reserve SG Hangenmeilingen/Niederzeuzheim II   FCA Niederbrechen III   2:2 2:3
             
2. Bundesliga SV Wehen Wiesbaden   1. FC Kaiserslautern   1:2 2:2
             
Spiel des Lieblingsvereins Werder Bremen   Eintracht Frankfurt   0:2 1:1