flw24 Experten-Tipp

Der flw24 Experten-Tipp mit Sabrina Hofmann

Sabrina "Brühli" Hofmann (Foto: 1.FFC Runkel)

Sabrina (untere Reihe, links) in der Meistersaison in der D-Jugend mit den Jungs der JSG Arfurt/Seelbach/Ennerich (Foto: privat)

Mit der Bezirksauswahl 1993 beim Dallas Cup in den USA (Foto: privat)

Meister der Bezirksoberliga 1995/96 - die Frauen vom TuS Dehrn (Foto: privat)

Sabrina wie immer mit vollem Einsatz für ihren 1.FFC Runkel (Foto: privat)

Unser heutiger Experten-Tipp kommt von Sabrina Hofmann (geb. Brühl) aus Aumenau. Die 41-jährige, die bei allen nur als „Brühli“ bekannt ist, hat in ihrer langen Laufbahn einiges erlebt. Nach Stationen beim TuS Dehrn, VfR Limburg 07 und BG Marburg ist sie seit dem Ende ihrer aktiven Zeit heute als Co-Trainerin und Betreuerin beim 1.FFC Runkel aktiv und gibt uns ein paar spannende Einblicke in den Frauenfußball im Kreis Limburg-Weilburg in den letzten Jahrzehnten.

Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen!

 

Anfänge bei den Jungs

Für die gebürtige Arfurterin gab es schon von klein auf nur Fußball. Jeden Tag traf sie sich mit Freunden und anderen Kindern aus dem Dorf auf dem Sportplatz zum Kicken. Anders als heute, war der Arfurter Sportplatz damals noch ein Hartplatz, sodass Sabrina zu der Generation gehört, die noch auf der roten Asche das Fußballspielen erlernte. Mit 6 Jahren startete sie ihre Laufbahn dann auch im Verein und fing in der F-Jugend bei den Jungs der JSG Arfurt/Seelbach/Ennerich an. Das Maß aller Dinge in der Jugendzeit war damals die Mannschaft von Limburg 19, die jedes Jahr die Meisterschaft holte. „Außer einmal in der D-Jugend – da sind wir Meister geworden mit einem Torverhältnis von 92:12“, erinnert Sabrina sich an den größten Erfolg mit der JSG zurück. Trainer in ihrer Jugendzeit war damals Hermann Machoi aus Ennerich. Als dieser irgendwann aufhörte, übernahm der Arfurter Werner Müller das Ruder und trainierte Sabrina bis zur C-Jugend, wo sie dank einer Sondergenehmigung noch bei den Jungs mitspielen durfte.

 

Tolle Zeiten mit der Bezirksauswahl Wiesbaden

Dass Sabrina so lange mit ihren männlichen Mitspielern kicken konnte, lag an ihrem fußballerischen Talent, das auch den Trainern der Wiesbadener Bezirksauswahl nicht verborgen blieb. Mit der Auswahlmannschaft erlebte Sabrina dann auch zahlreiche Highlights und kann auf einige tolle Erlebnisse zurückblicken. So spielte sie bei den Auswahlturnieren in Grünberg unter anderem gegen die späteren Nationalspielerinnen und Weltmeisterinnen Birgit Prinz und Steffi Jones, die in der Frankfurter Bezirksauswahl kickten. Trainiert wurde die Bezirksauswahl zu Beginn außerdem von Bärbel Miegel, einer früheren Bundesliga-Spielerin, danach fungierten Peter und Traudl Steier lange Zeit als Trainergespann der Auswahl. Generell hat Sabrina die Zeiten in der Sportschule in Grünberg in guter Erinnerung. „Wir haben damals immer in den Blockhütten übernachtet und hatten echt viel Spaß. Da hat man schon einiges erlebt.“ Neben der Teilnahme an Turnieren in ganz Deutschland war ein besonderes Highlight mit der Bezirksauswahl auch eine Reise über den großen Teich: „Als ich 13 war, sind wir mit der Bezirksauswahl nach Amerika geflogen und haben dort am Dallas Cup, einem internationalen Turnier, teilgenommen.“

 

Wechsel zum TuS Dehrn und erste Schritte im Frauenbereich

Bei den Auswahlmannschaften lernte Sabrina auch viele Mädels vom TuS Dehrn sowie deren Trainer Helmut Voß kennen, die auch in Amerika mit dabei waren. Da war es nur logisch, dass sie in der B-Jugend zum TuS wechselte, als sie vom Alter her nicht mehr bei den Jungs mitspielen durfte. In Dehrn spielte sie unter dem Trainer Helmut Voß zunächst parallel bei den B-Mädchen und der Frauenmannschaft, was einen enormen Aufwand bedeutete. „Neben dem Fußball habe ich auch noch Tennis gespielt. Irgendwann wurde die Belastung dann zu groß und ich musste mich entscheiden“, erzählt Sabrina. Die Entscheidung fiel – natürlich - zu Gunsten des Fußballs aus. Dass es die richtige Entscheidung war, lässt sich auch an den Erfolgen ablesen, denn mit den Mädels des TuS Dehrn holte Sabrina in jeder Saison die Meisterschaft. Volle Unterstützung erhielt sie dabei auch von ihren Eltern. „Mein Vater war bei jedem Spiel dabei. Egal, wo wir hingefahren sind, er ist jedes Wochenende mitgekommen. Und meine Mutter war immer bei den Heimspielen dabei.“

 

Unvergessliche Zeiten in Dehrn mit einer tollen Mannschaft

Der fließende Übergang von den Mädels zu den Frauen war auch kein Problem. „Sportlich konnte ich von Beginn an ganz gut mithalten. Da ich lange bei den Jungs gespielt hatte, war ich auch vom Körperlichen her gut vorbereitet“, berichtet Sabrina. Und wie wurde sie damals als junges Mädel bei den Frauen aufgenommen? „Am Anfang war ich sehr schüchtern, aber das hat sich schnell gelegt. Nach den Spielen sind wir immer viel feiern gegangen und ich wurde auf alle Partys mitgenommen. Weil ich das Küken in der Mannschaft war, wurde auch immer schön auf mich aufgepasst“, erinnert sich Sabrina an die Anfangszeit zurück. Ein absolutes Highlight in der Dehrner Zeit war auch das Trainingslager auf Mallorca in Cala Millor, bei dem Sabrina als 17-jährige mit der Frauenmannschaft dabei war. Und auch sportlich lief es für die Dehrnerinnen super. Mit dem TuS wurde Sabrina in jeder Saison Meister und stieg mit der Mannschaft bis in die damalige Oberliga Hessen auf. Eine ihrer Mitspielerinnen damals war Isabell Bachor, die vom TuS Dehrn zum FSV Frankfurt wechselte und später unter anderem bei Bayern München und in der Nationalmannschaft spielte. Generell bezeichnet Sabrina die komplette Dehrner Zeit als die schönste in ihrer Laufbahn: „Wir hatten ein richtig tolles Team, sowohl sportlich als auch außerhalb des Platzes. Wir haben nicht nur viele Erfolge gefeiert, sondern auch so viel gemeinsam unternommen und wir waren quasi ‚11 Freunde‘. Das war schon sehr besonders und das habe ich danach nie wieder wo anders so erlebt. Das gibt es in dem Ausmaß wahrscheinlich auch heute gar nicht mehr.“ Mit einigen Mitspielerinnen von damals ist Sabrina bis heute noch gut befreundet, so zum Beispiel mit Vanessa Voß und ihrer jetzigen Schwägerin Sabine Hofmann, über die sie auch ihren Ehemann Sascha kennengelernt hat. 

 

Hessenpokalsieg mit Limburg 07

Nach dem Aufstieg in die Oberliga endete dann die Zeit in Dehrn. Die Mannschaft musste leider abgemeldet werden, da viele Spielerinnen aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr weiterspielten und somit nicht mehr genügend Leute zur Verfügung standen. Mit 9 Spielerinnen inklusive Trainer Helmut Voß wechselte Sabrina dann zum Lokalrivalen VfR 07 Limburg in die Hessenliga. Auch hier wurden unter anderem mit dem Hessenpokalsieg 2005 unter dem Trainerduo Kerstin Schulz/Helmut Voß große Erfolge gefeiert.

 

Kurzes Intermezzo in Marburg und Rückkehr nach Runkel

Aus privaten Gründen zog Sabrina anschließend um und kehrte dem heimischen Fußballkreis für kurze Zeit den Rücken. Bei Blau-Gelb Marburg brach sie sich in der Saison 2006/2007 aber den Fuß und hatte nach einer langen Verletzungspause eigentlich schon beschlossen, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Dann kam der Anruf von ihrem ehemaligen Trainer Helmut Voß, der sie überredete, beim neugegründeten 1.FFC Runkel nochmal anzugreifen. Also stand Sabrina ab 2009 für Runkel wieder auf dem Platz und half tatkräftig dabei mit, dass der junge Verein bis in die Verbandsliga aufsteigen konnte. Neben den Aufstiegen feierte Sabrina mit Runkel auch noch einige Kreispokalsiege und Hallenkreismeisterschaften, bis sie 2016 schließlich ihre aktive Laufbahn beendete. In den fußballerischen Ruhestand ging Sabrina allerdings nicht, denn seitdem steht sie Cheftrainer Michael Riegel als Co-Trainerin und Betreuerin zur Seite und ist beim FFC quasi „das Mädchen für alles“.

 

Libero, Vorstopper, Sechser – Sabrina als Defensivspezialistin

Positionstechnisch agierte Sabrina in ihrer langen Laufbahn immer an zentraler Stelle. Gelegentlich kam sie als Libero zum Einsatz, hauptsächlich fand man sie aber immer mitten im Geschehen als Vorstopper oder später als Sechser im defensiven Mittelfeld. Dank starkem Stellungsspiel, einem guten Auge und kompromissloser Zweikampfführung war sie dort immer gesetzt. „Mit der Position konnte ich mich am meisten identifizieren. Ich konnte aber ehrlich gesagt auch nie wo anders spielen. Für die Außenbahnen oder die Sturmspitze war ich immer zu langsam“, schildert sie. Dennoch hegte sie immer den Traum, mal als Mittelstürmerin zu spielen, aber „mein Talent als Mittelstürmer wurde leider nie erkannt“, scherzt Sabrina. Ihr großes Idol war übrigens Stürmer Karl-Heinz Riedle, der 1990 mit der Nationalelf Weltmeister wurde und in der Bundesliga für Werder Bremen und Borussia Dortmund auf Torejagd ging. Wegen ihm ist sie bis heute Fan von Werder Bremen.

 

Veränderungen und Entwicklungen im (Frauen-)Fußball

In ihrer ungefähr 30 Jahre langen Laufbahn hat Sabrina auch einige Veränderungen rund um den Fußball mitbekommen. Besonders fällt ihr auf, dass der Fußball bei vielen heute nicht mehr denselben Stellenwert wie früher genießt. „Früher hat man den Fußball als eine Verpflichtung, die man gerne macht, gesehen. Man fühlte sich gegenüber der Mannschaft und dem Verein einfach mehr verpflichtet. Heute ist es ganz anders als früher, da ist Fußball nur noch eines von vielen Hobbys. Bei vielen läuft es nach dem Motto ‚ich spiele, wenn ich Bock habe, und wenn nicht, dann komme ich nicht‘.“ Auch speziell im Frauenfußball haben sich aus Sabrinas Sicht einige Dinge verändert: „Ganz klar die Schnelligkeit. Früher hatten die Mannschaften nur 1-2 schnelle Spielerinnen, heute ist es genau anders herum. Es gibt nur noch 1-2 langsame, der Rest der Mannschaft ist schnell. Generell hat sich läuferisch und von der Fitness her viel getan im Frauenfußball, deshalb ist auch das Tempo viel höher als früher.“

 

Kurzer Ausblick zur Corona-Pandemie und Privates

Natürlich darf hier auch die mittlerweile schon obligatorische Einschätzung zu Corona nicht fehlen. „Ich denke schon bzw. hoffe, dass die Spielzeit ohne Unterbrechung über die Bühne geht, weil die Impfkampagne ganz ordentlich läuft. Generell würde ich als Krankenschwester jedem zur Impfung raten“, sagt Sabrina zu dem Thema. Dass Sabrina neben ihrer Arbeit als Krankenschwester und der Tätigkeit als Co-Trainerin in Runkel nicht viel Zeit für andere Hobbys hat, ist für den Rest der Familie übrigens auch kein Problem. Alle in der Familie sind fußballbegeistert und auch der 10-jährige Sohn Simeon jagt seit frühester Kindheit dem runden Leder hinterher.

 

Wenn Du 3 Wünsche hättest, welche wären das?
 

  1. Gesundheit für alle, weil das das größte Gut ist.
     
  2. Dass wir bald alle wieder unser ganz normales Leben genießen können und wir mit Runkel somit endlich unseren Aufstieg schaffen.
     
  3. Mehr Gerechtigkeit für Kinder. Gerade in Corona-Zeiten sind Kinder vermehrt Opfer von Gewalt und Missbrauch und daher ist es wichtig, das Wohl der Kinder im Auge zu behalten und sie zu schützen.

 

Nachfolgende Begegnungen wurden von Sabrina Hofmann und FLW24 getippt:

             
  Heimmannschaft   Auswärtsmannschaft   Experten-Tipper FLW24
             
Bundesliga FC Bayern München   Borussia Mönchengladbach   2:2 4:1
(18. Spieltag)            
  Bayer 04 Leverkusen   Union Berlin   2:1 2:1
             
  Greuther Fürth   VfB Stuttgart   0:3 1:2
             
  RB Leipzig   1. FSV Mainz 05   1:1 2:0
             
  TSG Hoffenheim   FC Augsburg   2:0 2:1
             
  SC Freiburg   Arminia Bielefeld   2:1 1:0
             
  Eintracht Frankfurt   Borussia Dortmund   1:3 1:2
             
  Hertha BSC   1. FC Köln   1:1 1:1
             
  VfL Bochum   VfL Wolfsburg   0:2 1:2
             


Wir bedanken uns ganz herzlich bei Sabrina Hofmann für die interessanten Einblicke und wünschen Ihr noch alles Liebe und Gute - vor allem aber auch Gesundheit in dieser immer noch schwierigen Zeit.