flw24 Experten-Tipp

Der flw24 Experten-Tipp mit Alexander Schraut

Alexander Schraut (Foto: privat)

Trotz operiertem Kreuzband und Schiene am Bein steht Alex als Trainer immer an der Seitenlinie (Foto: privat)

Alexander wirft einen genauen Blick darauf, wie seine Jungs die Dehnübungen ausführen (Foto: privat)

Alexander als aufmerksamer Beobachter am Spielfeldrand (Foto: privat)

Unser heutiger Experten-Tipper ist Alexander Schraut – aktuell Trainer des Kreisoberligisten TSG Oberbrechen und DFB-Stützpunkttrainer in Limburg. Vielen im Fußballkreis ist Alexander als langjähriger Außenverteidiger der Hessenliga-Mannschaft des SV RW Hadamar bekannt, seine Jugendzeit verbrachte er allerdings fernab der Heimat in verschiedenen Nachwuchsleistungszentren. Wohin es Alex in jungen Jahren verschlagen hat und welche Ziele er in Zukunft als Trainer verfolgt, erfahrt ihr in unserem heutigen Experten-Tipp.


Fußballerische Anfänge in Niederbrechen

Alexander Schraut entdeckte schon früh seine Leidenschaft für das runde Leder und begann bereits im Alter von 3 Jahren bei den Minikickern des FCA Niederbrechen mit dem Fußballspielen. Seit er denken konnte, hatte er den Ball am Fuß und kickte gemeinsam mit anderen Kindern auf dem Bolzplatz oder – zum Leidwesen seiner Eltern - an der Wand allein oder im Kinderzimmer mit seinem Bruder. "Meine Eltern waren teilweise genervt von dieser Frequenz", erinnert sich Alexander zurück.

 

Wechsel zum SV Wehen Wiesbaden – erster Schritt in ein Nachwuchsleistungszentrum

Schnell zeigte sich allerdings, dass er nicht nur Spaß am Fußball hatte, sondern auch großes Talent. Mit 12 Jahren folgte 2005 der Schritt ins Nachwuchsleistungszentrum des SV Wehen-Wiesbaden, wo er unter anderem von Ralf Peuckmann und Friedel Müller trainiert wurde. In Wehen wurde Alexander ursprünglich als Innenverteidiger ausgebildet, aber irgendwann hatten ihn seine Konkurrenten von der Körperhöhe überholt. Dank seiner Athletik und der damit einhergehenden Dynamik im Spiel fand Alexander als Außenverteidiger aber schnell eine neue Heimat auf dem Spielfeld. "Seit dem 15. Lebensjahr begleitete mich diese Position eine ganze Lebensdekade über letztendlich fast 200 Hessenliga-/Hessenpokalspiele. Die moderne Interpretation dieser Position machte es für mich immer sehr reizvoll dort zu spielen. Wenn es nicht meine Lieblingsposition gewesen wäre, hätte ich mich wohl sehr lange geplagt." Da kommt es auch nicht überraschend, dass Alex die Frage nach seinem fußballerischen Vorbild mit Philipp Lahm beantwortete: "Er war früher mein absolutes Idol auf dem Platz, weil er als Außenverteidiger Kapitän war, technisch kaum Fehler machte und für einen Außenverteidiger einen überragenden Spielaufbau und eine starke Zweikampfquote hatte."

 

Reise in den Osten – 1. Station beim Chemnitzer FC

2009 führte ihn der Weg raus aus dem heimischen Umfeld und tief in den Osten der Republik. Das Nachwuchsleistungszentrum des Chemnitzer FC hatte angefragt und mit dem Traum des Profifußballers vor Augen, wagte Alexander den nächsten großen Schritt in seiner noch jungen Karriere. Alex lässt durchblicken, dass diese Entscheidung durchaus für Diskussionen mit seinen Eltern gesorgt hatte. "In dieser Hinsicht spaltete sich mein Elternhaus tatsächlich etwas. Mütterlicherseits unterstützend und von väterlicher Seite aus eher ausredend, war die Situation für mich während meiner Kindes- und Jugendzeit meistens nicht ganz einfach." In Chemnitz erfolgte auch der Wechsel auf ein Sporteliteinternat und damit verbunden später das Abitur auf dem Sportgymnasium Chemnitz, einer Eliteschule des Fußballs. Der sportliche Erfolg kam in dieser Zeit ebenfalls nicht zu kurz: Mit der U17 feierte er den NOFV-Pokalsieg gegen Hansa Rostock und den damit verbundenen Einzug in den DFB-Pokal. Einer seiner Trainer in dieser Zeit war Ullus Küttner, der unter anderem den späteren Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack herausgebracht hatte. Gerne denkt Alex auch an größere Turniere wie den Nike Premier Cup in Berlin zurück, an denen viele Bundesligamannschaften und auch internationale Topklubs teilnahmen. Heraus stachen dabei immer die Jugendmannschaften von Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund. Ein weiteres Highlight in der Junioren-Zeit war zudem der Länderpokal in Duisburg, bei dem für die U-Nationalmannschaften gescoutet wurde. "Das war für mich immer ein beeindruckendes Erlebnis, auch wenn es für mich nie für eine Nominierung ganz nach oben als Spieler gereicht hat", schwelgt Alexander in Erinnerungen.

 

Der nächste Schritt Richtung Profifußball – Wechsel zu Dynamo Dresden

2011 ging es dann noch ein paar Kilometer weiter Richtung Osten, und zwar zur U19 von Dynamo Dresden. Beim sächsischen Kultklub wollte Alexander unter dem ehemaligen Hessenauswahltrainer Volker Piekarski fußballerisch nochmal einen Schritt nach vorne machen, verbrachte allerdings nur eine Saison in Dresden. In seiner Mannschaft spielten damals unter anderem Sebastian Mai, der heute Kapitän der Dresdener Mannschaft in der 2. Bundesliga ist, sowie Marvin Stefaniak, der aktuell beim VfL Wolfsburg unter Vertrag steht. Auch in einigen Partien traf er auf Gegenspieler, die es später in das Geschäft Profifußball schafften. Bis heute ist Alex Fan der SGD und fiebert Saison für Saison für die Perle des Ostens mit.

 

Rückkehr in die Heimat zum SV RW Hadamar

Das lange verfolgte Ziel, Profifußballer zu werden, wurde letztendlich leider durch verschiedene Faktoren wie z. B. Verletzungen ausgebremst, sodass der Weg im Seniorenfußball schließlich zurück in die Heimat und 7 Jahre lang in die Hessenliga führte. Als Alex aus der U19 von Dynamo Dresden zum Hessenligakader des SV RW Hadamar kam, sei vor allem die mentale Umstellung enorm gewesen. Ihm sei schnell klar geworden, dass auf dieser Ebene ein rauer Wind wehte und es körperlich ordentlich zur Sache ging. "Entweder Ellenbogen raus und durchsetzen oder das war es für dich im Winter, so die Marschroute. Pädagogik und Empathie spielten nur noch untergeordnete Rollen, dagegen standen Ergebnisse an oberster Stelle. So ist es eben im Leistungssport. Allerdings gerade als so junger Spieler, der gerade aus der A-Jugend hochkommt, ist ein Trainer, der kommunikativ und entwicklungsfördernd in seiner Art ist, unfassbar wichtig. Reflektierend hat mich diese Zeit stark geprägt", so Alex. Er konnte sich schnell an die Gegebenheiten anpassen und im Kader durchsetzen und verbrachte dann insgesamt 7 Jahre in Hadamar, in denen auch einige Erfolge gefeiert werden konnten. "Wir haben einige Male den Kreispokal gewonnen und 2017 sogar fast den Hessenpokal im Endspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden in der BRITA-Arena, vor einer wahnsinnigen Kulisse. Leider verloren wir unglücklich im Elfmeterschießen, vor dem Tor der Wehener-Ultras Tribüne." Nach so vielen Jahren im Trikot der Rot-Weißen ist es klar, dass Alex auch nach der aktiven Zeit noch zu einigen ehemaligen Mitspielern den Kontakt pflegt. Positiv in Erinnerung geblieben sind ihm aus der Zeit in Hadamar auch die heutigen Trainerkollegen Florian Dempewolf und Alex Maurer. "Wir haben heute noch freundschaftlichen Kontakt, wenn wir uns regelmäßig in Kreisoberliga- oder Freundschaftsspielen sehen und anschließend über Fußball philosophieren", berichtet Alex.

 

Erste Trainerstation bei der TSG Oberbrechen – und direkt der Aufstieg in die KOL

Nachdem die Zeit in Hadamar vorbei war und Alex seine aktive Karriere beendete, wagte der damals 26-jährige bei der TSG Oberbrechen den Eintritt ins Trainergeschäft. "Für mich war klar, dass ich früher oder später die Trainerlaufbahn einschlagen werde. Der Zeitpunkt trat im Alter von 26 Jahren dann doch eher ein, war aber rückblickend genau richtig. Meine ersten Hütchen als Cheftrainer stellte ich dann 2019, im Trainingslager in Bitburg für meine Mannschaften der TSG Oberbrechen. Diese Erinnerungen mit den Jungs werde ich nie vergessen", meint Alex. Dass die Entscheidung goldrichtig war, lässt sich an den Erfolgen ablesen: Bereits in seiner ersten Saison 2019/2020 feierte Alex mit seiner Mannschaft den Aufstieg in die Kreisoberliga und wurde dort in der darauffolgenden Saison mit seiner jungen Truppe direkt Meister, die Spielzeit wurde wegen der Corona-Pandemie jedoch annulliert. Prägend für seine Arbeit als Trainer war unter anderem die Zeit bei seiner vorherigen Station in Hadamar. "Für meine heutige Arbeit als Trainer konnte ich währenddessen durch einige negative, aber auch positive Erfahrungen am eigenen Leib, sehr viele empathische und didaktische Inhalte adaptieren. Dadurch glaube ich, ist die Entwicklung und das Heranführen junger Spieler eine meiner absoluten Stärken. Bestes Beispiel ist unsere aktuelle Mannschaft, die aktuell mit einem Durchschnittsalter von ca. 21 Jahren sensationelle Leistungen in der Kreisoberliga abliefert."

 

Tätigkeit als DFB-Stützpunkttrainer & weitere Ambitionen

Passend dazu fungiert Alex neben seiner Tätigkeit in Oberbrechen auch als DFB-Stützpunkttrainer für die U15/U14/U13/U12 in Limburg und arbeitet dort mit jungen Talenten. "Es war für mich eine Ehre, vom DFB in einem Bewerbungsverfahren aus einigen regionalen Trainergrößen, als DFB-Stützpunkttrainer ausgewählt zu werden. Das erste Mal als Trainer vor den Spieler*innen zu stehen, aus deren Perspektive ich vor 16 Jahren selbst die Welt des Fußballs sah, vergesse ich sicher auch nicht mehr", erzählt Alex stolz. Und welche Ziele hat sich der Sportwissenschaftler, der an der Deutschen Sporthochschule in Köln seinen Abschluss machte, für die Zukunft gesetzt? "Neben meinen Aufgaben als Sportwissenschaftler im Reha-Zentrum Meuser in Limburg, führe ich meine beiden Trainertätigkeiten sehr akribisch und mit voller Leidenschaft aus. Für mich hat sich nach den ersten Jahren mit meiner Mannschaft, dem Abschluss meines Sportstudiums und der Aufnahme beim DFB gezeigt, dass im Traineramt meine Zukunft liegen wird. Meine Ambition besteht darin, meine Kompetenzen und Qualitäten als Trainer eines Tages hauptberuflich ausüben zu können und diese im Leistungssport maximal weiterzuentwickeln."

 

Veränderungen im Fußball und Auswirkungen auf Gesellschaft & Gesundheit

Dass sich der Sport in den letzten Jahren teilweise stark verändert hat, ist bekannt. Seine Bedeutung für die Gesellschaft und die Menschen ist laut Alex allerdings nach wie vor hoch: "Rein subjektiv habe ich den Eindruck, dass sich der Fußball in seinem Anforderungsprofil in den letzten 10-15 Jahren stark entwickelt hat. Ich beobachte besonders im Jugendbereich einen Mentalitätswandel. Gerade durch die Corona-Pandemie, als kein Fußballspielen möglich war, wird deutlich, welchen Stellenwert der Fußball in der Gesellschaft einnimmt und was er bewirken kann. Gesundheitlich kann der Fußball protektive Wirkungen für Körper und Geist leisten. Er bringt Menschen jeder erdenklichen Schicht zusammen und lässt Trübsal oder Alltag für ein paar Stunden vergessen - im Prinzip wie ein Ventil, um ablassen zu können und den Kopf freizubekommen. Egal was in Zukunft passiert, der Fußball ist und bleibt Weltsport und wird niemals die Faszination verlieren, egal in welcher Spielklasse", ist sich Alex sicher.

 

Kurzer Ausblick – Corona-Pandemie

Auch zu der aktuellen Situation in den Vereinen, vor allem im Hinblick auf die Belastungen durch die pandemiebedingten Umstände, hat Alex eine klare Meinung: "Ich würde mir wünschen, dass die Verletzungsraten gerade in den Amateurvereinen wieder sinken und dadurch keine Spielabsagen mehr zu Stande kommen. Meiner Meinung nach muss vor allem in diesen pandemischen Zeiten unterhalb des Profifußballs eine Sensibilisierung für Belastungssteuerung und Verletzungsprophylaxe stattfinden oder Konzepte erstellt werden, um solche Situationen zu vermeiden. Dass darunter fast alle Vereine maximal leiden, ist kein Geheimnis." Doch nicht nur die Vereine leiden unter den Auswirkungen der Pandemie, auch für ein weiteres Hobby von Alex hatte Corona Folgen: " Ich bin von klein auf, ein großer Fan des Ski- und Snowboardsports, was seit der Kindheit auch fast jedes Jahr in den Bergen praktiziert wurde. Leider fiel das im letzten Jahr, aufgrund der Pandemie global flach. Dieses Jahr wird daraus mit meinem operierten Kreuzband auch nichts für mich werden." Und wie steht er der aktuellen Corona-Lage generell gegenüber? "Zu diesem Thema möchte ich nur sagen: wir können über die Möglichkeiten unserer Medizin froh und dankbar sein."

 

Wenn Du 3 Wünsche hättest, welche wären das?

 

  1.  Eine gesunde und intakte Familie
     
  2.  Ein Leben lang in vollem Maße das ausüben zu können, was ich liebe
     
  3.  Zufriedenheit für jeden Menschen

 

Wir bedanken uns bei Alex Schraut für die spannenden Inhalte seiner erfolgreichen Fußballer- und Trainerlaufbahn und wünschen ihm auf seinem weiteren Lebensweg viel Erfolg, aber vor allem Gesundheit und natürlich auch das nötige Quätchen Glück. Mach weiter so !!!

 

Nachfolgende Begegnungen wurden von Alexander Schraut und FLW24 getippt:

             
  Heimmannschaft   Auswärtsmannschaft   Experten-Tipper FLW24
             
Hessenliga  SV RW Hadamar   RW Walldorf   3:1 2:1
             
Verbandsliga FC Waldbrunn   RSV Weyer   3:2 2:2
             
Gruppenliga SG Selters   SV Wiesbaden   2:2 2:1
             
Kreisoberliga TSG Oberbrechen   TuS Dietkirchen   3:0 2:0
             
Kreisliga A SG Weilmünster/Laubuseschb.   SG Nord   2:5 1:3
             
Kreisliga B I TuS Löhnberg   OSV Limburg   3:1 3:3
             
Kreisliga B II TSG Oberbrechen II   SG Merenberg II   5:1 3:1
             
Kreisliga C I VfL Eschhofen II   SG Niedertiefenbach/Dehrn II   1:4 2:4
             
Kreisliga C II TuS Staffel   VfR 19 Limburg   4:1 5:2
             
Kreisliga B/C Reserve FSG Bad Camberg/Dombach II   SG Hangenm/Niederzeuzh. II   5:3 2:3
             
3. Liga (SV Wehen Wiesbaden) 1. FC Kaiserslautern   SV Wehen Wiesbaden   1:2 2:3
             
2. Liga (Darmstadt 98) SV Darmstadt 98   FC St. Pauli   2:2 2:1
             
Spiel meines Lieblingsvereins Dynamo Dresden   Fortuna Düsseldorf   1:0 2:2