flw24 Experten-Tipp

Der flw24-Expertentipp mit Rolf Kahl

Unser heutiger Expertentipper ist Rolf Kahl aus Flacht, der jahreslang für den TuS 03 Weilmünster die Fußballschuhe schnürte.

In einem Freundschaftsspiel gegen eine Promi-Auswahl von Borussia Dortmund (Endstand 1:1) traf Rolf Kahl für den TuF Flacht.

Seine gute Schusstechnik brachte Rolf Kahl den Spitznamen "Bomber" ein.

Rolf, kniend 2.v.r., spielte 1974 auch für eine Bundeswehr-Auswahl.

Rolf, 3.v.l., auf dem Sportgelände in Weilmünster.

Auch in seinem Abschiedsspiel traf Rolf Kahl mehrfach.

Unser heutiger FLW24-Expertentipper ist Rolf Kahl aus Flacht. Rolf stammt aus Weilmünster und war Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre ein gefürchteter Torjäger - von seinen Mitspielern bei der TuS 03 Weilmünster wurde er nur „Bomber“ gerufen. Er erinnert sich an Zinkwannen und Hartplätze sowie Auswärtsfahrten über 16 Kilometer mit dem Rad nach Weyer. 

 

DIE ANFÄNGE

Rolf (Jahrgang 1950) begann als 10-jähriger beim TuS 03 Weilmünster mit dem Kicken. 1960 streifte er sich erstmals ein Trikot über: „Rot-Weiß, längsgestreift mit Schnürsenkel am Hals-Ausschnitt“, erinnert er sich. Eigentlich war er auf dem Weg ins Kino. „Aber mich hat Achim Christ, der zwei Jahre älter war als ich, abgefangen und mich auf den Fahrradgepäckträger verfrachtet und von der Bahnhofstraße bis zum Sportplatz am Mühlweg kutschiert.“

Rolf begann auf Linksaußen in der sogenannten „Schülermannschaft“. „Es gab im Nachwuchs nur eine Schüler-Mannschaft und eine Jugendmannschaft - die Schnittstelle lag bei 14 Jahren“, erinnert er sich.

Rolf schlug sich in seinen ersten Spielen ganz passabel und wurde Stammspieler. Er entwickelte sich unter seinem ersten Trainer Helmut Winnemann sehr schnell zu einem schussstarken Halbstürmer – aber auf der rechten Seite.

Einmal in der Woche wurde trainiert, mit Mannschaftskameraden wie Hans-Jörg Schättler, Manfred Diesterweg, Wolfgang Pfeifer oder Frank Masuch. Nach dem Training oder nach dem Wochenend- Kick ging’s in der Regel ungewaschen und im verschwitzten Trikot heimwärts. Später, als er altersmäßig in die Jugendmannschaft gewechselt war, erinnert er sich an ein Spiel gegen den Nachwuchs von Drommershausen, dass mit sage und schreibe 36:2 gewonnen wurde. Der gegnerische Keeper hatte eine Körpergröße, mit der er trotz größter Bemühungen nur etwa in die Hälfte des Tores gereichte.

Gut erinnert sich Kahl auch an ein Spiel um die A-Jugend-Bezirksligameisterschaft gegen Eintracht Wetzlar. „Im Stadion von Wetzlar“, schwelgt er in Erinnerungen. „Die kamen damals in einheitlichen Trainingsanzügen auf den Platz, da machten wir vom Marktflecken aus Weilmünster ‚große Augen‘. Das Endergebnis lautete aber dann 0:5 für uns“, sagt er lachend.

Es waren damals andere Zeiten, in denen das "Elf Freunde müsst ihr sein“ nicht nur ein geflügeltes Wort war. „So besiegten wir auch Wetzlar“, erzählt er weiter. Meist kannte man sich schon aus der Schulzeit, wohnte in der gleichen Straße, stand sonntags gar als Messdiener gemeinsam in der Kirche. „Und nach der Schule wurde fast täglich gekickt.“

 

ERINNERUNGEN AN EINE „ANDERE ZEIT“

„Eine andere Zeit – meist noch ohne Autos“, blickt er zurück. Kahl denkt zurück an abenteuerliche Fahrradtouren: „Zu Dritt auf einem Herrenfahrrad von Weilmünster bis nach Weyer – und ich auf der Stange, 16 Kilometer, ein absoluter Sitzgenuss“, schmunzelt er. Und nach dem Spiel natürlich auch wieder nach Hause“.

Kahl erzählt weiter: „Später bei den Senioren hatten einige Wenige ein Auto. Aber eben nicht alle. Da wurden die Kapazitätsgrenzen von bestimmten Kfz-Typen oft um das mehrfache überschritten. Er beschreibt eine Wahnsinnsfahrt nach Blessenbach: „Neun Mann Besatzung in einem älteren Modell eines NSU Prinz 1000 TT.“

Zu Fuß, mit dem Rad oder in überladenen Autos erreichte man damals die Spielstätten der Gegner. Und nicht vergleichbar mit den heutigen Anlagen mit sogenannten Kunst- oder Hybridrasen. 

„Hartplätze mit Asche, Sand – und vor allem meist steinig. Rasenplätze gab’s fast überhaupt nicht. Und wenn, konnte man höchstens von einem besseren Wiesengelände sprechen“, erzählt er. „Es waren die Zeiten des Rostbratens“, erzählt er weiter. Mit Rostbraten meinte er die blutigen Schenkel, die sich all diejenigen geholt hatten, die zum Beispiel auf dem alten Platz in Laubuseschbach nach dem Ball gegrätscht und über den oft knochenharten Untergrund geschlittert waren. Sein Mannschaftskamerad Frank Masuch formulierte es weniger rustikal, aber genauso anschaulich. „Manche hatten den alten Hartplatz an der Schule in Weilmünster die ‚ungarische Seenplatte‘ genannt, weil das Wasser nach einem Regen nie abfloss“.

Noch spektakulärer waren Spielflächen wie in Oberwetz. Legte sich der Torwart in seinem Kasten auf den Boden, sah er vom gegnerischen Tor nur noch die Latte. In Altenkirchen verlief ein Wald- und Wiesenweg diagonal über den Platz. Da konnte es schon mal passieren, dass die Begegnung unterbrochen wurde, weil ein Landwirt mit seinem Traktor queren wollte. Fußballplätze entlang der Lahn boten den damaligen Zuschauern nicht nur fußballerische Leckerbissen. In Kirschhofen, Weilburg (an der Hainkaserne) oder in Leun durften sie sich auch an „Rettungseinsätze mit Kanu und Booten“ erfreuen, wenn die Kicker den - oftmals einzigen - Spielball in die Fluten gedroschen hatten.

Nach den Spielen traf man sich stets in der „Dorf- und Vereins-Kneipe“. Die diente in vielen Orten auch als Umkleide. Vereinsheime mit Kabinen oder gar Duschen besaßen die wenigsten Vereine. Auf den Höfen der Gaststätten stand eine Zinkwanne mit Wasser. "Da haben wir uns dann alle gewaschen“. Es waren nachweislich andere Zeiten, als der Ball wirklich noch aus Leder bestand, „höchstens einmal in der Woche trainiert wurde und der Schiedsrichter generell nur in schwarz auflief“, so Kahl weiter. Als Prämie gab es kein Geld, „sondern hin und wieder mal ein Schnitzel“, erinnert er sich.

Die Art Fußball zu spielen hat sich für Kahl in den letzten 60 Jahren gewaltig geändert - vor allem habe sich auch das „Drumherum“ verwandelt. Hartplätze gibt es immer weniger. Gepflegte Natur- oder Kunstrasenplätze, gut ausgestattete Vereinsheime mit Kabinen und Duschen sind fast überall Standard. „Und die Vereine besitzen heute Bälle im dreistelligen Bereich, gleich mehrere Trikotsätze und manche sogar einen vereinseigenen Achtsitzer“. Eines sei aber heute wie früher gleichgeblieben: „Es gilt immer noch ein Tor mehr zu erzielen, als der Gegner und dies versuchen die Kicker von heute genauso leidenschaftlich wie wir früher“ lautet der Tenor von Kahl. In seiner Stimme liegt ein bisschen Wehmut als er abschließend bemerkt. „Der Zusammenhalt, die Freundschaften, die sich aus Siegen und Niederlagen, aus persönlichen Höhen und Tiefen ergaben, sind für mich noch heute in schöner Erinnerung. Man traf sich vorher, spielte zusammen, trank danach ein paar Bier und ging wieder nach Hause. König Fußball war und ist die schönste Nebensache der Welt.“

 

SENIORENZEIT 

Sein erstes Spiel bei den Senioren absolvierte Kahl 1968 in Laimbach und beim 4:2-Sieg stand er gleich zweimal in der Torschützenliste. Nur drei Spieltage später, stand das Lokalderby in Laubuseschbach an. Der TUS 03  gewann 4:3 und unser heutiger Expertentipper steuerte drei Treffer bei.

Aus Rolf Kahl wurde im Seniorenbereich ein offensiver Mittelfeldspieler, der nicht nur seine stürmenden Mannschaftskameraden (Erhard Fey, Walter Odenwald, Heinz Mangi oder Frank Masuch) mit tollen Zuspielen bediente, sondern auch selbst in jeder Saison für zweistellige Treffererquoten gut war. Irgendwann in dieser Zeit taufte ihn sein Mitspieler Walter „Wood“ Odenwald zum „Bomber von Weilmünster“. Mit Weilmünster und ehemaligen Spielertrainern wie Walter Müller vom FC Burgsolms, dem Serben Dragan Dzajic vom RSV Würges und dem Hessenauswahlspieler Axel Deibel (VfB Gießen 1900) schaffte es Kahl bis in die damalige Bezirksliga Oberlahn.

Aus beruflichen Gründen wechselte er 1972 zum TuS Gückingen, der gerade in die A-Klasse Rhein-Lahn aufgestiegen war. Mit ihm wechselte auch der aus Lindenholzhausen stammende Josef „Jupp“ Dietz (heute Abteilungsleiter bei der TSG Wörsdorf. nach Gückingen. Dort spielten sie mit Werner Weigelt, Heinrich Schilling, Winfried Knappertz, Günter Schlitt, Wolfgang Ohl und Bernd Pfaffenhausen in einem Team. „Aber nicht lange“, wie Kahl zugibt. Er verpflichtete sich als Berufssoldat in Diez und das Militär ließ einen „geregelten Fußball“ zeitlich nicht zu. 

 

ALTE HERREN

Kahl wechselte daher 1978 kurzeitig nach Weilmünster zurück, um mit 28 Jahren sporadisch bei den „Alten Herren“ zu kicken. Und weitere drei Jahre später ging’s ins „Alte Herren-Team“ vom TuF Flacht. Dort spielten z.B: Manfred „Meckes“ Schneider, Edgar Malz, Rudi und Michael Wagenbrenner, Theo Ohl, Wolfgang Weyl und Lothar Krempel. 

Highlight in dieser Zeit war ein Freundschaftsspiel gegen die Traditionself von Borussia Dortmund. Die Begegnung gegen Spieler wie Reinhold Wosab, Heinrich Kwiatkowski und Co endete 1:1 - das Tor für Flacht schoss Rolf Kahl. Mitte der 80-er Jahre hängte Kahl seine Fußballstiefel an den berühmten Nagel. 

 

JUGENDTRAINER

Ganz ohne das runde Leder kam Rolf Kahl dann nicht aus. Gerne besucht er Heimspiele seiner „SGE“ im Waldstadion, mit Frau Marie-Luise und seinen Kindern und Enkeln. Das fußballerische Talent gab er seinen Söhnen Christopher (Spieler in Freiendiez, Flacht und Burgschwalbach) und Oliver (Spieler in Freiendiez, Eisbachtal, Holzappel/Hirschberg, Birlenbach/Balduinstein und Altendiez) weiter. Insbesondere Oliver hatte „großes Talent“ und brachte es bis in die Rheinlandauswahl. Rolf trainierte seinen jüngeren Sohn Mitte der 1990er Jahre für eine Saison beim VfL Freiendiez in der C-Jugend. „Das war damals eine tolle Truppe, gespickt mit vielen feinen Fußballern wie Ajet Cerkini, Lutz Schmidt oder Manuel Nink“, blickt Rolf zurück. Der Kreismeistertitel sprang dabei wie selbstverständlich heraus.

Heute ist er noch ab und an auf den regionalen Fußballplätzen unterwegs und schaut gerne das technisch gepflegte Spiel - eben nicht mehr auf roter Asche, sondern grünem Geläuf.

 

Seine drei Wünsche umreist Rolf wie folgt:
 

  1. Gesundheit
     
  2.  Frieden auf Erden und faires Miteinander sowie genug Trinken & Essen für alle Menschen
     
  3.  Dass die Eintracht nochmal Deutscher Meister wird
     

 

Nachfolgende Begegnungen wurden von Rolf Kahl und FLW24 getippt: 

 

             
  Heimmannschaft   Auswärtsmannschaft   Experten-Tipper FLW24
             
Hessenliga SV RW Hadamar   SV Zeilsheim   3:1 3:0
             
Verbandsliga FV 09 Breidenbach   RSV Weyer   0:0 1:2
             
Gruppenliga SG Selters   TSG Wörsdorf   1:3 2:4
             
Kreisoberliga TSG Oberbrechen   TuS Frickhofen   3:2 3:3
             
Kreisliga A SG Weilmünster/Laubuseschb.   RSV Weyer II   3:0 2:2
             
Kreisliga B I TuS Linter   SG Niedertiefenbach/Dehrn   1:3 2:4
             
Kreisliga B II SG Oberlahn II   SG Heringen/Mensfelden II   2:2 2:1
             
Kreisliga C I TuS Obertiefenbach II   FSG Wirbelau/Schupb./ H. II   2:3 2:1
             
Kreisliga C II TuS Staffel   SG Winkels/Prob./Dillh. II   4:0 3:1
             
Kreisliga B/C Reserve SV Wilsenroth II   FC Rojkurd Limbug/Weilburg II   1:1 2:2
             
3. Liga (SV Wehen Wiesbaden) SV Wehen Wiesbaden   FSV Zwickau   2:1 3:1
             
2. Liga (Darmstadt 98) Schalke 04   Darmstadt 98   2:1 2:0
             
Spiel meines Lieblingsvereins Greuther Fürth   Eintracht Frankfurt   1:2 1:3
             

 

Wir bedanken uns bei Rolf Kahl für die Bereitschaft bei unserem Experten-Tipp mitzumachen und wünschen ihm alles Gute, viel Gesundheit, aber auch natürlich das nötige Glück im Leben.