flw24 Experten-Tipp

Der flw24 Experten-Tipp mit Mauro Stillger

Mauro bei seinem ersten gemeinsamen Spiel mit seinem Vater Klaus in der 3. Mannschaft des FCA Niederbrechen in Bad Camberg (2017). (Foto: privat)

"Chef auf dem Platz". Mauro als Leiter des Spiels FCA Alte Herren gegen die Traditionself von Eintracht Frankfurt. Links im Bild Charly Körbel mit Dominik Groß. (Foto: privat)

"Schiedrichter mit Herz". Hier bei der Leitung eines Damenspiels, bei dem sowohl seine Schwester Chiara (links) als auch seine Cousine Valerie (rechts) bei der Damenmannschaft von Oberbrechen/Selters mitspielten. (Foto: privat)

Unser heutiger Experten-Tipper ist Mauro Stillger aus Niederbrechen. Mauro ist vielen aus dem flw-Gebiet sicherlich als Fußballer, aber eher noch als Schiedsrichter bekannt. Er möchte Euch einen kleinen Einblick in seine bisherige sportliche Laufbahn ermöglichen, spricht aber gleichzeitig auch die Schwierigeiten und Probleme an, die es mit sich bringt, jedes Wochenende als Schiedsrichter zwischen den Fronten zu stehen und zu vermitteln.

Wir wünschen Euch viel Spaß bei seinen Schilderungen.

 

Hallo liebe Sportfreunde aus dem Fußballkreis Limburg-Weilburg.
Mein Name ist Mauro Stillger und ich bin in Niederbrechen aufgewachsen.
Kennen könntet ihr mich durch gemeinsame Tage auf dem Platz bei Spielen der Jugend des Jahrgangs 1997 oder auch als Schiedsrichter für Jugend- und Seniorenspiele.

Schon früh war die Begeisterung für den Fußball geweckt - genauer gesagt wurde sie mir in die Wiege gelegt. Mein Vater Klaus Stillger hat seit 2001 das Amt des Vorsitzenden des FCA Niederbrechen inne und es seither nicht abgelegt. Dies führte unweigerlich dazu, dass der Alltag als Kind sich ständig um Dinge drehte, die mit Fußball zu tun haben. Auch wenn es für meine Mutter sicher nicht immer ein Vergnügen war, bin ich meinen Eltern sehr dankbar für diese Erfahrungen.

Im Alter von 5 Jahren führte die WM 2002 dazu, dass ich selbst anfing, in der Jugend des FCA zu kicken. Über alle Jugendmannschaften bis hin zu den Senioren in der 3. Mannschaft sowie bei Bürgerturnieren konnte ich viele großartige Tage mit den Mitgliedern des Vereins verbringen und auch einige Erfolge feiern.

Beim Spieler sein ist es jedoch nicht geblieben - Für die Saison 2010/2011 fehlte dem Verein ein Schiedsrichter. Daraufhin wurden Darius Eisenbach, Torben Feiler und ich in den Rheingau-Taunus Kreis geschickt, um dort an einem Lehrgang für Schiedsrichter teilzunehmen.
Nach einigen Tagen Lehrgang konnten wir drei uns von nun an als Schiedsrichter beweisen. Neben der oft mit viel Hektik verbundenen Tätigkeit, mit vielen interessanten Erfahrungen und Erlebnissen, hat die Tätigkeit auch viele schöne Seiten. In Leverkusen konnte ich zum Beispiel mit dem Ausweis kostenlos zum Champions-League Spiel des FC Barcelona. Ausflüge mit den Kollegen nach Frankfurt ins Stadion waren aufgrund dieser großartigen Regelung auch immer eine gelungene Abwechslung zu den Jugendspielen, die samstags stattfinden.

An mein 1. Spiel werde ich mich sicher noch lange erinnern können. Für Jungschiedsrichter gibt es zur Unterstützung am Anfang einen Paten mit auf dem Weg – meiner war an diesem Tag der ehemalige Schiedsrichterobmann Toni „der Rote“ Stillger mit seinen ca. 80 Jahren.

Nach anfänglicher Nervosität stellte ich schnell fest, dass es weitaus anstrengender ist, als sich jeder Kicker vorstellen kann. Um immer auf Höhe des Balles zu sein, bedarf es einer gewissen Schnelligkeit und Ausdauer. Man will schließlich nicht der Schuldige sein, weil ein Abseits nicht richtig gesehen wird. Das allseits beliebte Abseits ist die wohl schwerste Entscheidung für einen Schiedsrichter ohne Gespann. Durch die zentrale Position auf dem Feld ist es nahezu unmöglich, bei knappen Entscheidungen richtig zu liegen. Unparteiisch zu sein, heißt auch jede Entscheidung neu zu bewerten.
Schätzt eure/n Schiedsrichter/in Wert – denn aus einem finanziellen Anreiz macht es keiner.

Über die Erfahrungen auf den Plätzen lässt sich sicherlich ein ganzes Buch schreiben.
In der Saison 2015/2016 zog ich zur Ausbildung zum Chemielaboranten nach Köln und konnte fortan auch unter der Woche Spiele in der Großstadt leiten. An den Wochenenden ging es dann wieder in die Heimat, um dort wochenends zu pfeifen oder auch selbst mit den Freunden sowie meinem Vater in der 3. Mannschaft zu spielen. Am Sonntag um 13:00 Uhr mit dem Vater in Bad Camberg auf dem Platz und nach einer Halbzeit auf ein KOL-Spiel in den Hochtaunuskreis zum Pfeifen. Das ist Kreisliga pur!

Ein Highlight als Schiedsrichter war die Leitung des Spiels der Eintracht-Frankfurt Traditionself mit einigen ehemaligen Bundesligaspielern und dem Rekordspieler „Charly“ Körbel. Bei Spielen als Assistent in der Jugend-Hessenliga oder durch Leitung von Spielen der Jugend-Gruppenliga bekam ich dadurch ab und an echt guten Fußball zu sehen.

2019 nach der Ausbildung entschloss ich mich, ein berufsbegleitendes Studium in den Niederlanden zu beginnen. Augrund der beruflichen Entscheidung und dadurch weniger verfügbaren Zeit, ist das Pfeifen im Kreis Limburg-Weilburg für mich nicht weiter realisierbar gewesen..

Als Spieler in der 3. Mannschaft beim Heimatbesuch bleibe ich dem FCA auch weiter treu, halte mich aber von nun an beim SSV Leverkusen-Lützenkirchen fit – wie der Zufall es so will, ist mein Chef ebenfalls Vorsitzender des Vereins.

Ich kann jedem jugendlichen Fußballspieler raten, einen Lehrgang zum Schiedsrichter zu beginnen. Durch genauste Regelkunde und mehr Fingerspitzengefühl lernt ihr den Sport von einer anderen Seite kennen. Man ist auf dem Platz nicht nur Einzelkämpfer, sondern oft auch Psychotherapeut, Richter, Schauspieler durch Gestiken und klare Ansagen, Spielverderber und leider auch oft Freiwild. Wenn das, was man immer wieder mal hört, dass auf Schiedsrichter beleidigt oder gar angegriffen werden, nicht bald ein Ende nimmt, könnte der Amateurfußball auch mal ohne Schiedsrichter dastehen.

Habt Respekt vor den Männern und Frauen, die für die Kreisliga jede Woche auf dem Platz stehen!

Ich hoffe, dass die Flutlichter auf den Plätzen schon bald wieder regelmäßig leuchten und wir uns nach dieser schattigen Zeit gemeinsam wieder sportlich betätigen können.

 

Wir bedanken uns sehr bei Mauro für seinen tollen und interessanten Bericht. So konnten wir einen kleinen Einblick gewinnen, wie es ist, als Schiedsrichter zu fungieren und einen Perspektivwechsel einzunehmen. Dir lieber Mauro wünschen wir für Deinen weiteren Weg alles Liebe & Gute, vor allem weiterhin viel Gesundheit und natürlich auch das nötige Glück im Leben, sowie nette Spieler, die Deine Leistung würdigen.

 

      MSt flw24
3. Liga         
         
MSV Duisburg   SV Wehen-Wiesbaden 0:2 1:2
         
2. Bundesliga        
         
SV Darmstadt 98   Hamburger SV 1:1 1:3
         
1. Bundesliga        
         
VfL Wolfsburg   Eintracht Frankfurt 1:3 2:2
         
SC Freiburg   DSC Arminia Bielefeld 1:1 2:1
         
1. FSV Mainz 05   1. FC Köln 1:0 1:2
         
Borussia Mönchengladbach   Hertha BSC  2:0 3:1
         
RB Leipzig   Werder Bremen 3:1 3:1
         
Borussia Dortmund   VfB Stuttgart 4:1 3:1
         
1. FC Union Berlin   FC Bayern München 0:4 1:3
         
FC Augsburg   FC Schalke 04 2:0 2:1
         
Bayer Leverkusen   TSG Hoffenheim 2:1 2:2