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(HL): TuS Dietkirchen siegt verdient und zeigt, was an Qualität im Team steckt

Spielbericht Hessenliga vom 04.11.2023

                         
TUS Dietkirchen gegen FC Bayern Alzenau 3:1 (3:1)

(Tabellenletzter gegen Tabellenersten)

 


Die TUS Spieler in neuen Trikots mitten in der Saison. Wer hatte sich denn diesen Psychotrick ausgedacht?

 

Neue Trikots mir der ungewöhnlichen, eher in Asien anzutreffenden, Farbkombination Rot, wie gehabt als Hauptfarbe und orangefarbenen Schultern.

 

Und ebenfalls erstmals mit Namensaufschrift, die jedem Spieler seine verdiente Identität, seine Unverwechselbarkeit, seine Wichtigkeit für den TUS Dietkirchen gibt, nicht zu „vererben“ an den nächsten Linksaußen in der nächsten Saison.

 

Die Spieler sind ab jetzt für jeden Zuschauer klar benennbar, auch für Fans des Gegners. „Aha, das ist der Dankof, der hat doch schon gegen Griesheim getroffen.“ Und nicht mehr: „Wer ist denn der mit den blauen Schuhen, der fast jeden Kopfball gewinnt?“ Oder: „Wer ist denn der auffallend Schnelle mit Ball am Fuß, kaum vom Ball zu trennen, war der in der ersten Halbzeit auch schon auf dem Platz?“

 

Fast zum Greifen nahe zogen während des gesamten Spieles direkt über das Spielfeld in Dietkirchen vereinzelte Formationen von Schneegänsen. Ein Naturschauspiel!

 

Wie kommen Schneegänse auf die Idee bei ungewohntem und starkem Südwind, starker Bewölkung, trotzdem in den Süden zu fliegen, mit dem Wind im Gesicht, also Gegenwind? Ganz einfach: weil sie im Norden im Winter nicht erfrieren wollen, weil sie es also unbedingt müssen und weil sie aus Erfahrung wissen, dass sie es können trotz Südwind! Tief und seitlich zum Südwind fliegen, ganz schön clever, nicht in unserem deutschen Bildungssystem, sondern im „gänsischen“ groß geworden, ihre Rettung.

 

Wie kommt der TUS Dietkirchen auf die Idee nach 15 Spieltagen als Tabellenletzter gegen den Tabellenersten zu gewinnen? Ganz einfach: weil man nicht als Tabellenletzter in der Hessenliga „erfrieren“ will, weil man es also unbedingt muss und weil man aus Erfahrung weiß, dass man es kann!

 

Die Erfahrung einer Mannschaft, dass man es kann, steckt natürlich in der Kernformation einer Mannschaft, die diese Erfahrung über die Jahre immer mal wieder gelebt hat, also weiter transportieren kann, eine Art DNA der Mannschaft.

 

Diese zum Saisonanfang übrig gebliebene Kernformation der letzten (gefühlt über 10) Jahre stand mit Laux, Nickmann, Hautzel, Kratz, Leukel, Dankof, Bergs und (endlich wieder genesen) Mink fast  vollzählig, Böcher kam in der zweiten Halbzeit dazu, auf dem Platz, begleitet von den sich perfekt „dazugesellten“ Spielern Jannik Schmidt, Matthias Schmidt und Heene und den im Laufe des Spieles ebenfalls passend eingegliederten Spielern Ramcilovic, Lahl, Anushervoni und Schmitz, alle unverzichtbar, um das Spiel als Sieger über die Ziellinie zu bringen.

 

Bei den Schneegänsen fliegen die Jungvögel im Vertrauen einfach mit und lernen von den Alten, „learning by doing“. So ähnlich ist es bei den „Jungvögeln“ des TUS. Sie wissen nach dem psychologisch extrem wichtigen Sieg heute über den Tabellenersten, dass es geht, genau wie Dezember 2022, als man Gießen, eine Stadt mit fast hundertmal größerer Einwohnerzahl (nach 17 Siegen in Folge) vom Platz fegte, was im Weihnachtstrubel 2022 leider etwas unterging.

 

Wenn man kurz vor dem Spiel in der Limburger „Werkstatt“, einer Einkaufspassage, auf einer Sitzbank eine halbe Stunde geduldig auf die Gattin im Schuhgeschäft warten müsste, mal einfach so angenommen, im Bangen, das Spiel gegen Bayern Alzenau, den Tabellenführer der Hessenliga zu verpassen, hätte man genügend Zeit den körperlichen Zustand der jüngeren Bevölkerung, wie sie sich bewegt, teilweise durch die Passage schlurft, zu „bewundern“, aber auch der Bevölkerung im eigentlich „besten Alter“.

 

Dann das Kontrastprogramm 20 Minuten später auf dem Reckenforst, eine andere Welt:

das athletische Auftreten der Dietkirchener Spieler, ein Augenschmaus!

 

Von der ersten Spielminute an Vollgas, alle „alten“ Stärken jeden einzelnen Spielers direkt auf den Platz gebracht: Moses Nickmanns ehrgeiziger Biss, Kratz hohe präzise scharfe Flug-Pässe (hiermit offizielle Entschuldigung für meinen „freundlichen“ Zuruf vom Spielfeldrand, da ist mir auch mal der Gaul durchgegangen!), Leukels unwiderstehliche Sololäufe, Dankofs rackern wie ein Wilder, Lufthoheit von Bergs im Strafraum, Laux Wunderreflexe, Hautzel mit der Perfektion einer Schweizer Taschenuhr in der Abwehr, die wohltuende Frische von Mink, das „Durchtanken“ von Heene, die flinke Geschmeidigkeit von Jannik Schmidt und der feste hartnäckige Zugriff von Matthias Schmidt auf den Gegner. Und das alles kombiniert mit meistens richtigem Positionsspiel, ständigem Nachsetzen, frühzeitigem Draufgehen, um Hoffnungen des Gegners möglichst im Keim zu ersticken und deutlich wenigen Abspielfehlern. (Normale Fehler sind typisch für jedes Spiel auf beiden Seiten und nie erwähnenswert.)

 

Der „Rest“ ist fast schnell erzählt, wenn man das gerade Erwähnte als ständige Grundlage für das gesamte Spiel nimmt, ergänzt durch die alles zusammenhaltende Routine des später eingewechselten Böcher und die Schnelligkeit von Colin Schmitz.

 

Nach fünf Minuten hätte es schon 3:0 für Dietkirchen stehen können, alles passte von Anfang an zusammen, nur die fast hundertprozentigen ausgelassenen Torchancen hätten Zweifel aufkommen lassen können. Sollte es ein Strohfeuer sein? Nein!

 

Nach Rückspiel von Mink von der Torauslinie auf Dankof aus vielleicht 10 Metern in der 9.Minute das umjubelte 1:0 ( bei dem der Knoten endgültig zur Freude aller einheimischen Zuschauer endgültig geplatzt scheint).

Der von Ziga verwandelte Elfmeter schon drei Minuten später zum 1:1 tat dem dynamischen Auftreten der gesamten TUS Mannschaft keinen Abbruch.

 

„Es lief.“

 

Ein sehenswerter Sololauf von Leukel zum 2:1 in der 17. Minute und der eiskalte Abschluss von Nickmann zum 3:1 in der 30. Minute waren der Beweis, dass der Eindruck der ersten Spielminuten nicht trügerisch war.

 

Beim Lesen der Namen der Torschützen könnte, wenn man es nicht wüsste, auch auf ein Spiel des TUS von vor 10 Jahren geschlossen werden. Welche Seltenheit!!!!

 

Im Prinzip war das Spiel im Rückblick nach 30 Minuten gelaufen, weil der TUS durch sein weiteres energisches Auftreten, das nicht aufhörende Gegenhalten, meistens schon frühzeitig, Bayern Alzenau den Zahn zog, die tabellarische Überlegenheit nicht zum Tragen kommen ließ.

 

Natürlich hätte Alzenau das Ergebnis noch zu seinen Gunsten aufbessern können, aber wenn schon fast hundertprozentige Anschlusstreffer vor Augen waren, raubte Laux mit Glanzreflexen Bayern Alzenau (besonders dem auffallend gefährlichen Signorelli) den Verstand.

Oder auch z.B. Bergs, keine Schmerzen scheuend und in den Ball werfend, glücklich für die Mannschaft mit der Region seines „besten Stückes“. Für ihn wegen der länger anhaltenden Schmerzen etwas unglücklich. Also glücklich und unglücklich zusammen, das gibt es also auch.

 

Bayern Alzenau, eine Mannschaft auf allen Poitionen gleichmäßig stark besetzt, unspektakulär auftretend, fair, also auf eigene Stärken bauend, mit sehr sicherem, klaren, sauberen und schnörkellosen Ballspiel, quer schnell sich anbietend, körperlich wenig auffallenden Spielern, teilweise, als ob sie kein Wässerchen trüben könnten. Aber einmal am Ball kaum zu trennen, mit sehr überzeugenden Ballfähigkeiten, als Beispiel die Nr. 11 auf der rechten Sturmseite, Yildirimoglu, einmal losgeschickt, kaum zu halten. Ungewöhnlich auch der ständig ballverteilende

Djebbari mit der Nummer 10.

 

Bayern Alzenau konnte gegen Dietkirchen eigentlich nur verlieren und verlor tatsächlich.

 

Für den TUS war der Sieg nicht nur einfach ein verdienter Sieg, sondern ein deutlicher Beweis dessen, was in der Mannschaft an Qualität steckt, wenn sie abgerufen werden kann. Die Qualität ist da. Den Tabellenersten schlägt man nicht nur so, aus Zufall!! Aufstieg hoffentlich aus dem langen Tal der Tränen. Der ehemalige deutliche Punkteabstand zum Vorletzten wurde geschlossen.

Der Abstiegskampf ist angenommen, das Selbstvertrauen zum Leben erweckt, der Siegeswille unverkennbar. Wieder ein unvergessliches typisches TUS Spiel, typisch TUS. Ein großer Spaß im Herbst.

 

TUS Dietkirchen:
Laux, Nickmann (69.Schmitz), Jannik Schmidt, Hautzel, Kratz, Leukel (90.Anushervoni), Dankof (87.Lahl), Mathias Schmidt, Bergs, Heene (80.Ramcilovic), Mink (71. Böcher)

 

FC Bayern Alzenau:
Schreiber, Ziga, Seikel (90.Danso), Cetin (46.Kern), Signorelli (83.Fujikawa), Djebbari, Yildirimoglu, Fecher, Wilke, Bhatti, Matic (46.Garic)

 

 

Schiedsrichter: Michele Abbondanza

 

Tore: 1:0 Robin Dankof (9.), 1:1 Almir Ziga (12. Elfmeter), 2:1 Dennis Leukel (17.), 3:1 Moses Nickmann (30.)

 

Zuschauer: 100