Anzeige

Frischer Wind an der Faulbacher Straße

Torsten Kierdorf (re, schwarzer Pulli) geht als Trainer in seine erste Hessenliga Saison. Foto Dominik Groß

Das Hessenliga Team des SV RW Hadamar in der Saison 2017/2018. Foto: Claus Coester

Hessenligist SV RW Hadamar blickt auf ein erfolgreiches und ereignisreiches Jahr 2017 zurück. Dennoch standen in diesem Winter weniger die sportlichen Leistungen des kreishöchsten flw-Vertreters im Vordergrund, als vielmehr personelle Entscheidungen. Mit Torsten Kierdorf, einem bekannten Gesicht an der Faulbacher Straße, starten die ambitionierten Fürstenstädter nach dem überraschenden Ausscheiden von Ex-Trainer Florian Dempewolf nun nämlich mit einem neuen Coach in die Restrunde der laufenden Saison.

Tabellenplatz 7 in der Hessenliga

Zunächst zum Sportlichen: Nach 19 Spielen haben die Rot-Weißen aktuell 29 Zähler auf dem Konto und belegen einen guten siebten Rang in Hessens höchster Liga. Mit einem variablem Offensivspiel und starker Defensivarbeit hat sich Hadamar im oberen Mittelfeld der Liga etabliert. Das wird auch durch das überzeugende Torverhältnis von 42:26 verdeutlicht. In der Fremde (14 Punkte) konnten die Fürstenstädter dabei fast genauso viele Punkte wie zu Hause (15) holen. Vor allem auf dem Kunstrasen in Niederhadamar präsentierten sich die Hadamarer bärenstark und ließen nur wenige Punkte liegen. Zum Jahresende konnte die Dempewolf-Elf mit neun ungeschlagenen Spielen in Folge eine absolut beeindruckende Serie hinlegen, die letztendlich den siebten Platz im Hessenliga-Klassement bedeutete. Umso überraschender, das ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt die Dempewolf-Zwillinge aus eigenen Stücken ihre Trainerstühle in Hadamar räumten.

Dempewolf-Schock und Kierdorf-Beförderung

Das Trainer-Duo Florian und Nikolas Dempewolf hatte den Verantwortlichen des SV RW Hadamar Anfang Dezember mitgeteilt, dass sie aus persönlichen Gründen ihr Ämter als Trainer der Hessenliga-Mannschaft zum 31.12.2017 beenden möchten. „Der Verein SV RW Hadamar ist von dieser Entscheidung und insbesondere der Kurzfristigkeit sehr überrascht, muss und wird aber auch diese Entscheidung akzeptieren“, hieß es daraufhin in einer ersten Stellungnahme von Seiten des Vereins.

„Ich möchte mehr Zeit mit meiner Familie und meiner kleinen Tochter verbringen, zudem brauche ich in den nächsten Monaten durch Arbeiten an meinem Neubau deutlich mehr Zeit“, so der ehemalige Chef-Trainer Florian Dempewolf, der in der neuen Saison – ähnlich überraschend – das Spieler-Traineramt beim A-Ligisten TuS Waldernbach übernehmen wird. Relativ schnell präsentierte der Hessenligist einige Tage später mit Torsten Kierdorf den neuen Mann an der Seitenlinie der A-Mannschaft. Dieser Torsten Kierdorf hatte zuvor äußerst erfolgreich die zweite Mannschaft der Hadamarer in der Gruppenliga betreut, mit denen er im vergangenen Jahr nur knapp den Aufstieg in die Landesliga verpasste. In Hadamar weiß man also, was man mit dieser Verpflichtung bzw. Beförderung bekommt. Kierdorf wird übrigens von Sven Kunisch, derzeit Spieler im Hessenliga-Kader, als Co-Trainer unterstützt. 

„Unter den ersten zehn wäre Top“

„Das Kennenlernen mit den Jungs war nicht schwierig. Die meisten habe ich ja schon gekannt und die Mannschaft hat es mir auch einfach gemacht. Die Vorbereitung läuft sehr gut und die Jungs ziehen alle sehr gut mit“, so Torsten Kierdorf im Gespräch mit der flw24-Redaktion. Dass er ein Team in einer sehr guten Verfassung und guten Tabellensituation übernommen hat – und somit wohl mehr verlieren als gewinnen kann – dessen ist sich Torsten Kierdorf bewusst. „Ich mache mir momentan keine Gedanken darüber. Ich habe diese Frage ja schon öfters gestellt bekommen. Es geht nicht um mich. Die Mannschaft (ich bin ein Teil davon), das Betreuer-Team, der Verein RW Hadamar und die Fans möchten jedes Wochenende gewinnen. Wir alle werden alles dafür tun, das kann ich versprechen. Und dann schauen wir, wo wir am Ende stehen. Unter den ersten zehn wäre Top!“

„Disziplin, Einsatz, Spaß und Kameradschaft“

Mit Florian Dempewolf hatte er übrigens keinen Kontakt mehr nach dessen Ausscheiden wie er uns verrät. Die Arbeit seines Vorgängers lobt er aber ausdrücklich: „Flo hat sehr gute Arbeit gemacht. Jeder Trainer ist aber anders. Ich möchte die Mannschaft weiterentwickeln und den Jungs meine Idee von Fußball vermitteln.“ Ob er dabei viel anders macht als sein Vorgänger, kann er nicht sagen, „da müsst ihr die Mannschaft fragen“, sagte er. Wichtig sind Kierdorf die grundlegenden Sachen im Fußball: „Mir ist Disziplin wichtig – und zwar auf und neben dem Platz. Meine Spieler müssen immer versuchen, alles abzurufen – egal ob im Training oder im Spiel. Dabei dürfen sie natürlich auch Fehler machen, das gehört dazu. Letztendlich sollen sich die Jungs reinhängen und dabei vor allem Spaß am Fußball haben. Darüber hinaus lege ich auch großen Wert auf die Kameradschaft“, so der Neu-Coach der Rot-Weißen. 

Leon Burggraf wechselt zum BVB II

Eine weitere Personalie, über die schon längere Zeit spekuliert wurde, machte Anfang Januar die Runde und sorgte im flw-Land für Aufsehen. Der Hadamarer Shootingstar Leon Burggraf, der erst im vergangenen Winter vom TuS Dehrn (KOL) zum Hessenligisten RW Hadamar wechselte, wird nämlich in der kommenden Saison die Schuhe für die U23 von Borussia Dortmund in der klassenhöheren Regionalliga West schnüren. Der Dehrner erhält dort einen Vertrag über zwei Jahre bis zum Juni 2020. Für die Rot-Weißen ist der Weggang seines Goalgetters im Sommer sicherlich ein herber Verlust, für den jungen Dehrner hingegen eine Riesenchance, im Bundesliga-Umfeld Fuß zu fassen.

Sportlich gesehen verlief die Winterpause in Hadamar ansonsten ruhig. Dem einzigen Abgang im Winter, Raphael Schmidt, der aus beruflichen Gründen sein Engagement in Hadamar beendet, haben die Fürstenstädter mit der Verpflichtung des Königsteiners Dennis Winter entgegengewirkt, der sowohl auf der defensiven als auch offensiven Außenbahn einsetzbar ist. Als Highlight, neben vielen gutklassigen Vorbereitungsspielen, kann sicherlich der Gewinn des größten Hallenturniers  von Rheinland-Pfalz, des Hachenburger Cups, gesehen werden, wo sich die Rot-Weißen gegen namhafte Konkurrenz durchsetzen konnte.

Top5 und Kreispokal

Für Hadamar startet die Restrunde am 3. März beim unberechenbaren Aufsteiger aus Ginsheim (Tabellenelfter), bevor in der Woche danach das Tabellenschlusslicht OSC Vellmar zum Kierdorf-Heimdebut an die Faulbacher Straße kommt. Klingt auf jeden Fall nach einem durchaus machbaren Auftakt für die Fürstenstädter und ihren neuen Trainer. Auch die flw-Redaktion traut dem Team für die Restrunde sehr viel zu und sieht einen einstelligen Tabellenplatz mehr als realistisch an. Mit konstant guten Leistungen wie zum Ende der Hinserie ist sicherlich ein Platz in den Top5 drin. Wir drücken Torsten und seinen Jungs die Daumen.

Im Hessenpokal ist RW Hadamar leider nicht mehr vertreten. Im Achterfinale scheiterten die Rot-Weißen mit 1:2 am FSV Frankfurt, womit das Finalmärchen vom letzten Jahr nicht wiederholt werden kann. Dafür sind die Fürstenstädter im Kreispokal weiterhin als großer Favorit vertreten und treffen dort Ende März im Viertelfinale in einem wahren Traditionsduell auf den ambitionierten A-Ligisten VfR Limburg 07.