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SGS I: Wieder großartigen Charakter bewiesen!

SV Wiesbaden - SG Selters 3:3 (1:0).
 

Nach der knappen 0:1-Niederlage letzten Dienstag bei der SG Hoechst entspannt sich die personelle Lage bei der SG Selters zumindest dahingehend, dass mit Benjamin Maurer und Tom Rieth nur noch zwei Akteure aus dem Stamm-Kader für das Gastspiel im Helmut-Schön-Sportpark ausfallen. Selters liefert dem Tabellensechsten einen fantastischen Kampf, ist im zweiten Durchgang sogar die deutlich bessere Mannschaft, muss aber einem 0:2 hinterherlaufen, das durch zwei höchst umstrittene Schiedsrichterentscheidungen zustande kommt. Mit Willensstärke kommen die "Wassermänner" zurück ins Spiel, sind drauf und dran in Führung zu gehen, kassieren dann das 3:2 und kommen abermals zurück. Und selbst danach ist der Sieg noch möglich. Das 3:3 beweist aber einmal mehr, wie gefestigt die SGS in 2022 ist. Eigentlich müsste man traurig darüber sein, dass die Saison scheinbar sechs Monate zu früh angefangen hat.

 

Für den Selterser Tross hatte die Reise in den altehrwürdigen Helmut-Schön-Sportpark ein besonderes Flair. Zwar wurde die Partie auf dem kleinen Kunstrasen ausgetragen, aber die uralten Umkleidekabinen samt Spielertunnel hatten schon viel Positives und ließen an große Zeiten des SV Wiesbaden erinnern. Aber die sind ja bekanntlich vorbei. Beide Mannschaften hatten in den ersten Minuten jeweils einen Warnschuss zu verzeichnen. Für den SV Wiesbaden war es Alim Göcek, der von der linken Seite nach innen gezogen war und aus 20 Metern abzog, Niklas Muth aber zur Stelle war (6.). Auf der Gegenseite prüfte der erstmals in einem Pflichtspiel im SGS-Dress auflaufende Jannik Ernet SVW-Keeper Tim Maurer (8.). Die Gäste verteidigten kompakt und engmaschig, was dazu führte, dass die Landeshauptstädter zwar mehr Ballbesitz vorzuweisen hatten, aber nie wirklich gefährlich wurden. Das lag mitunter auch an der prächtig organisierten Vierer-Ketter um Samuel Stähler und Richard Müller. Wenn es gefährlich wurde, waren die Selterser am Zug. So auch in Minute 12, als Philipp Freppon von rechts eine Flanke auf den zweiten Pfosten zog, wo Justin Wolter knapp verfehlte. Auf der Gegenseite kam es zu einer ebenfalls guten Gelegenheiten, als Alim Göcek durch die Schnittstelle der Abwehr Egzon Sula bediente, Torwart Niklas Muth gegen den im spitzen Winkel befindlichen Wiesbadener aber per Fußabwehr zur Ecke klärte (14.). Dann passierte lange Zeit nichts Erwähnenswertes. Wiesbaden wirkte genervt, kam nie entscheidend zum Abschluss, während Selters bei unzähligen Kontern Platz hatte, aber nahezu immer die falsche Entscheidung getroffen hatte, oder eben unsauberes Passspiel betrieb. Es war kein Geheimnis, dass die Führung mehrfach im Bereich des Möglichen lag. Stattdessen fiel das Tor auf der Gegenseite, und das war höchst umstritten. Schiedsrichter Patrick Rodrigues entschied Höhe der Mittellinie nicht auf Foulspiel an Nils Toffeleit - darüber hätte man durchaus nachdenken können - und David Perez de los Santos setzte zum Alleingang an, verhaspelte sich zweimal, doch die Kugel landete erneut vor seinen Füßen, so dass er Niklas Muth mit seinem Abschluss keine Chance gelassen hatte - 1:0 (45.), unfassbar ärgerlich für die tapferen Gäste.

 

Nach Wiederbeginn schien es zunächst so, als würde der Traditionsverein die Zügel anziehen. Beleg hierfür war ein 16-Meter-Schlenzer von Mohammad Sanandajizadeh, der an die Latte klatschte (49.). Doch der Druck der Gastgeber hielt nur zehn Minuten an. Und dann war da noch ein Geschenk von Schiedsrichter Patrick Rodrigues. Nach einem Zweikampf - war es überhaupt einer? - zwischen Fabian Fuchs und David Perez de los Santos entschied der Unparteiische auf Strafstoß, was einem ziemlichen Witz gleichkam. Ersen Albayrak war's egal - der körperbetonte Angreifer verwandelte sicher zum 2:0 (51.). Für viele Mannschaften sicherlich ein kaum zu verdauender Genickschlag, nicht aber für das Tabellen-Schlusslicht. Zwar setzte Mohammad Sanandajizadeh einen 18-Meter-Freistoß knapp links neben das Ziel (54.), danach aber war es mit der SVW-Herrlichkeit vorbei. Philipp Freppon und Jannik Ernet versemmelten gegen den stark reagierenden Torwart Tim Maurer eine Dreifachchance (56.), ehe die Hoffnung zurückkehrte: Yannik Walli startete einen Lauf über die rechte Seite, brachte seine stramme Hereingabe auf den zweiten Pfosten, wo Philipp Freppon die Grätsche auspackte und vollendete - nur noch 2:1 (61.). Wiesbaden war platt, agierte fast nur noch mit langen Bällen und kam kaum noch zur Ruhe. So dauerte es auch nur vier Minuten, ehe sich die Blau-Roten belohnten: Jannik Ernet mit herausragender Vorarbeit auf Philipp Freppon, der von der Strafraumecke leicht abgefälscht in die lange Ecke traf - 2:2 (65.). Es blieb dabei: Die "Wassermänner" waren am Drücker, hatten vor allem bei zweiten Bällen ein klares Plus, haderten aber weiterhin mit vielen falschen Entscheidungen oder unsauberen Pässen im letzten Drittel. Der völlig losgelöste Philipp Freppon wurde in Minute 73 in letzter Not geblockt, sonst wäre das 2:3 fällig gewesen. Und dann wurde es bitter aus SGS-Sicht: Fabian Fuchs verlor einen von wenigen entscheidenden Zweikämpfen gegen Alim Göcek, der sich durchtankte und Niklas Muth per Lupfer überlistete - 3:2 (77.), aber gerecht war's nicht. Selters witterte weiter seine Chance und wurde schließlich auch belohnt: Nach einem selten dämlichen Foulspiel von Yama Afghanyar an Philipp Freppon gab es Elfmeter, der Samuel Stähler unmissverständlich zum 3:3 verwandelte (84.). Wiesbaden - nun stehend K.O. - musste plötzlich sogar um den einen Punkt bangen und hätte reichlich Glück. Philipp Freppon verzog in der Schlussminute um Zentimeter am rechten Pfosten, ehe eine Überzahlsituation durch Justin Wolters zu harmloses Zuspiel geklärt wurde (90.+2). Dann war Schluss.


Nach Abpfiff stand vor allem dank einer berauschenden zweiten Halbzeit ein gerechtes Remis, das bei besserer Verwertung auch absolut als Auswärtssieg hätte durchgehen können. Nicht hoch genug anrechnen durfte man den SGS-Akteuren, das sie wie ein Turm im Sturm einfach nicht zum Fallen zu bringen sind. Für eine aussichtslos auf dem letzten Platz liegende Mannschaft sicherlich alles andere als eine Selbstverständlichkeit.


Nach der Osterpause geht es auf dem Rasenplatz in Niederselters gegen die SG Nassau Diedenbergen weiter.

 

Wiesbaden: Maurer, Shamoun, Yosef, Sanandajizadeh (80. Cruz dos Stantos), Göcek, Albayrak, Löbelt, Riggio, Sula (87. Krüger), Perez de los Santos, Afghanyar

Selters: Muth, Müller, Toffeleit, Fuchs, S. Stähler, Wolter, da Conceicao (86. Voss), Pabst, Walli, Ernet, Freppon


SR: Patrick Rodrigues (Offenbach) -

Tore: 1:0 David Perez de los Santos (45.), 2:0 Ersen Albayrak (51., FE), 2:1 (61.), 2:2 (65.) beide Philipp Freppon, 3:2 Alim Göcek (77.), 3:3 Samuel Stähler (84., FE)

Zuschauer: 100.