Das Sportstudio im ZDF am Samstagabend ist für Fußballfans seit Jahrzehnten eine Institution – rund 1,7 Millionen Zuschauer schalten Woche für Woche ein, wenn die aktuellen sportlichen Ereignisse gezeigt und mit prominenten Gästen aus der Sportwelt diskutiert werden. Am Ende der jeweiligen Sendung steht das berühmte Torwandschießen an – und Anfang März hatte mit Niklas Becker von der FSG Merzhausen/Weilnau/Weilrod ein junger Mann aus dem benachbarten Hochtaunuskreis die Gelegenheit, gegen den aus dem FLW-Land stammenden DOSB-Präsidenten Thomas Weikert an der Torwand anzutreten.
Niklas, der gebürtig aus Hasselbach stammt und seit anderthalb Jahren mit seiner Freundin in Bad Camberg wohnt, ist seit 2020 2.Vorsitzender der FSG Merzhausen/Weilnau/Weilrod und seit 2021 Abteilungsleiter Fußball (inkl. Jugendleiter) bei der SG Weilrod. Neben seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten, für die er im Dezember 2021 im Rahmen der Aktion "Fußballhelden – Aktion Junges Ehrenamt" vom DFB ausgezeichnet wurde, ist er auch noch sportlich aktiv und kickt in der zweiten Mannschaft der FSG. Ausgangspunkt für seine Teilnahme am Torwandschießen war sein Treffer im C-Liga-Spiel gegen die SG Westerfeld II im Oktober vergangenen Jahres. Dort erzielte Niklas ein sehenswertes Tor, das zufällig von einem Mitspieler auf der Ersatzbank gefilmt und online gestellt wurde. Schon nach kurzer Zeit wurde der Treffer von den Fußballblogs „Kreisligafußball“ und Kreisliga.Helden“ geteilt, bis Niklas Mitte Februar über die Instagram-Story von fussball.de erfuhr, dass sein Treffer mit zwei weiteren eine Woche lang zum Voting bereitsteht und der Sieger im ZDF im aktuellen Studio an der Torwand antreten dürfe. Der 29-jährige machte daraufhin ordentlich Werbung in der großen Fangemeinde der FSG und gewann mit 81% der Stimmen das Voting.
Kurz darauf wurde er auch schon vom ZDF kontaktiert und für den 05. März ins Studio auf dem Mainzer Lerchenberg eingeladen. Viel Zeit zum Üben blieb nicht, aber der 29-jährige setzte alle Hebel in Bewegung, um optimal vorbereitet an der Torwand antreten zu können: Einmal übte Niklas an der Torwand der Grundschule in Würges, allerdings war dort der matschige Rasenuntergrund nicht mit den Bedingungen im Studio vergleichbar. Also wurde kurzerhand eine alte Torwand-Plane seiner Eltern reaktiviert, die er am Hasselbacher Sportplatz hinter einer befestigten Fläche montierte. Das kam schon etwas näher an die realen Studio-Bedingungen heran. „Als Kind übte ich öfters mit dieser Torwand und war gar nicht schlecht darin, aber ich hatte sie bestimmt schon etwa 20 Jahre nicht mehr benutzt“, erzählt Niklas. Nach zwei Übungseinheiten an der provisorischen Torwand, bei denen es auch recht gut funktionierte, kam auch schon der große Tag.
Mit seiner Freundin fuhr Niklas samstagnachmittags nach Mainz und entspannte vor seinem großen Auftritt erst mal im Wellness-Bereich des Hotels – die Übernachtung wurde vom ZDF spendiert. Später am Abend ging es mit dem Taxi ins Fernsehstudio, wo im Backstage-Bereich bereits DOSB-Präsident Thomas Weikert und DOSB-Vorstand Dirk Schimmelpfennig anwesend waren. In lockerer Atmosphäre kam Niklas mit den beiden ins Gespräch und dabei stellte sich mal wieder heraus, wie klein die (Fußball-)Welt doch ist, denn der beste Freund von Dirk Schimmelpfennig spielte früher gemeinsam mit Niklas‘ Vater Bernd beim RSV Würges. Neben einer kleinen Stärkung beim Catering gab es vor der Sendung auch noch die Gelegenheit, an einer Torwand im Nachbarraum zu üben.
Bis zu seinem Einsatz an der Torwand dauerte es noch eine Weile und so nahm Niklas während der Live-Sendung mit seiner Freundin unter den weiteren Zuschauern Platz. „Die ganze Zeit über und während der Sendung war ich eigentlich kein einziges Mal nervös gewesen“, sagt Niklas, aber „in der Mitte im Scheinwerferlicht vor Publikum zu stehen (es war die erste Sendung seit vielen Monaten mit Publikum) und live vor einem Millionenpublikum zu sein, war dann doch ein sehr komisches Gefühl.“ Nachdem sowohl Thomas Weikert als auch Niklas unten rechts kein Treffer gelang, mussten die drei Schüsse oben links entscheiden. Weikert ging wieder leer aus, sodass für Niklas noch die Chance auf den Sieg bestand. „Ich versuchte locker zu bleiben, denn ich war schon immer oben links deutlich besser. Beim ersten Schuss fehlten nur wenige Zentimeter, der zweite traf die Innenkante und sprang heraus.“ Beim letzten Schuss feuerten Moderator Sven Voss und das Publikum den Schützen nochmal richtig an und Niklas zirkelte den Ball perfekt ins Loch. Als Preis erhielt er einen 1000 Euro Gutschein von Decathlon und darf Mitte Juli beim Finale aller Sieger nochmal an der Torwand antreten. Vor der Sendung werden die beiden Finalteilnehmer ausgespielt, welche dann in der Sendung um Investmentfonds-Anteile im Wert von 25.000 Euro spielen.
Ob Niklas dann dabei sein kann, ist allerdings noch fraglich. Am Tag nach seinem Sportstudio-Auftritt verletzte er sich in der Partie gegen den FC Mammolshain und zog sich bei einem Pressschlag einen Bruch des rechten Innenknöchels zu. Der 29-jährige ist aber optimistisch, bis Sommer wieder fit zu sein: „Mein Orthopäde meinte, nach drei Monaten müsste es wieder gehen. Und die Torwand hält ja auch nicht zu einem Pressschlag dagegen.“ Trotz der kurz darauf erlittenen Verletzung bleibt Niklas das Wochenende noch lange im Gedächtnis. „Mein Auftritt im Sportstudio war natürlich ein einmaliges und sehr schönes Erlebnis und ich habe ja jetzt Zeit, samstags die Sendung bis zum Ende zu schauen und mich dabei über potenzielle Gegner für das Finale zu informieren.“