„Es juckt schon, wenn man sonntags auf den Sportplatz geht“

Michael Blättel in seinem Studio in Elz

Michael Blättel in seiner Zeit bei der Eintracht (unten links)

Tobias Schneider im Gespräch mit Michael Blättel (Fotos: flw24)

Anfang Oktober war er schon unser Promi-Tipper, nun wollen wir den wohl einzigen Fußballer aus dem Kreis Limburg-Weilburg, der ein „Tor des Monats“ schießen konnte, noch einmal genauer vorstellen. Im Gespräch mit der flw24-Redaktion erzählt der Elzer Michael Blättel über seine beruflichen Wege fernab des Fußballs, wie er durch einen seiner Trainer ungewollte Berühmtheit erlangte – und warum er beim UEFA-Cup-Finale 1980 seines damaligen Vereins Eintracht Frankfurt nicht dabei sein konnte.

Der größte Moment in der Fußballkarriere des gebürtigen Elzers wäre wohl der UEFA-Cup-Sieg mit der Frankfurter Eintracht im Jahr 1980 gewesen – ‚wäre‘, wenn er nicht bei der Bundeswehr in der Grundausbildung festgesessen hätte. „Ich bekam das Angebot, die Grundausbildung drei Monate in Koblenz komplett durchzuziehen, mit der Einschränkung, dass es keinen Freigang gab. Anschließend durfte ich dann aber zur Sportfördergruppe, wo man aller höchstens dreimal die Woche anwesend war. Das war ein großes Privileg.“ Also hat er zugesagt, nicht ahnend, dass es im UEFA-Cup so gut laufen würde. Während des Finales befand er sich auf einem Marsch, die Zwischenstände bekam er zumindest über Radio mit – kaum noch vorstellbar in der heutigen Zeit, in der man ständig alle Infos parat hat! Heute kann er diese Anekdote mit Humor nehmen: „Im Grunde war es besser so, denn Fred Schaub, der für mich auf der Bank saß, hat im Rückspiel kurz vor Schluss das entscheidende Tor gemacht.“ Ein Jahr später holte die Eintracht den DFB-Pokal – hierbei stand der 55-jährige zumindest in den ersten beiden Runden auf dem Feld und konnte auch ein Tor beisteuern.

„Einen Grabowski habe ich mich gar nicht getraut anzugreifen“

Zur Eintracht war Blättel von der B-Jugend des SV Elz gewechselt. Von den Frankfurtern bekam er eine Wohnung und eine Arbeitsstelle – sowie die Chance, mit großen Stars zu trainieren. „Als 14-Jähriger guckst du das WM-Finale 1974 mit Grabowski und Hölzenbein und drei Jahre später trainierst du auf einmal mit solchen Spielern. Das war schon vom anderen Stern – einen Grabowski habe ich mich gar nicht getraut anzugreifen“, erzählt er lachend. „In der Zeit habe ich richtig Fußball spielen gelernt.“

„Die Zeit in Saarbrücken war die beste Zeit meiner Karriere"

Nach vier Jahren verließ er die Eintracht allerdings im Unfrieden, nachdem sein Vertrag nicht verlängert wurde. Damit die Eintracht keine Ablöse bekam, ließ er sich reamateurisieren, indem er zum 1.FC Saarbrücken in die Oberliga Südwest wechselte. „Das war die beste Zeit meiner Karriere. Eine super Stadt, super Leute, das Stadion immer ausverkauft.“ Hinzu kam der sportliche Erfolg: innerhalb von drei Jahren stiegen die Saarbrücker von der Oberliga bis in die Bundesliga auf. Auch neben dem Platz sorgte Blättel in dieser Zeit für Aufsehen – wenn auch unfreiwillig. „Eines Morgens wachte ich mit einem Hexenschuss auf und konnte deshalb mittags nicht spielen. Unser Trainer Klimaschefski war nie um einen Spruch verlegen und hat auf der Pressekonferenz gesagt, dass ich mich im Bett verletzt hätte und er keine Ahnung habe, wie das passiert sei. Da hat sich natürlich jeder seinen Teil gedacht.“ Auf diese Aktion wurde er natürlich viele Male angesprochen und gerade, als der Vorfall in Vergessenheit geriet, wurde er im Bundesliga-Jahresrückblick noch einmal aufgewärmt. Aber auch darüber kann Blättel heute schmunzeln. Immerhin schoss er in der Zeit in Saarbrücken auch das „Tor des Monats“, im Juni 1985 mit dem wichtigen Kopfballtreffer zum 1:0 im Relegationsspiel um den Bundesligaaufstieg gegen Arminia Bielefeld.

Nach fünf Jahren in Saarbrücken wechselte er nach dem Abstieg aus der Bundesliga zu Fortuna Düsseldorf in die erste Liga, musste jedoch auch mit den Düsseldorfern den Abstieg hinnehmen – genau wie bei der darauffolgenden Station in Homburg. Nach diesen Enttäuschungen schloss sich Blättel noch einmal für drei Jahre dem SV Darmstadt 98 an, bevor er seine Karriere nach 102 Spielen in der Bundesliga (13 Tore) und 159 Spielen in der zweiten Liga (51 Tore) beendete.

Nach seiner aktiven Zeit machte Blättel seinen Fußball-Lehrer und trainierte unter anderem den VfR 19 Limburg, den FSV Mainz 05 (Co-Trainer, 2. Mannschaft und die U19), den FSV Frankfurt und die U19 vom SV Wehen Wiesbaden. Bis letztes Jahr spielte er auch regelmäßig in der Eintracht Frankfurt Traditionsmannschaft und half manchmal bei der Eintracht Frankfurt-Fußballschule mit.

Personal Training im Bereich medizinische Prävention und Muskelaufbau

Beruflich geht Blättel seit zehn Jahren auch Wege abseits des Fußballs: Angefangen hat er mit einem Sonnenstudio in Elz, das er nach und nach zu einem Fitness- und Gesundheitsstudio erweitert hat mit Vibrations- und EMS-Training (EMS ist die Abkürzung für „elektronische Muskelstimulation“). Unterstützt wird er von seinem Sohn Yannik, der derzeit noch studiert. „Wir bieten ein individuell ausgearbeitetes Personal Training im Bereich medizinische Prävention und Muskelaufbau an – dabei geht es uns vor allem um den Abbau der kleinen Wehwehchen des Alltags.“

„Es juckt schon, wenn man sonntags auf den Sportplatz geht.“

Einer neuen fußballerischen Aufgabe wäre der Fußballlehrer trotz des Aufwands mit seinem Studio nicht abgeneigt: „Es juckt schon, wenn man sonntags auf den Sportplatz geht.“ Am liebsten wäre ihm dabei ein junges Team, das sich noch entwickeln lässt. „Wenn die Chemie zwischen mir und dem Verein stimmt, kann ich mir das nochmal vorstellen.“ Ob im Kreis Limburg-Weilburg oder etwas darüber hinaus, ist Blättel, der 1996 die Ausbildung zum Fußballlehrer erfolgreich abgeschlossen hat, dabei egal. Eins steht dabei fest: In den Niederungen des Kreisliga-Fußballs kann es Michael Blättel dann natürlich auch passieren, dass mal ein Spieler absagt, der sich nachts „verletzt“ hat…

Lieber Michael, alles Gute für die private und berufliche Zukunft und vielleicht sieht man dich ja bald schon wieder auf den Plätzen des flw24-Fußballkreises!