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Außer Fußball gibt es noch „Besten Wintersport“ in Hessen

Abstecher nach Winterberg. (Foto: Dieter Bäbler)

Auch die Sitzplätze waren restlos ausverkauft. (Foto: Dieter Bäbler)

Blick auf das Willinger Viadukt. (Foto: Dieter Bäbler)

Das Wetter bis zum Ende in Bestform. (Foto: Dieter Bäbler)

Fast schon ein polnisches Heimspiel an der Mühlenkopfschanze. (Foto: Dieter Bäbler)

Katharina Althaus gewann das Springen der Frauen am Samstag. (Foto: Dieter Bäbler)

Traumwetter am Samstag. (Foto: Dieter Bäbler)

FLW24 Redakteur Dieter Bäbler blickt zurück auf den Skisprung Weltcup in Willingen
 

Nach dem letzten Wochenende kann man es sich gar nicht vorstellen, dass es 2 Jahre keine Zuschauer beim Skisprung Weltcup in Willingen gab. „Wir haben schon einige Wintersportveranstaltungen besucht - egal ob Skispringen in Willingen, Oberstdorf oder auch  Biathlon in Oberhof oder Ruhpolding - in den letzten Jahren zu zweit, früher waren die Kinder natürlich mit dabei. Doch an Willingen kommt keine Veranstaltung dieser Art dran“.

Was an den Wochenenden des Events in der beschaulichen Gemeinde im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg los ist, kann man schwer mit Worten beschreiben. Man muss es gesehen oder erlebt haben. Die Gemeinde (knapp 6.200 Einwohner) an der Grenze zum Hochsauerlandkreis, ist bei vielen Stammtischen, Kegel- und Fußballvereinen beliebt für den Partytourismus, doch einmal im Jahr ist dieser Ort der Mittelpunkt für die besten Skispringer der Welt und seine Fans. Und sie kommen gefühlt von überall her: Österreich, Schweiz, Polen, Norwegen, Slowenien, Finnland, Deutschland usw. Gesprungen wird in Willingen von der Mühlenkopfschanze - schön im Wald gelegen – und die größte Skisprungschanze der Welt, die keine Skiflugschanze ist. Egal, ob man von oben nach unten oder von unten nach oben schaut, eigentlich nicht vorstellbar, das dort Menschen mit Skiern an den Füßen herunterspringen. Doch am letzten Wochenende war es wieder soweit. Nicht nur die Eisenbichlers, Geigers, Graneruds, Laniseks, Kubackis und viele mehr, gaben ihre Visitenkarte ab, sondern auch die Frauen sprangen nach der „Geistervorstellung“ 2022 zum ersten Mal vor Publikum in Willingen und das sollte sich auszahlen, doch dazu später mehr.

Angereist sind wir bereits am Freitag und haben in Meschede übernachtet. Die Stadt in Nordrhein-Westfalen liegt etwa 40 Kilometer von Willingen entfernt. Schnell stellte sich heraus, dass nicht nur die Wahl des Hotels die Richtige war, sondern auch der Kauf der Karten für den Wettkampftag am Samstag. Denn in einem Bericht im TV vom Skispringen am Freitag konnte man sehen, dass nicht nur die Springer*innen, sondern auch die Zuschauer mit starkem Wind und Regen zu kämpfen hatten. So musste auch die Qualifikation der Herren auf Samstag verlegt werden. Und auch das sollte sich auszahlen, denn es herrschte nicht nur „Traumwetter“ ohne Wind, sondern auch die Sonne war ständiger Beobachter des Wettbewerbs. Und so ging es Schlag auf Schlag in der mit über 23.000 Zuschauern restlos ausverkauften Arena. Zunächst sicherte sich die deutsche Katharina Althaus mit einem grandiosen Sprung von 149,5 Meter im zweiten Durchgang Platz 1 und damit den Gesamtsieg an diesem Tag vor der Slowenin Ema Klinec (146,5) und der Japanerin Sara Takanashi (141,5). Als dann anschließend Markus Eisenbichler noch die Qualifikation bei den Herren gewann, kannte der Jubel der Fans keine Grenzen. Und das ist die tolle Geschichte des Wintersports. Alle Springer*innen wurden von allen Zuschauern*innen – in beiden Fällen ist es egal, wer aus welchem Herkunftsland kommt – von der Schanze heruntergetragen. Das lautstarke „ziiiiiiiiiiieh“ verursachte nicht nur Gänsehaut sondern trug auch hier und da zu einer Spitzenleistung bei. Daran änderte auch der 5. Platz von Karl Geiger, bzw. der 9. Platz von Philipp Raimund und der 10. Platz von Andreas Wellinger nichts. Quali Sieger Markus Eisenbichler landete auf Platz 17. Am Ende war es fast das gleiche Bild wie bei der diesjährigen Vierschanzentournee. Souveräner Sieger wurde der Norweger Halvor Egner Granerud vor Anze Lanisek aus Slowenien und dem Polen Dawid Kubacki. Nur Platz 2 und 3 wurden im Vergleich zur Tournee getauscht. Alle wurden gefeiert und die Arena glich einem Fahnenmeer. Die Fans aus Polen –es waren gefühlt die Hälfte der Zuschauer- waren schier aus dem Häuschen, denn ihr Landsmann Piotr Zyla landete noch auf Platz 4. Jeder von Ihnen war mit Fanutensilien wie Mütze, Fahne oder Schaal ausgestattet und wer nicht mit rot/weißen Farben angemalt war, wurde auf dem Weg zur Mühlenkopfschanze durch ein „mobiles Anstreicherteam“ mit Farben im Gesicht versehen. Auch an den Getränkeständen in, am und um die Schanze im Ortsteil Stryck herrschte ausgelassene Partystimmung, die nie zu eskalieren drohte. Beschimpfungen, Ausraster oder Sonstige Entgleisungen wird man bei diesen Veranstaltungen nicht erleben. Selbst der Anmarsch bzw. das Verlassen des Geländes war Party pur. Nicht nur Getränke wurden ausgetauscht, sondern auch einige Fanartikel wechselten die Besitzer. Was der Ski-Club Willingen mit seinen über 1.500 „Free Willis“ an allen 3 Tagen bei Tag und Nacht auf die Beine stellt, bzw. auf die Schanze bringt ist einfach nur der absolute Wahnsinn und nur mit einem dicken Lob zu honorieren. Denn auch am Sonntag mussten sie bei erneutem Regenwetter tief in die Trickkiste greifen. Wir sind an diesem Tag mit einem Abstecher über den Schnee in Winterberg, mit vielen tollen Eindrücken im Gepäck, wieder zurück in das Land der Kornbrenner gereist. Bleibt gesund!!!