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WM-Tagebuch Teil 2: Der kurze Auftritt der Mathematiker

Nach dem 2. Gruppenspieltag beginnt in aller Regel die Zeit der Mathematiker. Aber genauso wie die Virologen haben Sie einen zeitlich begrenzten Auftritt, der eben genau nach diesem Spieltag beendet ist.


Ein kleines Musterbeispiel gefällig:

Der Iran kommt weiter ...
... bei einem Sieg gegen die USA. Bei einem Remis, wenn England nicht verliert oder England mit mehr als sechs Toren Differenz verliert.

Für alle zum Nachrechnen – hier das volle Programm – danke an „Kicker.de“

Drei Teams sind schon weiter: Die Ausgangslage in allen Gruppen - kicker


Nach dem 3. Spieltag ist dann die „gefühlte Qualifikation“ beendet und die WM kann mit 16 Mannschaften beginnen.

Ich finde die K.O. Spiele klasse – da gibt es kein Taktieren auf ein Ergebnis, sondern es zählt einzig und allein der Sieg und das damit verbundene Weiterkommen.

Die Ausgangslage ist für alle 16 Mannschaften gleich, unabhängig welche Leistungen sie in der Vorrunde gebracht haben.

Das deutsche Team hat jedenfalls nach dem enttäuschenden Auftaktspiel wieder alle Chancen ins Achtelfinale einzuziehen. Für mich war der Auftritt gegen Spanien – obwohl am Ende nur ein 1:1 heraussprang – die beste Leistung einer deutschen Mannschaft seit dem Viertelfinalsieg gegen Italien bei der EM 2016. Freundschaftsspiele gucke ich mir schon lange nicht mehr an.

Ich „rechne“ jedenfalls fest mit einem Sieg gegen Costa Rica mit mindestens zwei Toren Differenz, Spanien wird gegen Japan nicht verlieren und dann ziehen die Spanier als Gruppenerster und unsere Mannschaft als Gruppenzweiter in die K.O. Runde ein.

Für die Deutschen könnte 1986 eine „Blaupause“ sein. Nach einem glücklichen Unentschieden gegen Uruguay zum Auftakt, bei dem Klaus Allofs kurz vor Schluss den Ausgleich erzielte, einem knappen Sieg gegen Schottland (nach 0:1 Rückstand) und einer Niederlage gegen Dänemark reichten damals (nach der alten Punkteregelung) drei Punkte für den Einzug ins Achtelfinale. Danach ging es – mit dem nötigen Glück – bis ins Finale und noch heute wird diskutiert, warum Toni Schumacher beim ersten Tor der Argentinier am Ball vorbei segelte und beim dritten und entscheidenden Tor auf der Linie klebte.

Und für den damaligen (mit drei Siegen) souveränen Gruppensieger Dänemark war im Achtelfinale „Feierabend“ – und zwar deutlich mit einer 1:5 Packung gegen Spanien. Das Zwischen-Hoch der Spanier war dann im Viertelfinale gegen Belgien beendet.

Das macht den Reiz der K.O. Spiele aus - jeder kann gegen jeden gewinnen. Einmal einen schwachen Tag erwischt und schon ist der große Favorit draußen, insbesondere die Brasilianer können davon ein Lied singen. Nach dem gestrigen Sieg gegen die Schweiz haben Sie einen weiteren Rekord aufgestellt, den die Welt nicht braucht.

Herzlichen Glückwunsch zum 17. Gruppenspiel bei einer WM in Folge ohne Niederlage. Aber was nutzt das, wenn Diego Maradona dann im Achtelfinale den tödlichen Pass auf Claudio Caniggia spielt.

Nachdem uns in der ersten Runde das letzte Spiel das bisher schönste Tor dieser WM bescherte, kam es in der 2. Runde im letzten Spiel zum ersten „Flitzer-Auftritt“ dieser WM.

Der junge Mann war so schnell und wendig, dass er genügend Zeit hatte, nochmals alle politischen Botschaften zu präsentieren.

Das sollte es aber fürs erste jetzt mal sein – oder wie es Ilkay Gündogan gestern in einem Interview formulierte: „Die Zeit der Politik ist vorbei – jetzt geht es um Fussball!“



Abschließend meine Tipps für die Achtelfinalpaarungen:

Niederlande – USA

England – Senegal

Polen – Dänemark

Frankreich – Argentinien

Spanien – Kroatien

Marokko – Deutschland (wie 1986)

Brasilien – Ghana

Portugal - Schweiz