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SERIE: Unsere Schiedsrichter aus dem FLW24 Gebiet (Teil 5) !!!

Es ist mal wieder soweit - wir möchten Euch einen weiteren Schiedsrichter aus unserem schönen Fußballkreis präsentieren.
Dieser junge Mann ist im Einsatz des TSV Heringen unterwegs. Wie er zum Schiedsrichterwesen kam, welchen Lieblingsverein er hat usw. erfahrt Ihr hier im nachfolgenden Bericht in unserer Serie "Unsere Schiedsrichter aus dem FLW24 Gebiet".

Wir wünschen Euch viel Spaß dabei und wünschen allen Lesern noch einen angenehmen Tag - trotz Regenwetter.

Euer FLW24 - Team

 

Unser Schiedsrichter aus dem FLW24 - Gebiet  TIM  D A L E F

 

Name: Dalef

Vorname: Tim

Alter: 26

Verein: TSV Heringen

 

Mein Lieblingsverein:
Borussia Dortmund

Ich bin Schiedsrichter seit:
2017

Ich bin Schiedsrichter, weil . . .
ich bin Schiedsrichter geworden, weil meine aktive Fußballlaufbahn aufgrund von Verletzungen leider viel zu kurz war und ich mich als Jugendtrainer schon länger mit dem Regelwerk beschäftigt hatte. Geblieben bin ich Schiedsrichter, weil jedes Spiel anders ist, man selbst aktiv bleibt und der Zusammenhalt mit den Kollegen, der dem in einem Sportverein in nichts nachsteht.

Als Fußballer war/bin ich aktiv für:
JSG Hünfelden (SV Nauheim), SG Kirberg/Ohren/Nauheim, SG Heringen/Mensfelden

Meine bevorzugte Schiedsrichtertrikotfarbe ist:
Die, die ich in der Sporttasche habe und sich von den Trikots der Spieler unterscheidet.

Mein schönstes Erlebnis als Schiedsrichter:
Ich hatte schon viele großartige Erlebnisse während meiner Zeit als Schiedsrichter. Besonders hervorheben möchte ich aber die Relegationsspiele an denen ich Teil genommen habe. Mehrere hundert Zuschauer auf einem kleinen Kreisliga-Sportplatz, außergewöhnliche Stimmung und beide Mannschaften spielen auf Sieg. Diese Spiele sind mir besonders in Erinnerung geblieben.

Das mache ich gerne in meiner Freizeit:
Neben dem Pfeifen an sich unterstütze ich unseren Lehrwart Jakob Kufert bei der Förderung von jungen Schiedsrichtern in unserem Kreis. Außerhalb des Platzes und um vom Arbeitsalltag abzuschalten, gehe ich gerne eine entspannte Runde durchs Grüne mit meinem Hund Lissy.

Das nehme ich immer mit zum Spiel:
Neben den typischen Dingen wie Schiedsrichtertrikots, Karten und Pfeife, darf die Musikbox bei Spielen im Gespann nicht fehlen.

An dieses Spiel kann ich mich besonders gut erinnern:
SG Weinbachtal gegen VfL Eschhofen am letzten Spieltag der Saison 2018/2019. Eschhofen musste gewinnen, um nicht in der Relegation antreten zu müssen und Weinbachtal gewann das Spiel mit einem Tor kurz vor Ende des Spiels mit 2:1. Aufgrund verschiedener Gründe (u. a. Verletzungen und persönlichen Strafen) gab es insgesamt 10 Minuten Nachspielzeit in der 2. Spielhälfte. Das Spiel war insgesamt sehr hitzig aber nach dem Spiel hat man sich bei Bratwurst und Kaltgetränken wieder über das Spiel unterhalten können. Unser ehemaliger Lehrwart Holger Lenz hatte sich das Spiel angesehen und einen Bewertungsbogen ausgefüllt. Trotz des schwierigen Spielcharakters hat er mir damals eine gute Leistung bescheinigt. Diesen Bogen habe ich heute noch.

Was sagst Du zum Kommentar: „Der Schiedsrichter ist oft der spielentscheidende Mann auf dem Platz!“:
Wir Schiedsrichter treffen im Spiel im Schnitt alle 20 Sekunden eine Entscheidung. Meiner Meinung nach ist es kaum möglich, dass alle Entscheidungen im Spiel so getroffen werden, dass sich niemand über diese Entscheidungen beschwert. Ich finde, dass Stürmer, die ihren 10. Torschuss zum 1:0 verwandeln, oder Torhüter, die einen Strafstoß halten, spielentscheidender sind als eine Entscheidung des Schiedsrichters.

Hat sich der Fußball in den letzten Jahren verändert?
Was fällt besonders auf? Meiner Meinung nach ist der Fußball generell athletischer und schneller geworden. Zudem schauen sich die Spieler und Trainer immer mehr Szenen aus dem Profifußball an. Da kommt es oft mal vor, dass man sonntags gefragt wird, wie man selbst die Entscheidungen in der Bundesliga-Konferenz von Samstag beurteilt.

Ist Schauspielerei auch auf Kreisebene ein großes Thema?
Es ist zumindest kein größeres Thema als in den Profiligen. Auch auf dem Sportplatz um die Ecke kommt es öfter mal vor, dass ein Spieler schreiend am Boden liegt und wenige Sekunden später wieder problemlos am Spiel teilnehmen kann. Für uns Schiedsrichter bedeutet das natürlich, dass wir erkennen müssen, wann ein Spieler sich ernsthaft verletzt hat und wann versucht wird, unsere Entscheidungen durch Schauspielerei zu beeinflussen.

Würdest Du sagen, dass Du alle Tricks und Kniffe der Spieler kennst?
Alle sicherlich nicht. Aber je mehr Spiele man pfeift, desto mehr lernt man kennen.

Worüber ärgerst Du Dich am meisten?
Unqualifizierte Kommentare von uneinsichtigen Personen auf und neben dem Sportplatz.

Was sind Dinge, die Dich nerven, mit denen Du bereits vor dem Spiel konfrontiert wirst?
Dreckige Kabinen, kaputte Tornetze, schiefe Linien, gleiche Trikotfarben, . . . eigentlich alles, was den Ablauf vor dem Spiel verzögert und zusätzlichen Aufwand bedeutet.

Wie gehst Du mit eventuellen Fehlentscheidungen nach dem Spiel um?
Denkst Du zuhause noch lange über eine falsche Entscheidung nach oder ist es nach dem Spiel angehakt? Natürlich ärgert man sich als Schiedsrichter über eigene Fehler. Man sollte diese während dem Spiel aber versuchen auszublenden, um keine weiteren Fehler zu begehen. Nach dem Spiel kommt es auch mal vor, dass wir uns im Gespann zusammensetzen, die Szene im Kopf noch einmal durchgehen und analysieren, wie wir in einer ähnlichen Szene besser reagieren können.

Wieviel Spielraum und Fingerspitzengefühl lässt das Regelwerk dem Schiedsrichter?
In gewissen Punkten lässt uns das Regelwerk schon einen gewissen Spielraum z.B. bei Foulspielen. Andererseits gibt es beispielsweise so genannte „Pflichtverwarnungen“ bei denen wir keinen Spielraum haben und eine Verwarnung zwingend vorgeschrieben ist.

Wie ist Deine Meinung zum Videobeweis / Videoassistenten?
Sinnvoll oder nur noch mehr Durcheinander und ein ewiges Streitthema? Das Ziel des Videobeweises ist, dass weniger Fehlentscheidungen getroffen werden. Das ist an sich ein guter Ansatz. Der Einsatz bedeutet aber auch, dass das Spiel vermehrt unterbrochen werden muss, um eine mögliche Entscheidung zu überprüfen. Das diese Thematik aber noch nicht perfekt ist, zeigen die Strafstoßentscheidungen bei der EM (Lahoz in der Gruppenphase bei Portugal gegen Frankreich und Makkelie im Halbfinale England gegen Dänemark). Speziell bei diesen beiden Szenen hätte ich mir gewünscht, dass der Schiedsrichter sie sich selbst noch einmal ansieht (auch wenn es meines Wissens nicht den Vorgaben der UEFA entsprochen hätte).

Würdest Du gerne mal ein Bundesligaspiel leiten oder kann man sich den Stress lieber sparen?
Wenn ich die Möglichkeit dazu hätte, würde ich es auf jeden Fall machen.

Welches Spiel würdest Du gerne mal leiten?
Ein bestimmtes Spiel habe ich nicht. Ich freue mich aber immer, wenn beide Mannschaften ansprechenden Fußball spielen.

Welche der 18 Regeln werden Deiner Meinung nach von den Spielern am wenigsten eingehalten? Und warum ist das wohl so?
Regel 12 – Fouls und unsportliches Betragen. Beim Kampf um den Ball kommt es öfter mal vor, dass die Spieler absichtlich oder unabsichtlich  die Grenzen des Erlaubten überschreiten.

Von welchen negativen Erlebnissen, die Dir in Erinnerung geblieben sind, kannst Du berichten?
Bei einem D-Junioren-Spiel der Gruppenliga gab es nach ca. 10 Minuten ein hartes Foulspiel direkt zwischen den Trainerbänken. Der junge Spieler lag weinend am Boden, ich rief den Betreuer der Gastmannschaft aufs Feld, er schaute kaum nach dem Jungen und beide Trainer fingen an, sich gegenseitig zu beleidigen, dass es jeder auf dem Sportplatz hören konnte. Der immer noch weinende Spieler war ihm zu diesem Zeitpunkt völlig egal und die Wortwahl beider Trainer hatte auf keinen Fall zu einem Junioren-Spiel gepasst.

Hast Du schon mal ein Spiel abgebrochen und wenn ja warum?
Einen Spielabbruch hatte ich noch nicht. Kurz davor war ich bei einem Nachholspiel auf einem Hartplatz, als der Regen einfach nicht aufhören wollte und sich Pfützen auf dem Platz bildeten. Nach einer kurzen Unterbrechung in der die Spieler der Heim- und Gastmannschaft, welche nicht noch ein 3. Mal die 80 km weite Anreise antreten wollten, die Pfützen mit Besen etc. vom Platz gefegt hatten, konnten wir das Spiel doch noch zu Ende bringen.

Für welche Spielklassen bist Du zuständig und wo würdest Du gerne mal hin?
Derzeit leite ich Spiele bis zur Senioren-Gruppenliga und der Junioren-Hessenliga. Mein Ziel ist es noch die ein oder andere Klasse aufzusteigen.

Welches Getränk bevorzugt Du in der Pause und welches nach dem Spiel?
In der Pause Wasser oder Apfelsaftschorle. Nach dem Spiel gerne ein alkoholfreies Weizen.

Was war die höchste Zuschauerzahl bei einem Deiner Spiele als Schiedsrichter?
Das müsste beim Relegationsspiel der SG Quembach/Oberwetz gegen die SSG Breitscheid gewesen sein. Damals waren 650 Zuschauer auf dem kleinen Kreisligasportplatz.

Was war Dein emotionalster Moment bei einem Spiel?
Ein Platzverweis beim Futsal. Dort verhinderte ein Torhüter bei den D-Junioren eine klare Torchance mit einem Handspiel außerhalb des Strafraums. In der Feldrunde werden Karten erst ab den C-Junioren offen angezeigt. So habe ich dem jungen Torhüter seine erste Karte gezeigt und es war gleich ein Platzverweis. Nach dem Spiel bin ich noch mal zu ihm gegangen und habe ihn getröstet.

Welches war das hochkarätigste besetzte Spiel das Du leiten durftest?
Ein Freundschaftsspiel zwischen dem TuS Dietkirchen und der SG Walluf. Zum damaligen Zeitpunkt spielte noch der Ex-Wehener Alf Mintzel in Walluf.

Hast Du persönliche Vorbilder als Schiedsrichter? Und was findest Du an dieser Person gut?
Ein persönliches Vorbild habe ich nicht.

Welche Regeländerung würde dem Fußball guttun?
Auf Kreisebene die Einführung der Sperre nach einer gelb/roten Karte ggf. auch nach der 5. Verwarnung (analog zum Profibereich). Dies würde meiner Meinung nach einige Vergehen in der Schlussphase von Spielen unterbinden.

Nach dem Spiel Aufenthalt im Vereinsheim oder ab unter die Dusche und nach Hause?
Gerne ins Vereinsheim, wenn der eigene Terminplan es zulässt.

Das möchte ich gerne noch loswerden und mitteilen:
Wir Schiedsrichter sind auch nur Menschen und machen Fehler. Wir machen sie aber genauso ungern, wie ein Stürmer am Tor vorbeischießt oder ein Abwehrspieler durch einen Fehlpass ein Gegentor verursacht. Gegenseitiger Respekt auf und neben dem Platz sollte demnach selbstverständlich sein. Wenn immer weniger Personen dieses Ehrenamt ausüben wollen, dann werden die Vereine sonntags irgendwann einen nichtneutralen Betreuer zum Pfeifen auf den Platz stellen müssen. Das sollten Spieler, Vereine und auch Zuschauer im Hinterkopf behalten.