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Running Gags und Fehlschüsse

flw24 Kolumnist Claus Coester

Die Welt ist schon sonderbar. Die Fußballwelt noch sonderbarer. Letztere liefert Besonderheiten am laufenden Band. Fußball wird in verschiedenen Ländern und in verschiedenen Wettbewerben nach unterschiedlichen Regeln gespielt. Ja, richtig gelesen! Gut – der Ball ist überall rund, überall stehen beim Anpfiff 22 Spieler auf dem Platz, dazu noch ein Pfeifenmann und zwei, die mit der Fahne winken. Das ist es aber schon. Bei den internationalen europäischen Wettbewerben hampelt neben dem Tor ein sog. Torrichter mit seltsamen Verrenkungen herum. Diese beiden Hampelfritzen sollte man doch wirklich in die Abstellkammer stecken. Spesen und Honorar sollte man für bessere Zwecke verwenden. Wann haben sie jemals eine vernünftige Entscheidung getroffen. Also: überflüssiger als der Appendix! England hat die Torlinienkamera. Spanien z.B. nicht. Dort haben sie auch keinen Video-Schiedsrichter. Den haben aber wir, wenn auch in der Probe.

Schauen wir kurz auf unser Fußball-Land. Der Video-Beweis hat sich längst zum Running Gag entwickelt. Kein Spieltag, an dem nicht irgendwas Krummes passiert. Ein Beispiel bitte? Na klar! Ist doch kein Problem. Sonntagabend gab es die nächste Irritation in Köln. Zunächst: Bibiana hat ausgezeichnet gepfiffen. Gut gemacht, Mädchen! Das Handspiel von Berlins Holland-Import Rekik konnte die Spielleiterin beim besten Willen nicht erkennen. Der Mann mit der Fahne  sah natürlich auch nichts. Die Typen in der Dunkelkammer meldeten sich spät. Über Headset belaberten sie das Hannoveraner Mädchen: „Kein absichtliches Handspiel. Schau zur Sicherheit noch mal in die Glotze!“ Bibiana gehorchte. Der Dr. dent. aus der Pfalz konstatierte ebenfalls: „Keine Absicht.“ Die Geißböcke waren wieder einmal die Doofen. Wann hört dieser Quatsch mit absichtlichem Handspiel, Körpervergrößerung usw. endlich auf? Handkontakt, d.h. Oberarm bis Hand einschließlich sollte grundsätzlich gepfiffen werden. Ausgenommen angelegter Arm versteht sich. Dann wäre endlich Ruhe im Karton. 

Das Lampard-Syndrom 

Noch einmal zurück auf die iberische Halbinsel. In Valencia maßen sich Sonntagabend der FC Valencia und der FC Barcelona im Duell Erster gegen Zweiter. Beim Stande von 0:0 erzielte Lionel Messi mit Patzer-Hilfe des Valencia-Keepers ein reguläres Tor (https://www.youtube.com/watch?v=EHjFOIX2K9Q). Da der Linienrichter gerade eine Auszeit genommen hatte, hielt sich der Referee raus. Auch Peter Stöger hätte mit seinem Brillen-Angebot an den Linesman keinen Erfolg gehabt. Die Kugel hatte gut und gerne um 20 Zentimeter die Linie überschritten. Der inzwischen pensionierte Frank Lampard kennt das Gefühl vom WM-Spiel gegen Deutschland in Südafrika https://www.youtube.com/watch?v=7GBWgExodHg. Selbst ein altersschwacher Zyklop hätte in beiden Fällen auf Tor entschieden.

 

De Menschenhandel explodiert

Wie haben sich die Zeiten doch geändert! Vor nicht allzu langer Zeit wurden im Fußball alleine Spieler transferiert. Der Begriff ist inzwischen ausgedehnt auf den Trainerbereich. Übungsleiter werden aus Verträgen, die ohnehin nichts mehr gelten, freigekauft. Das hat inzwischen auf die Welt der Manager übergegriffen. Mit sonderbaren Methoden will Köln gerade von Hannover Horst Held als Schmadtke-Ersatz loseisen. Dass da nicht gerade seriös vorgegangen wird, hat Toni Schuhmacher, der FC-Vize, im Sonntags-Interview bewiesen.  Neuerdings werden Scouts transferiert. Jüngstes Beispiel ist der Wechsel von Dortmunds Chefscout Sven Mislintat zum FC Arsenal. Die Vereinsärzte werden nicht mehr lange auf sich warten lassen. Und dann sind die Zeugwarte dran. Wenn einer die Stollen besonders raffiniert draufschraubt oder die Leibchen besonders akkurat hinlegt, ist er prädestiniert für einen Wechsel von der Säbener Straße in den Parc de Prince. Dort sitzt nicht erst seit dem Neymar-Transfer das Geld besonders locker. „Schau mer mal“, was da noch alles kommt. Apropos, wo steckt eigentlich der Kaiser? 

China-Posse

Mitbekommen? Chinas U20-Küken sollten durch die Spiele gegen die Südwest-Regionalligisten an den europäischen Fußball herangeführt werden. Die spielfreien Vereine sollten dafür 10 Tausend Euro kassieren. Wow! Der Deal zwischen dem DFB und dem chinesischen Verband – wer weiß, ob dabei nicht Mutti aus der Uckermark ihre Finger im Spiel hatte? - ist nach dem ersten Spiel auf der Bezirksportanlage in Mainz-Mombach geplatzt. Da wurde das Spiel zwischen Schott und den China-Boys unterbrochen, weil Tibet-Aktivisten die Nationalflagge Tibets auf den Rängen angebracht hatten. Sie wollten auf der Basis der Meinungsfreiheit ihrem Protest gegen die widerrechtliche Besetzung Tibet durch Maos Rotchinesen vor mehr als 60 Jahren Luft machen. Das gefiel den Chinesen nicht und sie verließen auf Weisung ihrer Aufpasser das Spielfeld (https://www.youtube.com/watch?v=ZP65_VOiVz4). Soweit sind wir im Sport gekommen. Wenn die roten Diktatoren im Reich der Mitte die beleidigte Leberwurst spielen wie das auch der Schnäuzer vom Bosporus bei jedem Pubs tut, kneifen bei uns schnell die Funktionäre die Backen zusammen. Das für vergangenes Wochenende vorgesehene Spiel des FSV Frankfurt wurde dann kurzer Hand abgesetzt und damit liegt die ganze Geschichte auf Eis. Schade für die Bornheimer. Sie können doch wahrlich jeden Cent gebrauchen.