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Ob Bundesliga oder Kreisliga - Beim Finger sind alle Ligen gleich

Im Zeitalter von "Fair geht vor" Gesten, auf die wir verzichten

können.

Foto: Claus Coester

Finger mit fragwürdiger Tradition

Randbemerkung zu einer wuchernden Unart

Granit Xhaka, der vortreffliche Fußballer von Borussia Mönchengladbach, hat im letzten Heimspiel der Hinrunde gegen Darmstadt 98 gleich zwei Eigentore der besonderen Art geschossen. Und dennoch haben die sogenannten Fohlen vom Niederrhein nach kurzem Zwischentief (Niederlage im Pokal gegen Bremen und Bundesligaklatsche gegen Leverkusen) ihren Siegeszug unter dem neuen Trainer André Schubert wieder aufgenommen. Wie denn das? Der schweizerische Nationalspieler mit kosovarischen Wurzeln erhielt kurz vor Ende der ersten Halbzeit die rote Karte. Was den Augen des Referees entgangen war, bemerkte allerdings einer der Schiedsrichterassistenten und Millionen konnten es an der Mattscheibe verfolgen. Wegen Nachtretens gegen seinen Darmstädter Gegenspieler Peter Niemeyer durfte er zurecht vorzeitig duschen gehen. Rotbestrafte dürfen nach dem Reglement während der Spieldauer nicht mehr im Innenraum des Stadions verbleiben. Xhaka duschte sich schnell und suchte ab der 46. Minute seinen Platz in der Fankurve.

Zehn Gladbacher schossen zunächst das 1:1, legten bald auf 2:1 vor, die Lilien aus Südhessen egalisierten noch einmal und dann schaffte der Schwede Oscar Wendt auf Zuckerpass des vor dem Seitenwechsel übrigens haarscharf am roten Karton vorbeigeschrammten Lars Stindl den Siegtreffer.

Jetzt spielten die Kameras wieder wie so häufig Detektiv. Die Buschtrommeln hatten dem Bildregisseur längst Xhakas neue Position mitgeteilt, wie er sich unter den Fans tummelte. Und das wie immer unbestechliche Auge der Kamera entlarvte den verbannten Gladbacher nun bei seiner zweiten Entgleisung. Mit den Fans feierte er natürlich den Siegtreffer und beim Jubel rutschte ihm die Proletengeste des Mittelfingers gegen die Darmstädter heraus. Damit reihte sich der Sonnyboy vom Niederrhein nahtlos in die fragwürdige Riege der Effenbergs und Konsorten ein. 2014 musste Emir Spahic, damals noch in Leverkusener Diensten, für seine obszöne Demonstration gegen zwei Braunschweiger Spieler nach dem Urteil des DFB-Sportgerichts 15.000 Euro berappen. Da war der Tatort das Spielfeld. Kürzlich bediente sich der Darmstädter Aytac Sulu ebenfalls des primitiven Handzeichens und  wurde zur Kasse gebeten. Mal sehen, ob die Richter, wenn der Tatort die Fankurve ist, die gleiche Konsequenz an den Tag legen. Eigentlich ein Muss.