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„Regeneration heißt nicht, dass die Spieler frei haben“

Rüdiger Rehm präsentierte sich beim Kabinentalk als sympathischer Gastgeber. Foto: SVWW

Vor kurzem sind wir der Einladung unseres Partners SV Wehen Wiesbaden gefolgt und durften beim Kabinentalk mit Trainer Rüdiger Rehm und dem Leiter Scouting & Analyse Paul Fernie teilnehmen. Regelmäßig lädt der SVWW Journalisten, Partner und Sponsoren zum Kabinentalk in die „heiligen Hallen“ des Drittligisten ein. Schwerpunkt war diesmal die Vor- und Nachbereitung der Ligaspiele mit besonderen Einblicken in die Videoanalyse.

Ein großer offener Raum, rote Spinde verziert mit den jeweiligen Spielerporträts, hölzerne Sitzbänke und motivierende Sprüche auf den Wänden – so präsentierte sich uns die Kabine des Wiesbadener Profiteams. Wo sonst absolute Tabuzone für Außenstehende besteht, durften wir am vergangenen Mittwoch dem Kabinentalk des SVWW beiwohnen. Hierbei zeigte sich Chefcoach Rüdiger Rehm sehr kommunikativ und erzählte offen und ehrlich vom Alltag rund um die Trainingseinheiten und Ligaspiele seiner Profimannschaft.

Anhand einer exemplarischen Trainingswoche erläuterte Rehm den Anwesenden ausführlich, wie die Zeit zwischen zwei Ligaspielen genutzt wird, um zum einen der Mannschaft Zeit zur Regeneration zu geben, zum anderen aber auch bestmöglich auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten. Ergänzt wurde Rehm - besonders wenn es um Aspekte der Videoanalyse ging - vom Leiter der Scouting & Analyse Abteilung Paul Fernie.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Unmittelbar nach einem Ligaspiel beginnt die Regenerationsphase der Mannschaft, die meistens den Tag nach einem Spieltag von Trainer Rehm „frei“ bekommt. Und an dieser Stelle muss direkt dazwischen gegrätscht werden: „Frei“ heißt nicht „frei“ im Sinne von Nichtstun. Vor allem nicht, wenn man die 3. Liga mit der Kreisliga vergleicht. An den „freien“ Tagen findet nämlich lediglich kein Mannschaftstraining statt. Jeder Profi steht in der Eigenverantwortung diese Zeit möglichst effektiv für sich zu nutzen, um dann montags (zwei Tage nach dem Spieltag) wieder in die Trainingswoche einzusteigen. Bis zu diesem ersten Training ist aus Trainersicht allerdings schon einiges passiert. Zunächst trifft sich das Team hinter dem Team am Montagmorgen, um gemeinsam das vergangene Spiel aufzubereiten. Hierbei geht es zunächst auch um außersportliche Fragen, wie die Reise zum Auswärtsspiel. Sportlich wird es erst kurz darauf, wenn Rehm und Fernie gemeinsam die Ergebnisse der Analyse durchgehen und das vergangene Spiel zusammen sezieren. Zuvor hat Paul Fernie unmittelbar nach dem Spiel mit der Analyse begonnen, sucht und sammelt erkenntnisreiche Sequenzen und bereitet diese auf. Basierend auf diesen Ergebnissen und kombiniert mit den Eindrücken von Rehm und seinem Trainerteam werden Trainingsschwerpunkte gesetzt und die Trainingswoche geplant. Natürlich bekommen die Spieler auch die Ergebnisse der Videoanalyse mitgeteilt, per App können sie diese sogar jederzeit auf ihrem Handy anschauen.

Vorbereitung ist alles

Apropos Handyapp: Dort werden für die Spieler auch Videosequenzen der kommenden Gegner zur Verfügung gestellt. Das Analyseteam der Wiesbadener kümmert sich nämlich nicht nur um die Spielbeobachtung der eigenen Elf, sondern analysiert auch die Gegner des SVWW. Dazu wird zum Teil auf vorhandenes Bildmaterial zurückgegriffen, jede gegnerische Mannschaft wird aber auch mindestens zweimal live begutachtet. Die zweiköpfige Analyse-Abteilung hat so schon 80 Stadionbesuche allein in der laufenden Saison gesammelt. Aus diesen Live-Erfahrungen und den Videosichtungen wird für jeden Gegner ein kurzer Steckbrief erstellt, welcher eine Übersicht über die vermutliche Formation, die bevorzugten Standards und die möglichen Schwächen der gegnerischen Mannschaften beinhaltet.

„Am Ende entscheidet die Leistung auf dem Platz“

All diese Vorbereitungen einer Trainingswoche münden im kommenden Spieltag. Dort trifft sich die Wiesbadener Mannschaft bei Heimspielen drei Stunden vor dem Spiel im Hotel zum Essen. Es folgt ein gemeinsamer Spaziergang und etwa zwei Stunden vor Anpfiff die Ansprache des Trainers an das Team. Hier versucht Rehm sein Team nochmal richtig „heiß und gallig“ zu machen, um die letzten Prozentpunkte herauszukitzeln und die richtige Einstellung zu forcieren. Daraufhin reist das Team zum Stadion, bereitet sich dort final vor und bestreitet das Spiel. Damit enden mindestens sechs Tage schwerer und vielseitiger Vorbereitungsarbeit, die von der Mannschaft in 90 Minuten umgesetzt werden müssen – zeitgleich ist es aber auch der Beginn einer neuen Woche, die erneut akribisch vorbereitet und durchgeführt werden muss. An dieser Stelle beendetet auch Rüdiger Rehm seinen Einblick und beschloss den Abend mit einer Fragerunde.  

Wir bedanken uns beim SVWW für die intimen Einblicke in das Innenleben einer Profimannschaft und hatten sehr viel Spaß an dem sympathischen Auftritt Rüdiger Rehms und der weiteren Wiesbadener Funktionäre.