flw24 around the world: In der "Hölle" Istanbuls

Der Vodafone Park ist seit April 2016 die Heimstätte von Beşiktaş Istanbul. Fotos: Markus Kapitza

Vor dem Stadion.

Eine von über 3000 Moscheen in Istanbul.

Die Hagia Sophia.

Ein Blick auf die 15Mio Einwohner Stadt.

Wie auch in den letzten Jahren wurde die Gruppenphase der Champions Leauge mehr oder weniger schadlos überstanden. Allerdings diesmal nur als Gruppenzweiter hinter Katars Spielzeug, welches auf den Namen PSG hört. Die Voraussetzungen für die Auslosung waren nicht die besten, drohte doch somit direkt der ein oder andere namhafte Gegner. Zusätzlich kam noch der „Nachteil“ hinzu, dass man das Rückspiel auswärts zu bestreiten hat. Der „Bayerndusel“ war uns jedoch auch diesmal hold und so wurde es Beşiktaş und nicht Barcelona.

„Hölle Istanbul“

Istanbul also. Sportlich zumindest auf dem Papier das einfachste Los. Nach Prüfung der üblichen Flugseiten wurde man sich für knapp150€ mit Turkish Airlines handelseinig. Aus Fansicht war Istanbul sicher besonders reizvoll, verbindet man doch mit Beşiktaş das ein oder andere stimmungsvolle Youtubevideo. Gerne wird auch mal von der „Hölle Istanbul“ gesprochen. Zwischen Auslosung und Spiel lagen dann fast drei Monate. Und selbst zwischen Hinspiel, welches recht deutlich mit 5:0 gewonnen wurde, und Rückspiel lagen nochmal drei Wochen. Nachdem wie eben erwähnt das Hinspiel für Beşiktaş wenig Optionen übrig ließ, wurde der Trip dann schlussendlich zur reinen Spaßreise.

"Verstopfte Straßen zu jeder Tages- und Nachtzeit"

Mit etwas Verspätung ging es dienstags nach einem halben Tag im Büro Richtung Istanbul. Vom Flughafen Atatürk nimmt man am besten die angeschlossene Metro um in die Innenstadt zu kommen. Taxi oder Bus eignen sich eigentlich nur für die Leute, die unendlich viel Zeit haben. Braucht man doch mit diesen Verkehrsmittel gut und gerne zwei Stunden bis ins Zentrum. Denn ein Markenzeichen Istanbuls sind die gefühlt zu jeder Tages- und Nachtzeit verstopften Straßen.

Als Unterkunft hatte man sich "Championsleaugelike" im 5* Temple Grand-Hyatt Istanbul eingebucht. Dies konnte neben dem guten Preis, für ein Hotel solch einer Kategorie, auch mit der Lage punkten. So hatte man nicht nur den Taksimplatz, welcher der zentrale Knotenpunkt im europäischen Teil Istanbuls ist, vor der Tür, sondern war auch in weniger als 10 Minuten zum Vodafonepark gelaufen, welches seit April 2016 Heimstätte von Beşiktaş ist. Der Spieltag wurde dann noch für ausgiebiges Sightseeing genutzt. Zwar war ich selbst vor ziemlich genau drei Jahren schon mal hier, jedoch bietet Istanbul genügend Gelegenheiten sich die Zeit zu vertreiben. Letztendlich wurde zwar auch wie vor drei Jahren wieder der große Basar, die Hagia Sophia sowie die blaue Moschee in Augenschein genommen, jedoch sind auch dies Sehenswürdigkeiten, die einfach ihren Reiz nicht verlieren. Zwischendurch wurde immer mal wieder die inzwischen sehr geliebte „untappd“-app gepflegt und diverse türkische Biere verköstigt.

Treff am Taksimplatz

Schon drei Stunden vor Spielbeginn rief die türkische Polizei zum Treff am Taksimplatz. Sollte es doch in einer begleitenden Eskorte zum Stadion gehen. Der Sinn des ganzen hat sich einem gerade auch nach dem Hinspielergebnis nicht wirklich erschlossen, zumal es in der Stadt den ganzen Tag über keinerlei Probleme zwischen Fans beider Vereine gekommen war. Immerhin wurde seitens der Staatsmacht das öffentliche Trinken von Alkohol nicht unterbunden, so konnte man zumindest halbwegs entspannt noch das ein oder andere Efes trinken. Findige Geschäftemacher auf türkischer Seite sorgten auch ständig für Nachschub, was aber ebenfalls kein Problem seitens der Cops darstellte. Da hatte man in vergangenen Jahren schon ganz andere Erfahrungen gemacht. Und wenn man sich das vorgehen der türkischen Sicherheitsorgane in letzter Zeit so vor das innere Auge führt auch ehrlicherweise etwas anderes erwartet.

"Ein regelrechter Orkan"

Nach den üblichen Sicherheitskontrollen war man dann auch irgendwann im Gästeblock, welcher im Oberrang untergebracht ist angekommen. Das Stadion selbst war eine knappe Stunde vor Kick-Off noch recht leer. Nach und nach füllten sich aber die Reihen. Erste Versuche der mitgereisten Bayernfans das ein oder andere Lied anzustimmen wurden vom anwesenden Publikum gnadenlos niedergepfiffen. Somit hatte man also einen ersten Vorgeschmack von dem erhalten, was einem während des Spiels erwarten sollte. Aufgrund der zweistündigen Zeitverschiebung zu Mitteleuropa (die Türkei hat die Winterzeit 2016 abgeschafft) ging das Spiel dann schon um 20 Uhr Ortszeit los. Und mit los, meine ich richtig los. Als wenn es kein Hinspiel gegeben hätte fegte ein regelrechter Orkan aus dem Fanblock der Beşiktaşanhänger über das Spielfeld und den Gästeblock hinweg. Zwar wurde hauptsächlich gepfiffen, aber auch dieses Gepfeife war unfassbar laut. Das ganze beruhigte sich nach dem 0:1 durch Thiago etwas und so konnten sich auch die gut 2500 mitgereisten Bayernfans ab und zu Gehör verschaffen. Zumindest bis das ganze wieder von Seiten der Besiktasanhänger niedergepfiffen wurde.

 

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„What is Love“

Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit fiel durch ein Eigentor das 0:2. Somit schien auch für dieses Spiel der Deckel drauf zu sein. Erstmals wurde es auch merklich ruhiger im Rund. Dies änderte sich jedoch in der 59. Minute, als Vagner Love zum 1:2 verkürzen konnte. Der Torjubel kam schon brachial laut rüber. Unterlegt wurde das ganze mit einem passenden Torjingle. So klang Hadawys „What is Love“ durch die Lautsprecher, was auf unserer Seite mehr als nur ein Schmunzeln hervorrief. So wurde kurzerhand der Song adaptiert und es hallte mehrere Minuten lang eben jenes „What is Love“ durch den Gästeblock. Beşiktaş drängte nun getrieben vom ganzen Stadion auf den Ausgleich, mehr als eine Großchance konnten sie jedoch nicht herausspielen.

 

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Zwischenzeitlich musste das Spiel jedoch für wenige Minuten unterbrochen werden. Grund war ein tierischer Flitzer, welcher sich in Form einer Katze aufs Spielfeld geschlichen hatte. Nachdem diese dann mit einem beherzten Sprung über die Bande das weite suchte, setzte kurz vor Schluss Sandro Wagner mit seinem Tor zum 1:3 den sportlichen Schlusspunkt unter diese Partie.

 

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„Hut ab“

Nach dem obligatorischen Shakehands zwischen den Spielern gab es unter anderem von Thomas Müller noch die „Hut ab“ Geste in Richtung Heimpublikum. Dieser schlossen sich noch weitere Bayernspieler an. Ihrerseits zollten nun die Besiktasnahänger nicht nur der eigenen sondern auch der Bayernmannschaft sowie den mitgereisten Bayernfans mit standing ovations und Applaus ihren Respekt. Auch das hatte man vorher nicht unbedingt erwarten können. Nachdem man noch knapp 40 Minuten Blocksperre aussitzen musste ging es den kurzen Weg vom Stadion zurück zum Hotel wo der restliche Abend bei Bier und Dönerteller irgendwann sein Ende fand.

Da man den Rückflug bewusst auf den Donnerstag Abend gelegt hatte, blieb einem noch etwas Zeit sich Istanbul noch ein wenig weiter anzuschauen. Zu fuß ging es zunächst runter an den Bosporus. Dort wurde dann eine „hopp on – hopp off“-tour mit einem Boot gebucht und die nächsten drei Stunden schipperte man dann die Meerenge hoch und runter. So bekam man nochmal einen anderen Blick auf die Stadt, welche mit ihren knapp 15Mio Einwohnern schon ne Hausnummer ist.

"Gelungener Ausflug"

Nachdem nochmals lecker türkisch gegessen wurde, hieß es dann langsam Abschied nehmen. Am Flughafen durfte man dann direkt nach Betreten der Eingangshalle die erste Sicherheitskontrolle über sich ergehen lassen. Eine Maßnahme die nach den Anschlägen am Atatürkflughafen im Juni 2016 eingeführt wurde. Danach hieß es noch zwei Stunden Zeit tot zu schlagen, was aber final auch gelingen sollte. Und pünktlich um 22 Uhr Ortszeit hatte einen Frankfurt dann wieder.

War definitiv ein mehr als gelungener Ausflug. Von den politischen Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei über die in der Medienlandschaft ja in der letzten Zeit mehr als genug zu lesen war, war nichts zu spüren. Im Gegenteil, die Menschen waren super freundlich und  man wurde überall herzlich begrüßt und aufgenommen. Da noch zwei weitere Erstligisten in Istanbul beheimatet sind, welche noch nicht mit einem Stadionbesuch beehrt wurden, war dies sicher auch nicht mein letzter Ausflug in diese Stadt.