In der Tippeligen eher etwas piano

Nach der Frühschicht mit gut gelauntem Syouba

Hier kocht der Chef persönlich - Bob Bradley

Üppiger Preis für Rentner

Familientag im Nadderud

Bob Bradley - erster US-Coach im europäischen Profifußball

Profifußball in Norwegen

Wenn in Bekkestua, der kleinen Vorstadt von Oslo, die blau-schwarzen Fähnchen gehisst sind, rollt  beim heimischen Stabaek FC am Nachmittag oder Abend in der ersten Liga, der Tippeligen oder Eliteserien der Ball. Nicht lange vor dem Anpfiff wandert die Kolonne der Fans gemächlich ins niedliche Nadderud-Stadion. Nicht wenige kommen auch mit dem Fahrrad. Autofahrer sind  eine Minorität. Heute geht es gegen Aalesunds FK, ein Team, das im gesicherten  Mittelfeld der norwegischen ersten Profiliga platziert ist. Einst schnürte nach seiner Frankfurter Zeit Jan Age Fjortoft seine Stiefel für die Schwarz-Blauen. Für die gilt es heute, im Endspurt der Meisterschaft den zweiten oder dritten Platz zu behaupten, der zur Qualifikation für die Europa League 2016 berechtigt. Am Ende des Abends ging es mit 1:4 in die Hose. Doch das angesammelte Punktepolster reichte in der Endabrechnung beim Halali am 8. November für den dritten Rang.

Fast ein Familiennachmittag in fußballerischer Idylle

Im Nadderud Stadion wird Fußball zum Anfassen geboten. Im Schnitt vergnügen sich rund 4000 Fans in der 8000 Besucher fassenden überalterten, aber Charme versprühenden Arena. Die Tickets auf der Haupttribüne sind nicht ganz billig. Der Renter muss immerhin 280 Kronen, das sind etwa 30 Euro, berappen. Auf den Rängen geht es ganz friedlich zu, das Vereinslied wird angestimmt und die ganze Haupttribüne summt, wenn die Spieler aus dem Players Tunnel einmarschieren. Der Einlass ist ganz unkompliziert, keine Leibesvisitation, keine Security, die Karte wird gescannt und schon holt man sich seinen Hot Dog und Bier. Auch das Kaltgetränk ist nicht ganz billig. Preise für Alkohol und Skandinavien, das sind auch starke Gegensätze. 

Buntgemischter Kader aus neun Nationen

Auf dem Rasen hat die Globalisierung auch bei den Nordmännern längst Einzug gehalten. Nicht erst seit gestern. Im Kader des Stabaek FC tummeln sich Ghanaer, Kicker von der Elfenbeinküste, Dänen, US-Amerikaner, Schweden, Finnen, Belgier, Georgier und Inder. Die Norweger halten noch knapp die absolute Mehrheit. Die Gehälter sind längst nicht so üppig wie in der Bundesliga oder gar in der Premier League. Aber die Kasse stimmt, wenn man nicht zu großspurig ist. Sayouba Mande, der nette Kerl aus Westafrika ist als Nummer 1 zwischen den Pfosten seit drei Jahren gesetzt. Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien saß er als zweiter Torwart auf der Bank, kam jedoch zu keinem Einsatz. Aber neben Didier Drogba zu sitzen, ist ja schon was. Vielleicht klappt es ja 2018, sofern die Elfenbeinküste sich qualifiziert und das Turnier in Putin-Land nicht noch gecancelt wird. Man kann ja nie wissen. Im Falle eines Falles könnte der DFB ja einspringen.  Gurpreet Singh, Mandes Stellvertreter, indischer Nationaltorhüter, ist der erste Inder, der in einer europäischen Profiliga spielt.

Hier trainiert der Chef persönlich

Auf der Kommandobrücke bei  Stabaek steht kein Geringerer als Klinsmann-Vorgänger Bob Bradley. Der sympathische Zeitgenosse trainierte sich schnell in die Herzen der Nordlichter und avancierte bald zum Publikumsliebling. Wenn er die Spielfläche betritt, gibt es stets Standing Ovation. Vor zwei Jahren heuerte er, der bei der WM in Südafrika noch den Taktstock der US-Boys schwang, beim Osloer Vorortverein an, um, wie er gegenüber dem Chronisten erklärte, zu prüfen, ob er in Europa zurechtkommt. Jetzt stellt der dritte Platz im Schlusstableau dem Mann aus New Jersey das beste Zeugnis aus. Damit hat er zumindest Stabaeks Fuß in die Tür nach Europa gesetzt. Wenn das Team vom Nadderud Stadion dann im nächsten Sommer bei der Qualifikation zur Europa League aufläuft, wird Bob Bradley zum Bedauern der Fans in Bekkestua nicht mehr auf der Bank sitzen. Im Gespräch äußert er, dass sein schönes norwegisches Abenteuer mit Dezember 2015, wenn die dortige Spielzeit zu Ende gegangen ist, nach eigenem Entschluss mit dem Ende der dortigen Spielzeit dann Geschichte sein wird. Dann wird der Vater des früheren Gladbachers und Römers, des aktuell ins kanadische Toronto verschlagenen USA-Kapitäns Michael zu anderen europäischen Ufern aufbrechen. Wohin, das wollte er verständlicher- weise nicht verraten. Halten wir also unsere Augen offen.