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Zusatzrezept in der Schlemmerzeit: Sport treiben sorgt für gute Laune

Knappschaftsexperte Dr. Hölzl: Fest-Menü während der Feiertage kein Tabu / Laufen bremst schlechte Gewissen

Dr. med. Friedrich Hölzl, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme und Aufnahmestation der Rhein-Maas Klinikum GmbH in Würselen.

Nie im Jahr ist ein gesunder Lebenswandel so schwierig umzusetzen wie zum Jahresende. Ob Weihnachtsmarkt oder heimische Keksdose, überall locken verführerische Kalorienbomben, auf die wir uns schon das ganze Jahr gefreut haben und denen wir  kaum widerstehen können.

Neben den vielen zusätzlichen Weihnachts-Naschereien sind die Feiertage auch nicht gerade bekannt für leichte und gesunde Kost. 67 Prozent der Deutschen legen mit Glühwein, Stollen und Co. mindestens ein bis zwei Kilogramm Gewicht zu. Alleine ein klassisches Festmenü hat annähernd 3000 kcal. Kein Wunder also, dass es am Jahresende in den Arztpraxen und Notaufnahmen zu einer massiven Häufung von Leibschmerzen kommt. Das einfliegende Christkind hat für viele auch unangenehme Geschenke mitgebracht: Verdauungsprobleme und Magenschmerzen.

Nun schickt es sich kaum, Schwiegermutters fetttriefendes und überwürztes Traditionsmenü mit dem Hinweis auf Angst vor Bauchweh, Erbrechen und Blähungen abzulehnen. Vielmehr täte man schon sehr gut daran, einfach die Finger zu lassen von all den oft unkontrolliert in den weihnachtsgewürzgierigen Mund gestopften klassischen Jahresendgebäcke, denn da lauern die gefürchteten Zusatzkalorien. Auch der Glühwein ist nicht gerade ein Light-Getränk.

Zusätzliche Kalorienfallen

Fest-Menü ist ok, denn es gehört einfach dazu, Naschen besser nur in Maßen. Eine vorweihnachtliche Diät ist übrigens auch nicht ratsam. Der nicht vorbereitete Magen-Darm-Trakt leidet dann nur noch mehr.

Leider ist das Fest der Liebe im wahren Leben nicht immer so harmonisch wie in der Kaffeewerbung. Weihnachten ist auch Stress. Der moderne Mensch beginnt Wochen vorher mit der Planung, durchforstet das Internet nach Deko, passenden Servietten und  Geschenken. Vorbei sind die Zeiten, in denen Oma selbst nach zehn Glühweinen  aus dem Stand ihr berühmtes Menü zauberte, weil sie es zum 80. Mal kochte. Ausgefeilte Speisefolgen mit handverlesenen Zutaten sind angesagt und bringen manche voll berufstätige Mutter an den Rand eines Nervenzusammenbruchs, weil auf dem noch verzweifelt krabbelnden Hummer eben kein Zubereitungshinweis abgedruckt ist. Familienkrach ist da noch das geringste Problem zum Fest.

Mischung aus Völlerei und Stress als Gesundheitsrisiko

Auch das Herzinfarktrisiko steigt messbar um Weihnachten herum an. Es ist diese teuflische Mischung aus Alkohol, Völlerei und Stress. Alleine die Wahl der Bezugsquelle des diesjährigen Weihnachtsbaumes birgt ungeahntes Konfliktpotential. Möchte der Herr des Hauses den Zierbaum wie schon seine Ahnen auf dem Ökohof selbst schlagen, so bevorzugt die kostenorientierte und praktisch veranlagte Gattin den alljährlichen Händler auf dem örtlichen Supermarktparkplatz. Den Gipfel erreicht das Infarktrisiko am Heiligen Abend.  Wer das Fest überlebt hat, den erwartet gleich die nächste gesundheitliche Beeinträchtigung.

Nach dem großen Fressen kommt die Depression. Jauchzen wir an Weihnachten noch himmelhoch, so sind wir danach zu Tode betrübt. Der ganze Stress fällt von uns ab, oft hat man aber noch frei und damit Zeit zum Nachdenken. Diese durch eine Hormonausschüttung bedingte Reaktion nach erfolgreich abgeschlossenen Weihnachtstagen ähnelt der Phase nach einem schwierigen Examen und wird Entlastungsdepression genannt.

Sportgewohnheiten nicht über Bord werfen

Sport hilft nicht nur, unsere Laune in diesen Tagen zu verbessern, sondern erlaubt uns auch, guten Gewissens ausnahmsweise mal einige Tage lang üppig zu schmausen.

Auch über die Festtage sollten wir unsere normalen Sportgewohnheiten einfach beibehalten. Laufen bietet sich hier sehr an. Die Ausrüstung ist einfach mitzuführen, Laufstrecken findet man überall und mitunter kann es eine willkommene Abwechslung sein, wenn man den geliebten Verwandten wohlbegründet für kurze Zeit den Rücken kehren kann. Wem die Kälte nicht so sehr liegt, der kann wohlige Wärme im Hallenbad erfahren und sich dort bahnenziehend ertüchtigen.

Doch wann ist der perfekte Zeitpunkt? Sollten wir vor, zwischen oder nach Gänsebraten und Knödeln Sport treiben? Grundsätzlich sollte man nie kurz vor dem Sport üppige Mahlzeiten zu sich nehmen. Ein Acht-Gänge Festtagsdinner erfüllt selten die Kriterien für eine ausgewogene und leichte Ernährung. Rohkost mit leichtem Magerjoghurt-Dip sind doch eher die Ausnahme auf der Festtafel. Schweres Essen macht träge und beschäftigt den Magen-Darm-Trakt intensiv. Die dort verstärkte Durchblutung fehlt dann unseren Muskeln.

Fleiß vor Völlerei

Also verlagern wir das Training lieber zwei bis drei Stunden vor die Völlerei. Ganz nüchtern sollten wir aber auch nicht loslegen. Eine leichte fettarme und protein- sowie kohlenhydratreiche Kost ein bis zwei Stunden vorher ist ideal. Ein kleines Stückchen Obst vor dem Start ist dann zusätzlich erlaubt.

Und wem noch die nötige Motivation fehlt, den opulenten Festtagstisch öfter als nur zum Toilettengang zu verlassen, der sollte sich nach Weihnachts- oder Silvesterläufen in seiner Umgebung erkundigen. Schließlich kann man Sportmuffel gerade in diesen Tagen mit dem geeigneten Geschenk zumindest kurzfristig aufmuntern, wenn man den Gabentisch mit schicker Bluetooth-Pulsuhr oder trendiger Sportkleidung bereichert.

Umfragen zufolge nehmen sich 30 Prozent der Deutschen zum Jahreswechsel vor abzunehmen und nahezu jed(e) Zweite träumt von gesünderer Ernährung. Warum also nicht jetzt einfach schon anfangen?