Anzeige

KOLUMNE: Trendwende einleiten - jetzt!

Georg "Schorsch" Horz

Ein erster Vorschlag


Der Punktspielbetrieb 22/23 bei den Seniorenmannschaften läuft seit Anfang August. In der abgelaufenen Spielrunde 21/22 dokumentierte man 46 Spiele, bei denen eine Mannschaft nicht antrat und 11 Mannschaften, die im Laufe der Saison in den „Sack gehauen haben“ oder wegen des Regelwerkes in den Sack gehauen wurden – da sie 3 Mal nicht antraten, den Niedergang des Fußballs. Eigentlich Ereignisse, die eine Palastrevolution hätten auslösen müssen.

Die einzige Institution, die auf diesen Abwärtstrend reagierte, war das Kreissportgericht. Es legte die Bestrafungen für Nichtantritt fest. Damit bekämpft man die Auswirkungen, nicht aber die Ursache.
 

Wer sich die bisherigen Spiele der neuen Saison ansieht, kann nicht optimistisch sein, dass der Abwärtstrend gestoppt wird.


Funktionäre und passive Mitglieder ermöglichen mit ihrer Arbeit und ihrem Beitrag, dass junge Männer - für ganz kleines Geld - ihren Sport ausüben zu können. Lizensierte Trainer werden angestellt, es stehen Trainingsutensilien, ein guter bis sehr guter Platz, Umkleide- und Waschmöglichkeiten und was weiß ich noch zur Verfügung. Nach Spiel oder Training gibt es kostenfrei Essen und Trinken. Oftmals kriegen Spieler, vornehmlich eingekaufte Auswärtige, auch noch Geld für ihre - meist bescheidenen - Leistungen. In welcher Zeitung es mal die Bewertung "hat das Geld nicht verdient" gab, weiß ich nicht mehr, heute trifft sie nach meinen Feststellungen nicht nur auf viele Profis, sondern auch auf die meisten bezahlten Amateure zu.

In einer früheren Kolumne habe ich mich mal über Gesinnungslumpen geäußert, denen kurzfristig was Anderes, ich sage ausdrücklich nicht Besseres, einfällt, die alle am Spiel Beteiligten hängen zu lassen. Das ist eine Ursache.

Heute widme ich mich einem anderen Thema, der vernachlässigten Jugendarbeit, der Basis für den Fortbestand eines Vereins und auch für den Fortbestand des Fußballs. Die oben angegebenen 46 ausgefallenen Spiele und 11 abgemeldete Mannschaften haben auch in schlechter Jugendarbeit ihre Ursache.

Fakt ist - ich habe es in früheren Jahren mal ermittelt - dass uns vom Bereich E/D-Jugend bis zur B/A-Jugend circa 70 Prozent der Spieler von der Stange gehen. Ein Umstand, dem jeder der am Fußball Beteiligten (Trainer / Betreuer, Verein, Funktionäre vom Kreis) bis in die Otto-Fleck-Schneise (dort sind HFV und DFB beheimatet) mal, am Besten gemeinsam, ergründen sollte. Noch nicht einmal der Versuch wurde bisher gestartet.

 

Am 05.09.22 geht in Hessen die Schule wieder los. Manche Kids freuen sich. Einige auch deshalb, weil endlos lange 3 Monate fußballlose Zeit zu Ende gehen.

Die Spiele der einzelnen Jugenden beginnen wieder. Der Spielbetrieb ist ohnehin, auf Grund fehlender Mannschaft, ausgedünnt. Wir, die in früheren Zeiten und schon lange Jugendarbeit betrieben haben, haben diesbezüglich andere Zeiten erlebt.

Ende Oktober wird dann schon wieder wegen der Herbstferien 1 Woche pausiert. Wahrscheinlich beginnt dann Mitte/Ende November die Winterpause und die nächste über dreimonatige fußballlose Zeit folgt. Es folgen 4 Wochen, in denen gekickt wird, Anfang April 2023 stehen dann 3 Wochen Osterferien an. Danach wird mal 2 Monate (April und Mai) an einem Stück gekickt, dann stehen schon wieder Sommerpause und -ferien an.

 

Nur meckern ist nicht mein Ding
 

Ich erinnere an frühere Zeiten, als wir den Kindern und Jugendlichen mit Hallenturnieren in den Monaten Dezember, Januar und Februar die Möglichkeiten geboten haben, ihrem geliebten Sport nachzugehen. Dann kamen irgendwann bekloppte Funktionäre bei der FIFA und UEFA, dem DFB oder dem HFV - ganz weit entfernt von der Basis und unwissend - was dort eigentlich läuft auf die Idee, dass kein Hallenfußball mehr gespielt werden dürfe, es müsse FUTSAL sein. Und natürlich haben sich die Basis-Funktionäre weggeduckt und diese Entscheidung übernommen.

FUTSAL ist eine Spielart mit komplizierten Regeln, ausreichende Schiedsrichter sind nicht vorhanden. Den meisten Trainern fehlte es an der Zeit und somit auch an der Bereitschaft, sich in die Materie einzuarbeiten.

Die bei den Kids und ihren Trainern / Betreuern so geliebten Hallenspiele mit tollen Endrunden mit ganz normalem Hallenfußball schliefen ein. Und dann kam auch noch Corona mit gesperrten Hallen.

Hier ergeht mein Appell an den Kreisjugendfußballwart Udo Schätzle und seine Mitstreiter, aber auch an die beteiligten Vereine. Wir sollten gemeinsam zumindest versuchen, den Abwärtstrend des Fußballs zu stoppen. Organisiert für die Winterzeit der Saison 22/23 eine Hallenrunde mit ganz normalem Hallenfußball, den wir uns von übergeordneten Instanzen nicht verbieten lassen. Unsere Kinder und Jugendliche werden es uns danken.

Ihr kennt mich als Typen, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Bei der Jahreshauptversammlung meines VfL Eschhofen stellte eine Frau Gehfußball vor. Am Ende glaubte der Moderator feststellen zu müssen, dass alle Zuhörer begeistert wären. Ich bin mit einem "ich nicht" wieder mal angeeckt und habe gefordert, dass wir uns dem gravierenden und fußballbedrohenden Problem, dass uns die Jugendlichen in Scharen von der Stange gehen, widmen sollten. Wenn wir das im Griff haben, können wir von mir aus über Steh- oder Geh- oder Sitzfußball reden.  

Geben wir auch anderen Sportarten (Handball, Basketball, Volleyball, Hockey) keine Chance, in unserem Fußballbestand zu wildern. Eine eng getakteter Spielplan könnte dies verhindern. Entschuldigung an die anderen Sportarten, es geht um die Existenz meines Sports.

Die Fußballweisheit "wer nicht kämpft, hat schon verloren" gilt abgewandelt auch für "wer sich seinen Problemen nicht stellt, wird sie auch nie lösen". Fangen wir endlich damit an, dem Niedergang des Fußballs entgegenzuwirken. Hallenrunden für unsere Kids wäre ein erster Schritt.

 

Bis bald auf einem Sportplatz, bleibt gesund und unverletzt - und bei der Stange

 

Euer

Schorsch Horz