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Wettbewerbsverzerrung

Georg "Schorsch" Horz. (Foto: Privat)

Wer meine Kolumnen bei FLW24 verfolgt, wird festgestellt haben, dass mein Herz -  auch beim DFB-Pokal - für die Underdogs aus dem Amateurlager schlägt. Natürlich habe ich auch einen Bundesligaverein der mir nahesteht. Zum Glück haben die "Fohlen" die DFB-Hürde am gestrigen Abend im Fritz Walter Stadion bewältigt - auch wen es knapp war. 

Meine Freundschaften zu Oliver, Franco, Igor und Timothy veranlasst mich zum Daumendrücken für die Adlerträger aus der Mainmetropole.

Nach der Pokalniederlage bei Waldhof Mannheim schlägt der Mannschaft und dem Verein sehr viel Häme entgegen.

Doch zunächst ein Satz zum VfL Wolfsburg, dessen Pokalsieg bei Preußen Münster sich wegen eines Wechselfehlers (es wurde in der Verlängerung ein sechster und somit nicht erlaubter Wechsel vollzogen), in Luft auflösen wird. Dazu braucht es noch nicht einmal des Einspruches vom Gegner. 

Mich wundert, dass dem Trainer van Bommel die Regelung maximal 5 Auswechselungen nicht bekannt war. Oder kann er vielleicht einfach nur nicht zählen? Alle Auswechselbänke bei den Profis erscheinen mir überbevölkert zu sein. War da keiner, der den Trainer auf den bevorstehenden gravierenden Fehler hinweisen konnte? Zu guter Letzt: Warum haben die 2 Akteure - Ein- und Ausgewechselter - den Trainer nicht darauf hingewiesen, dass das Auswechselkontingent schon erschöpft war? Für mich gehört es für einen Spieler dazu, bestimmte Regeln zu kennen, aber wahrscheinlich ist Facebook und Instagram wichtiger, als sich die Regeln des ausgeübten Sports einzuverleiben.

Mein Schiedsrichterlehrwart Jakob Kufert werde ich fragen, wie sich der Schiedsrichter zu verhalten hat, sprich, hätte Christian Dingert (oder seine Helfer) vor der 6. Einwechslung den VfL Wolfsburg auf ihren Fehler hinweisen müssen? 

Ich bin für Fairplay, bei DFB, UEFA und FIFA wird das ja nur geheuchelt. 2020 war ich als Schiedsrichter im benachbarten Rheinland in Meudt eingesetzt. Anders als in Hessen durften dort (wegen Corona) 5 Spieler ausgewechselt, aber nicht wieder eingewechselt werden - was mir aber keiner gesagt hatte. Als der 4. Spieler eingewechselt werden sollte, habe ich "Stopp, Ihr habt doch schon dreimal gewechselt" gesagt - und wurde dann auf die 5 möglichen Einwechslungen in diesem Fußballverband hingewiesen.

Jetzt zu der Wettbewerbsverzerrung und dem Ausscheiden der Eintracht aus Frankfurt. In der 3. Liga wird unter Profibedingungen gearbeitet. Die Spieler üben keinen weiteren Beruf aus. Sie sind körperlich topfit. Die anderen Pokalergebnisse und auch die Ergebnisse bei der abgelaufenen Europameisterschaft zeigen, "Kanonenfutter war gestern", enge Spiele gegen unterklassige Mannschaften sind heute.

Damit, dass der Unterklassige Heimvorteil hat, kann ich leben. Nicht in Ordnung ist, dass die Mannschaften der 2. und 3. Liga bereits 2 Spieltage absolviert und damit Spielpraxis unter Wettkampfbedingungen gewonnen haben. Die Bundesliga beginnt erst am kommenden Wochenende.

Es waren vornehmlich Mannschaften aus der Bundesliga, die europaweit Spieler für die Länder- und auch die Olympiamannschaften abgestellt haben. Diese Spieler bekamen danach noch Urlaub, den sie dringend für ihre Regeneration brauchten. Sie fehlten ihren Vereinen in der Saisonvorbereitung, eine ordnungsgemäße Saisonvorbereitung mit Einspielen einer Mannschaft war nicht möglich. Zudem waren/sind die Nationalspieler, die später einstiegen, noch nicht ausreichend erholt und auch nicht körperlich fit, wenn es mit dem DFB-Pokal losgeht.

Von daher waren die Erstbundesligisten gegenüber den Zweit- und Drittligisten klar und deutlich im Nachteil, Fairplay sieht anders aus. 

Von noch möglichen Vereinswechseln der Spieler sind auch mehr die Erst- als die Zweit- und Drittligisten betroffen. 

Wer objektiv nach Gründen für das schlechte Auftreten der Adlerträger in Mannheim sucht, wird sie finden.

Wer kritisiert, sollte Lösungen anbieten. Warum wird die erste Runde des DFB-Pokals nicht 3 Wochen nach hinten verlegt? Dann wären 2 Spieltage in der Bundesliga gespielt und die Wettbewerbsverzerrung würde minimiert. Da mehr oder weniger alle Bundesligavereine die gleichen Probleme in der Saisonvorbereitung haben, wäre bei zunächst ausgetragenen Bundesligaspielen dort annähernd Chancengleichheit gegeben. 

Chancengleichheit war bei den Pokalspielen am vergangenen Wochenende in unserem Landkreis gegeben. Alle Mannschaften hatten ihr erstes Pflichtspiel und gleiche Möglichkeiten, sich auf die Saison 2021 / 2022 vorzubereiten.

Ich freue mich auf unser Zusammentreffen auf einem Sportplatz.
 

Liebe Grüße / Schorsch Horz