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Uhrensöhne oder Steuer-Amateure

Bei Uli Hoeness kamen die Steuerfahnder morgens um 6:30 – der Hausherr empfing sie im Morgenmantel.

Anscheinend hat sich das in den Ermittler-Kreisen herum gesprochen, dass das keine gute Uhrzeit für die Leute im Fussball-Geschäft ist, deshalb hat man gestern morgen für die Hausdurchsuchungen bei den „DFB-Granden“ wohl die etwas kulantere Uhrzeit „so gegen 9:00 Uhr“ gewählt.
Das reicht ja trotzdem, um für den Rest des Tages in allen Medien präsent oder, wie das früher hiess, „in aller Munde“ zu sein.

Die Zeiten, in denen Max Merkel die Schalke-Spieler im Morgengrauen Dunkeln um die Kohlenzechen laufen liess, sind (manche sagen „leider“) vorbei.

Nicht zum ersten Mal in den letzten Jahren produziert der DFB Negativ-Schlagzeilen.

Allerdings muss ich an dieser Stelle – gegen den Mainstream – mal die einzig wichtige Frage stellen.

Offizielle Begründung der Razzia war:

„Wir ermitteln wegen Steuerhinterziehung in einer Größenordnung von 4-5 Millionen Euro.“
Voreilige Journalisten fragten schon: „gab es unter Umständen persönliche Bereicherungen ?“
Was für ein Quatsch – natürlich befindet sich das Geld nach wie vor in den Kassen des DFB.
„Offiziell“ geht es – wenn man den Medienberichten Glauben schenken darf – darum, dass Werbeeinnahmen des weltgrößten Fussballverbandes nicht richtig verbucht wurden.

Hierzu muss man wissen, dass es in Sachen „Werbeeinnahmen“ zwei Möglichkeiten gibt, wie ein Verein oder Verband diese verbuchen kann.

a) Entweder man kümmert sich selber darum – dann fallen diese Einnahmen in das Geschäftsfeld „wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb“ und unterliegen (unter Berücksichtigung einer Freigrenze von 35.000 €) der Körperschafts- und Gewerbesteuer.
https://www.haufe.de/steuern/kanzlei-co/koerperschaftsteuer-in-vereinen-erklaert_170_510234.html
Mit 35.000 € Freigrenze kommen wir natürlich beim DFB (im Gegensatz zu den meisten Vereinen) nicht weit.

b) Alternativ kann man auch die Werberechte an einen fremden Dritten verpachten und eine Pacht, abhängig von den Werbeerlösen vereinnahmen.

Dann handelt es sich bei den Pachteinnahmen um Einkünfte im Rahmen einer steuerfreien Vermögensverwaltung, wenn bei dem Pächter auch ein kleiner Gewinn in einer Größenordnung von ca. 10% hängen bleibt.

Gelernt habe ich das schon vor 30 Jahren von „Altmeister“ Edgar Roth – einem der größten Steuerfüchse, die ich jemals in meinem Leben kennen gelernt habe.

Das alles ist ein Thema, das naturgemäß nicht beim Präsidenten oder Sportdirektor, sondern natürlich beim Schatzmeister angesiedelt ist.
Wer war Schatzmeister des DFB im fraglichen Zeitraum ?
Man glaubt es kaum - mein „Spezial-Freund“ Reinhard G. (der hoffentlich um 9:00 Uhr nicht mehr den Schlafanzug an hatte, als es zur Hausdurchsuchung geklingelt hat)

Bei meinem ersten persönlichen Treffen vor 7-8 Jahren hat er zu mir gesagt „Wer ist Edgar Roth ?“- da hätte er mal besser eine Schulung besuchen sollen.

Ich muss ihn allerdings – ausnahmsweise – in diesem Fall in Schutz nehmen.

Wie man den Medienberichten entnehmen kann wird dem DFB vorgeworfen dem Vermarktungspartner „Infront“ dahingehend Vorgaben gemacht zu haben, dass Konkurrenten der Hauptsponsoren des DFB bei der Bandenwerbung bei Länderspielen keine Berücksichtigung finden dürfen.
Ob das eine „aktive“ Einmischung ins Geschäft darstellt, darf aus meiner Sicht bezweifelt werden – das sind gängige Klauseln, die in jedem Sponsoring-Vertrag stehen.

Da sind für die Beteiligten jetzt gute Steueranwälte gefragt.

Die ganz entscheidende Frage, die gestern niemand gestellt hat, ist aber:

Warum gibt der DFB der Firma „Infront“ den Zuschlag für die Vermarktung, obwohl es ein Konkurrenzangebot gab, das über den gleichen Zeitraum nicht 13 sondern 18 Millionen Einnahmen garantierte ?

https://headtopics.com/de/dfb-und-esecon-zweifel-an-den-aufklarern-14068037

In diesem Fall wurde dann nicht der Staat, sondern der DFB (und damit alle Vereine) um 5 Millionen Euro „beschissen“.
Das ist doch in meinen Augen die viel wichtigere Frage – und die wird wohl hoffentlich in den kommenden Tagen nicht nur von mir, sondern auch von Leuten gestellt, die in der Öffentlichkeit etwas stärker wahrgenommen werden, als der kleine „Freund Der Nationalmannschaft“ aus Limburg.
Vielleicht haben die Herren Steuerfahnder bei den heutigen Besuchen auch zufällige Beweise in dieser Causa sicher gestellt. Da gibt es dann keine Ausreden (und kein Mitleid) mehr.

Zumindest ist den Berichten zu dem Thema (siehe oben) auch von Uhrengeschenken die Rede.
Honi soit, qui mal y pense (ein Schelm, wer Böses dabei denkt).

Fast hätte ich es vergessen: Fussball wurde gestern auch gespielt.
3:3 - Freundschaftsspiel gegen die Türkei – falls es jemand interessiert…


Markus Stillger