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Ich streike 2 Wochen und erkläre meine Solidarität mit Niels Czekala

Schorsch Horz aus Eisenbach.

Nein, ich hätte mich gefreut, kein Recht behalten zu haben. Auf der letzten Schiedsrichtersitzung habe ich auf Grund diverser Vorkommnisse einen Streik von uns Spielleitern gefordert. Und zwar einen, der nicht auf den Kreis Limburg-Weilburg beschränkt ist, sondern eine deutschlandweite Verweigerung. Zudem eine, die 4 Wochen dauert und somit deutlich spürbar ist. Es gab in unserem Kreis Anlässe, die mich beeinflusst hatten. Einem Kollegen hatte man nach Spielschluss auf den Fuß getreten. Ein anderer war über die gesamte Spielzeit so beleidigt und bepöbelt worden, dass er die Pfeife an den Nagel hängen wollte. Gleiches geschah einem weiteren Spielleiter, er ließ sich dann zu einer beleidigenden Geste/Retourkutsche hinreißen. Bei der Sportgerichtsverhandlung äußerte der Anzeigeerstatter, dass das Schiedsrichteramt beinhalte, solche Beleidigungen (in Anlehnung an das Künast-Urteil) und Pöbeleien hinnehmen zu müssen.

Auf der Schiedsrichtersitzung erläuterte Obmann Friedhelm Bender, der Vorsitzende des Verbandsschiedsrichterausschusses, Gerd Schugard, wünsche keinen hessenweiten Streik, weil dann auch die vielen Kicker, die sich nichts zuschulden kommen lassen, bestraft würden.

Der komplette Spielbetrieb im Saarland wurde wegen eines Gewaltvorkommnisses im September 2019 bestreikt, am vergangenen Wochenende wehrte sich der Berliner Fußballverband gegen körperliche und verbale Gewalt, 1600 Spiele fanden nicht statt. Der Fußballkreis Frankfurt hatte vor Jahren mal ein freies Wochenende, Grund auch hier Gewalt gegen Spielleiter.

Jetzt holte die Gewalt Hessen wieder ein. In der Kreisliga C Dieburg streckte beim Spiel FSV Münster gegen TV Semd ein 28-Jähriger des Heimvereins den 22-jährigen Spielleiter Niels Czekala mit einem gezielten Faustschlag nieder, Grund war der ausgesprochene Feldverweis.

Das Opfer wurde in ein Frankfurter Krankenhaus verbracht und dort stationär aufgenommen.

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Die FNP interviewte Gerd Schugard, der weiterhin keinen Grund für einen hessenweiten Streik sieht, 99 Prozent der Vereine seien unauffällig und beanstandungsfrei. Meine Wahrnehmungen bezüglich Beschimpfungen, Beleidigungen und Bedrohungen sind anders, bis auf einen Fall ist mir körperliche Gewalt erspart geblieben. Möglicherweise weiß mein Hessenchef auch nicht, wie Fußballmannschaften ticken. In einer von mir als Trainer geleiteten Übungseinheit agierten 3 von 20 Kickern undiszipliniert, weshalb 20 ungeliebte Runden um den Sportplatz statt Abschlussspiel anstanden. Während dieser Runden haben die Guten den Schlechten die Spur gestellt. Das ist die Devise gegen körperliche und verbale Gewalt. Wir müssen uns die Vernünftigen gegen die Idioten ins Boot holen. 

Ich, Schorsch Horz, Fußballschiedsrichter, erkläre mich solidarisch mit jedem Kollegen und jeder Kollegin, dem / der im Zusammenhang mit seiner Spielleitung Gewalt angetan oder angedroht wurde und / oder der / die beleidigt und bepöbelt wurde. Als älterer Schiedsrichter (63 Jahre alt) habe ich auch eine Verantwortung für die jungen Kollegen / Kolleginnen. Wenn die schon nicht von den Vorgesetzten im Kreis und Land geschützt werden, sollten dies die älteren Referees tun, damit unsere Zunft und somit der Fußball eine Zukunft hat.  

Ob ich streike, bestimmt nicht Friedhelm Bender und / oder Gerd Schugard, das bestimme ich ganz alleine und hoffe, viele Mitstreiter/innen zu finden. Ich habe mich für die Spieltage 03. und 10.11.2019 im DFBnet mit dem Hinweis "ich streike, Solidarität mit Niels Czekala" gesperrt. 

Mit sportlichen Grüßen und den besten Genesungswünschen für Niels Czekala vom TSV Neustadt 1884 /

Schorsch Horz