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Ein Mann - ein Wort, (war früher), was juckt mich mein Geschwätz von gestern (ist heute)

flw24 Kolumnist Georg "Schorsch" Horz aus Eisenbach.

In der Sommerpause der Fußballer ein Thema zu finden, ist nicht so einfach. Die Vorbereitungszeit zähle ich noch zur Sommerpause. Aber am kommenden Wochenende geht es aber ja schon wieder los. Und gleich stehen im heimischen Bereich zwei höherklassige Derbys auf dem Programm. Vor vielen Jahren kreuzten der RSV Würges und der VfR 19 Limburg in der Hessenliga, damals noch 3. Liga, heute 5. Liga, die Klingen. Jetzt, am Freitag, tun es ihnen Rot-Weiß Hadamar und der TUS Dietkirchen nach. Wenn diese Kolumne erscheint, hat das Spiel schon stattgefunden. Eine Klasse tiefer, in der Verbandsliga Mitte, stehen sich samstags der Neuling RSV Weyer und der SC Waldbrunn gegenüber. Meine Hoffnung ist, dass das Schiedsrichtergespann Eick, Waletzki und Decher das Spiel in den Griff kriegt und es nicht in die gleiche üble Treterei wie beim Freundschaftsspiel im Frühjahr ausartet.

Allen 4 Vereinen wünsche ich alles Gute für die Runde. Das Ganze hat bei mir auch einen Hintergedanken. Ich wünsche mir für heimische Talente heimatnahe Möglichkeiten, sich fußballerisch weiterentwickeln zu können. So wie ich es als Eschhöfer beim RSV Würges hatte.

Die Vereine und auch Spieler haben sich teilweise neu orientiert, teils gezwungenermaßen. Damit will ich mich heute mal auseinandersetzen.

Mein Herz schlägt nach wie vor für die Borussia aus Gladbach. Mittlerweile hege ich aber auch große Sympathien für die Eintracht aus Frankfurt. Das hatte aber zunächst seine Ursachen in Freund- und Bekanntschaften mit Franco und Igor, mit Oliver und Bruno und Jonathan und Timothy. Dann kam diese wahnsinnige Europapokalsaison, die auch mich begeistert hat.

Heute Abend steht das 1. Qualispiel gegen Flora Tallin an. Die Kaderplanungen bei der Eintracht sind - obwohl der Pflichtspielbetrieb beginnt - bei Weitem nicht abgeschlossen. Bei Jovic war klar, dass er geht und viel Geld in die Vereinskasse spült. Bei Haller war das schon etwas anders. Er trainierte zum Saisonstart bei den Adlerträgern, um dann, wiederum für viel Geld, nach Westham United zu wechseln. Der Verein spielt in der laufenden Saison nicht europäisch, der abgebende Verein schon. Da gibt es noch einige Spieler (Stendera und Müller), die man von Vereinsseite gerne abgeben würde, weil sie bei Addi Hütter keine Perspektive mehr haben. 

Nach den Abgängen kommen wir zu den möglichen Zugängen, die auch Verwunderung hervorrufen. Sebastian Rode gehört noch Borussia Dortmund, nach Verletzung kämpft er sich zurück auf den Platz, der im "Waldstadion" und nicht in der "Kampfbahn Rote Erde" sein soll. Kevin Trapp war in der vergangenen Spielrunde auch nur ausgeliehen und musste zu Paris Sankt Germain zurück. Hier wartet er darauf, ob Trainer Tuchel den Daumen nach oben oder unten hält, ihn zur Nummer 1 in der Kiste erklärt. Bei abwärts bleibt noch die Frage, ob man sich finanziell verständigen kann. Heute Abend in Tallinn werden Zimmermann oder Wiedwald im Kasten stehen, weil Rönnow sich verletzt hatte. Ich hatte gehofft, dass Elias Bördner aus Haintchen eine Chance bekäme, schließlich war er mit im Trainingslager. Rönnow war eigentlich als Nummer 1 gekommen, als Hradecky nach Leverkusen ging. Und bekam dann noch Trapp vor die Nase gesetzt.

Am Übelsten stößt mir die Personalie Martin Hinteregger auf. Er hat sich in einer Situation, als es in Augsburg gar nicht lief bzw. Gefahr lief, abzusteigen, als Spielerpersönlichkeit mal zu Wort gemeldet. Und etwas gesagt, was jeder Kreisklassentrainer, hat er nur etwas Niveau, ertragen muss. Trainer Baum und Manager Reuter haben ihm die rote Karte gezeigt, er habe keine Zukunft mehr in der Fuggerstadt. Kurze Zeit später hat Reuter dem Baum "Und Tschüß" gesagt und damit die Worte von Hinteregger nachträglich eindrucksvoll bestätigt. Der war mittlerweile bei der Eintracht gelandet und zeigte dort tolle Spiele. Am Ende musste der österreichische Spielerpersönlichkeit wieder zurück nach Augsburg, wo man ihn halten oder für viel Geld verkaufen will. 

Jetzt will auch noch Prinz Boateng zurück nach Frankfurt. Warum ist er vor einem Jahr nicht einfach geblieben?

Eigentlich - Ihr wisst es - schlägt mein Herz für den Amateurfußball. Ich bekenne mich, ein Träumer, Nostalgiker  und Romantiker zu sein. Zu meiner Zeit hat man sich zwischen dem 1. und dem 30. Juni entschieden, für wen man vom 01.07. bis zum Juni des nächsten Jahres kickt. Und das hatte dann Bestand und war nur schwer zu ändern.

Ich bin in einer Saison Mitte August nach 2 Saisonspielen in Eschhofen ausgeschieden und zum VfR 07 Limburg gewechselt. Lange habe ich hinter den Stangen gestanden, bis ich am 04.03. mein erstes Spiel für die Rothosen machen durfte. Aber nur deshalb, weil Geld geflossen ist und das Kreuz bei "Freigabe erteilt" gemacht wurde. Ansonsten, ich habe bei einigen Vereinen gespielt, stand am Saisonanfang fest, wo ich kicke und das hatte bis Juni nächsten Jahres noch Bestand..

Heute gibt es sogar 2 Wechselperioden. Selbst wenn ich mich für einen Verein entschieden und sogar teilweise noch Spiele für diesen Verein habe, ist das noch lange nicht das Maß aller Dinge. Hat ein anderer Verein Interesse, meistens aus der Not geboren, und die notwendigen finanziellen Mittel, lockt er mich mit einem Amateurvertrag zu sich. Der abgebende Verein schaut in die Röhre, seine seriösen Planungen für die Saison sind über den Haufen geworfen. Es sei denn, man verfügt auch über den finanziellen Background, einem anderen Verein Spieler abzujagen. Jetzt was fürs Phrasenschwein: "Den Letzten beißen die Hunde!" Am Anfang der letzten Saison hat mich amüsiert, wie sich einige höherklassige Vereine gegenseitig die Spieler abgeworben und sich dann gegenseitig an den Pranger gestellt haben. Noch mal Phrasenschwein: "Was Du nicht willst, was man Dir tu', das füg' auch keinem andern zu!" 

Zu der Thematik gehört auch, dass man seitens des Verbandes den Verein schützen wollte, der einen Spieler ausgebildet hat. Man schrieb Ausbildungsentschädigungen in der Satzung fest. Um dieses Instrumentarium kurze Zeit später mit dem Amateurvertrag wieder auszuhebeln, der Ausbildungsverein sieht keinen Cent.

Also, ich bekenne mich mit geringfügigem Wenn und Aber zu der früheren Regelung der bimndenden Entscheidung zwischen dem 01. und 30.06.. Sollte dann ein Spieler / eine Spielerin einen gravierenden Wohnortwechsel vornehmen, soll er in Gottes Namen heute hier und ab morgen da. Ansonsten muss gelten: der Verein kann sich auf den Spieler verlassen, der Spieler kann sich aber auch auf den Verein verlassen (siehe Negativbeispiel Rönnow / Trapp).

Dem Profifußball wünsche viel mehr Kotzbrocken wie Dembele und Neymar. Letzterer hatte keine Ruhe, bis er 2018 von Barcelona nach Paris wechseln konnte. Nach einem Jahr will er wieder zurück nach Barca. Seinem Ansinnen verleiht er mit selbständig verlängertem Urlaub und mit Desinteresse bei der Berufsausübung Nachdruck. Dass man ihn in der katalanischen Hauptstadt überhaupt noch haben will, verwundert mich. Man will  ihm beim neuen alten Verein sogar noch das Gehalt aufbessern.

Wo ist der Trainer so einen Transfer ablehnt, weil solche Egoisten das Mannschaftsgefüge kaputt macht?

Wir sehen uns auf irgendeinem Sportplatz. Hoffentlich lauft Ihr für den Verein auf, für den Ihr Euch am 01.07.2019 entschieden hattet.

Schorsch Horz