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Von Fohlen und anderen Wesen

flw24 Kolumnist Claus Coester.

Fußballklubs rund um den Globus haben neben ihrem offiziellen Namen oft phantasiereiche Kose-Bezeichnungen. Deren Namensgeber und Zeitpunkt des Entstehens lassen sich bei dem einen oder anderen Verein wahrscheinlich ermitteln. Man könnte bei gründlicher Recherche  sicher ein ganzes Buch über dieses Thema schreiben. Vielleicht ist das auch schon geschehen.

Auf phantasiereiche Namen kann man da stoßen. Da gibt es Vierbeiner, wo doch nachgewiesenermaßen Fußballer im Allgemeinen mit zwei Beinen dem runden Leder nachjagen. Da gibt es Vogelnamen, unter denen die Vereine bekannt sind. Eine Schwalbe wird man hier so leicht nicht finden. Ist ja auch klar. Denn eine Schwalbe macht ja bekanntlich noch keinen (Fußball)frühling. Zudem sind Schwalben ja verboten und werden bei aufmerksamen Schiedsrichtern zu Recht mit dem gelben Karton geahndet. Doch immerhin stimmt die Anatomie, zumindest was die Anzahl der Füße angeht. Oft sind Tiere auch in die Wappen integriert.

In Brexitland kennen wir die Red Devils, die mit ihrem Dreizack aktuell wenig Furcht verbreiten: Manchester United vagabundiert nach ruhmreicher Ära in den 1990ern und im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts zurzeit ziemlich orientierungslos im Niemandsland der Premier League herum.

In Deutschland können wir auch mit Luzifers allerdings momentan zahmen Brüdern aufwarten. Den Roten Teufeln aus der rheinland-pfälzischen Provinz sind nicht erst seit gestern die Hörner gestutzt. Der ruhmreiche 1.FC Kaiserslautern dümpelt zum Leidwesen vieler Fußballfreunde in der dritten Liga und muss sich in einer Rundumerneuerung die Hörner spitzen lassen. Hier gilt das Prinzip Hoffnung.

Auch die Zebras aus Duisburg- Meiderich haben bessere Zeiten gesehen. Besser stehen da die Geißböcke des 1. FC Köln, wenn diese auch nach einer erfolgreichen Saison vor zwei Jahren im späten Frühjahr 2018 jäh abstürzten. Immerhin ist der Patient vom Rhein wieder auf dem Weg der Besserung und dürfte, wenn er von Rückschlägen verschont bleibt, die Reha-Station Zweite Bundesliga im kommenden Jahr wieder verlassen und den Klubs in der Eliteliga wieder die Hörner zeigen.

Einen ungeahnten Höhenflug verzeichnen aktuell die Adler vom Main. Die schwingen nicht erst seit gestern gewaltig ihre Flügel. Eintracht Frankfurt steht international für seine Ansprüche grandios da. Mit der bisherigen vollen Ausbeute von 12 Punkten schweben die Kicker vom Riederwald auf Wolke 7 und haben die KO-Runde der Europa League vorzeitig in der Tasche. In der Bundesliga fliegen die Adler ebenfalls in der Erfolgsspur. Momentan Platz 3: Da lacht das Eintracht-Herz.

Flügel wie die Adler aus Hessen haben auch die Fohlen vom Niederrhein. Pferde mit Flügeln wie Pegasus. Die Borussen aus Mönchengladbach spielen in dieser Saison zwar nicht international. Doch in der Bundesliga bereiten sie ihren Fans Samstag für Samstag mehr als Freude. Auf Platz 2 sind die ungestüm trabenden Fohlen die ärgsten Bayern-Jäger. Ach was! Wir haben uns noch nicht daran gewöhnt! Die Gejagten sind doch die Schwarz-Gelben aus dem Ruhrpott. Die Borussia aus Dortmund führt die Konkurrenz an! Wenn die Favre-Borussen auch kein Tierchen als Kosenamen oder gar im Wappen haben. Da genügt einfach die 09 für das Gründungsjahr 1909.

Ob der Nobelklub von der Isar möglicherweise wegen des fehlenden Tiernamens der Musik hinterher rennt? Man weiß es nicht. Er heißt eben nur Bayern, lange Zeit die Wertmarke mit scheinbarer Ewigkeitsgarantie. Im Augenblick, der Uli & Co zu lange zu währen scheint, allerdings eine blasse Gütemarke. Es sind nicht wenige in der Republik, die kaum bedauern, dass der pekuniäre Riese von der Säbener Straße zurzeit nur die Hacken des Führungsquartetts sieht.