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Sonnyboy mit Grips im Kasten - Über den Fußballer Matthias Ginter

Matthias Ginter im Zweikampf mit Ante Rebic beim Pokalfinale im Mai 2017 in Berlin. Foto: Thorsten Wagner

flw24 Kolumnist Claus Coester.

Horizont zwischen zwei Polen

Der intellektuelle Horizont von Fußballprofis bewegt sich breitgefächert. Man muss da nicht unbedingt in der Historienkiste kramen und etwa den früheren Weltklassespieler Horst Szymaniak in Erinnerung rufen. Der soll bei einem Vertragsangebot von einem Drittel Erhöhung der Bezüge auf „mindestens ein Viertel“ gepocht haben. Ob es stimmt oder nicht, ist nicht relevant. Jedenfalls kann man durchaus sagen, dass nicht auf jedem Fußballerkopf die hellste Kerze brennt wie auch in der übrigen Gesellschaft. Fußball bietet einen repräsentativen Schnitt der Gesellschaft. Das ist heute nicht anders als früher. Da sind also auch intelligente, vernünftige Leute wie z.B. Per Mertesacker oder Thomas Müller, die nicht auf die Idee kämen, mal eben mit einem Privatjet nach Paris zum Friseur zu fliegen.

Solider Boden Breisgau

Zu den klugen Köpfen gehört auch Matthias Ginter. Im Breisgau beim bodenständigen SC Freiburg groß geworden, hat der Defensivspieler über ein kleines Zwischentief im Signal-Iduna-Park bei Borussia Mönchengladbach zur fußballerischen Solidität zurückgefunden. Der junge Mann darf sich Weltmeister nennen, wenn er auch – da war er gerade 20 Jahre alt - am Zuckerhut über die Bank nicht hinauskam. Aktuell  steht er wieder in Jogi Löws Kader und hat gute Chancen mit nach Russland zu fahren.

Matthias Ginter hat sich kürzlich in einem bemerkenswerten Interview zur Rolle der Profi-Fußballer in der Gegenwart geäußert. Und man muss sagen, da urteilt ein junger Mann mit Augenmaß. Er sieht das Risiko, dass sich der Profifußball durch seine monetäre Entwicklung zu sehr von der Basis entfernt: „Wir müssen aufpassen, dass angesichts der finanziellen Entwicklung der Spalt zwischen Profis und Amateuren oder Fans nicht allzu groß wird.“ Das Problem sei allerdings nur von oben herab zu lösen. Die Frage, ob Fußballer zu viel verdienen, beantwortet er mit einem kurzen, ehrlichen  „Ja“. Ginter setzt die Bezüge der Fußballprofis zu den Einkommen von Bauarbeitern oder Krankenpflegern. „Gut, wir geben ein großes Stück unseres Privatlebens her. Aber wir leisten nichts Essentielles wie z.B. Ärzte.“  

Gründung einer Stiftung

Wie manch anderer Profisportler hat Matthias Ginter, der ja hoffentlich noch lange nicht am Ende seiner Karriere ist, erkannt, dass er sich vor dem Hintergrund seines materiellen Wohlstandes gesellschaftlich einbringen möchte. So rief er kürzlich mit 150.000 Euro eine Stiftung ins Leben, die die Universitätskinderklinik in Freiburg unterstützen wird. Geleitet ist der Fußballer nach eigener Aussage von Werten wie Dankbarkeit, Bodenständigkeit und Demut. In solcher Orientierung sei er im Elternhaus erzogen worden. „Das will ich mir beibehalten und etwas zurückgeben.“ Zur Nachahmung empfohlen.