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Champions League

flw24-Kolumnist Michael von Kunhardt.

Herzlich willkommen zur 1. mentalen Kolumne in 2018. Das Thema Champions League war sicherlich nicht auf der Saisonziel-Agenda von Eintracht Frankfurt und jetzt kann das Erreichen dieses zuvor wohl eher nicht definierten Ziels tatsächlich Realität werden. Im Grunde genommen stehen mit Bayern, Schalke, Dortmund, Leverkusen, Leipzig, Hoffenheim und Gladbach genau die Teams auf Platz 1-8, die vorab dort zu erwarten waren und eben nun noch die Eintracht. Lediglich Hertha BSC hatten im Vorfeld die meisten Prognosegeber etwas mehr zugetraut, ansonsten passt das soweit tabellarisch. Dass die Bayern enteilt sind, ist kein Unterschied zur letzten Saison. Das war am 25. Spieltag der Saison 2016/2017, als Bayern 62 Punkte und mit Leipzig der erste Verfolger 49 Punkte auf dem Konto hatten, ähnlich - nur hat jetzt Schalke als Zweitplatzierter eben lediglich 43 Punkte. Das macht in der Spitze eine Menge aus. Und genau das macht es interessant für die Eintracht. Die SGE spielt rein rechnerisch übrigens bis heute eine sehr vergleichbare Saison wie in 2016/2017. Sie hat genau wie vor einem Jahr 6 Unentschieden erspielt und mit aktuell 12 Siegen und 7 Niederlagen einfach 2 x mehr gewonnen – mehr ist es nicht.

„Champions League“

Damit ist die Eintracht ein gutes Team, das Prädikat „Champions League“ ist bei Licht betrachtet, bei der derzeitigen Leistungsfähigkeit aus meiner Sicht ein wenig überdimensioniert. Es ist auch nicht so, dass die SGE mit Macht in die Champions League hineindrängt – nein, es sind die Umstände, die diese in Griffweite bringen. Die Gunst der Stunde ermöglichen wahrlich eine absolut realistische Chance. Und jetzt gibt es keinen Grund, dort nicht hinein zu streben, auch wenn das Team derzeit noch nicht reif genug ist. Warum ist das aus mentaler Sicht so wichtig? Es ist wichtig, weil es die Entwicklung immens beschleunigt. Bereits Muhammad Ali hat gesagt: „Wenn Du nicht der größte Champion bist, dann tue wenigstens so als wärest Du einer“. Und hier greifen dann auch wieder unsere bereits diskutierten Siegermentalitäten. Über das Selbstbewusstsein (sich hinsichtlich der eigenen Stärken und Schwächen, Risiken und auch Chancen seiner „selbst bewusst sein“) entsteht das Selbstvertrauen (sich „selbst vertrauen“). Daraus entwickelt sich das Selbstverständnis, das zum einen die Selbstverständlichkeit abbildet, mit der man unterwegs ist und zugleich den Anspruch inkludiert. Dass der HSV tief im Keller steht wundert mich beispielsweise, wie in einer vorherigen Kolumne bereits erwähnt und prognostiziert, überhaupt nicht, weil dort seit Jahren kein Anspruch deutlich definiert wird. Doch zurück zu den „Selbst-Themen“: Parallel transportiert der Selbstwert, was man sich „selbst wert“ ist. Der Selbstwert wird genährt aus den vorgenannten Aspekten. Auf die Eintracht projeziert stellt sich nun die Frage, ob sie es sich selbst wert ist, Champions League zu spielen. Als ambitionierter Sportler darf es hierzu nur eine Antwort geben. JA! „Wenn die anderen es nicht besser können, dann machen wir es eben. Die Chance ist da – also lasst es uns machen!“ Niko Kovac und sein Team sind gut beraten, dies nicht zu laut nach außen zu tragen, weil einfach die Qualitätsreife noch fehlt – doch intern muss es ein Thema sein. Es ist eine historische Chance, die es unbedingt zu ergreifen gilt. Wenn Du es Dir als Sportler, als Team erlaubst, Champions League zu spielen, dann trittst Du anders auf. Mit breiter Brust auf den Platz, ohne dabei abzuheben. Die Eintracht ist in einer wunderbaren Position – sie kann unglaublich viel gewinnen und nicht allzu viel verlieren. In die Champions League schaffen es letztlich die Teams, die es unbedingt wollen, die den Anspruch an sich selbst haben und perspektivisch denken. Auch wenn ich aufgrund meiner Geburtsstadt München seit jeher persönlich sehr „bayernaffin“ bin, so wünsche ich es nun wirklich aus heimischer Sicht von Herzen dem großartigen Trainer Niko Kovac und seiner Mannschaft, dass es mit der Fußball-Königsklasse gelingt. Und der wichtigste Step dazu beginnt im Kopf.

Was für die Eintracht nun fast aus heiterem Himmel Realität werden kann, so haben wir alle auch immer wieder unsere Chancen im sportlichen beruflichen Alltag, die sich zum Teil unverhofft auf einmal auftun. Einer klaren Chancenintelligenz und Entschlusskraft bedürfen es dann, um erfolgswirksam zu handeln. Die besten Chancen bringen uns überhaupt nichts, wenn sie letztlich von anderen genutzt werden. Mein Appell an Eintracht Frankfurt lautet: „geht es jetzt an, mit aller Macht und Entschlossenheit“. Mein Appell an alle Sportler und Trainer, an alle Leser dieser Kolumne lautet – „seid wachsam sein, um Chancen frühzeitig zu identifizieren, die sich auftun, auch wenn Ihr dies nicht für möglich gehalten haben und traut Euch was zu“.

Uns allen wünsche ich eine sehr spannende Fußball-Zeit und starke eigene Entwicklungen.

Bis zu nächsten Kolumne, wir lesen uns.

Herzlichst und sportlichst

Michael von Kunhardt