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Keine Lust auf Karteileichen – Eine Anleitung für das richtige Fitness-Studio

flw24-Kolumnist Joachim Keilholz.

Fitness weit vor Fußball

Immer mehr Deutsche sind Mitglied in einem Fitness-Studio. Laut der aktuellen Umfrage des Wirtschaftsprüfungsinstituts Deloitte in Düsseldorf sind erstmals über 10 Millionen Menschen stolzer Besitzer eines Mitgliedsausweises. Da kann selbst König Fußball mit knapp 7 Millionen Mitgliedern nicht mehr mithalten. Teil des Fitness-Trends zu sein gehört mittlerweile zum guten Ton. Auch hier wurden die früheren „Status-Sportarten“ Golf und Tennis auf die Plätze verwiesen. Der gesundheitliche Vorteil des Fitnesstrainings ist unbestritten und in vielen Studien belegt.

Ein dosiertes Muskeltraining schützt vor vielen Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und Übergewicht. Das ist die eine Seite der Medaille. Aber wieviele Fitness-Begeisterte trainieren denn tatsächlich regelmäßig in den über 8000 Fitness-Studios in Deutschland? Die Anzahl der „Karteileichen“ geht doch extrem auseinander. Während der Arbeitgeberverband der Fitnessbranche (DSSV) von lediglich 3% spricht, gehen andere Quellen von deutlich mehr aus.

Einer der Hauptgründe für die Inaktivität liegt (neben dem inneren Schweinehund – dazu mehr in meiner  nächsten Kolumne) in der Auswahl des „falschen“ Studios. Da, wo ich mich nicht wohlfühle, gehe ich nicht gerne hin.

Insofern macht es durchaus Sinn, sich vorher detailliert mit den verschiedenen Anbietern auseinanderzusetzen und genau zu prüfen, welches Studio individuell am besten passt. Dazu gehört auf jeden Fall, sich vor Ort ein Bild zu machen. Lassen Sie die Eindrücke auf sich wirken und beobachten Sie, was vor sich geht.

Hiphop-Beschallung bei 100 Dezibel sind nicht jedermanns Sache.

Welche Kriterien sollte man denn bei der Auswahl beachten? Zunächst eine gute Nachricht: das Angebot im Fitnessmarkt ist so vielfältig, dass jedes „Dippsche sei Deckelsche“ finden kann.

Ob Discount und Premium, Lifestyle oder Gesundheit, mittlerweile wird fast jede Nische besetzt.

Grundlage der Entscheidung sollte eine klare Vorstellung von dem sein, was man gerne haben möchte bzw. was man braucht. Geht es eher um „fit bleiben“ oder Muskelaufbau, hat man massive gesundheitliche Probleme (Rücken!) oder möchte man Gewicht reduzieren?

Wenn die Ziele definiert sind, sollte man sich die Philosophie des Studios näher anschauen. Wie ist die Ausrichtung des Studios, gibt es eine klare Zielgruppendefinition und wie macht sich das in der Praxis bemerkbar? Wenn hier bereits die ersten Unstimmigkeiten auftreten, ist der erste Schritt auf dem Weg zur Karteileiche gemacht.

Natürlich kann es im Einzelfall auch funktionieren, dass sich die verschiedensten Zielgruppen unter einem Dach wohlfühlen, aber in der Regel wird zum Beispiel der rüstige Rentner nicht zur gleichen Disco-Beschallung trainieren wollen wie die überaus fitnessbegeisterte Jugend (natürlich gilt das auch umgekehrt). Werfen Sie bei Ihrem Besuch einfach ein Auge auf das Publikum.

Schon Herbert Grönemeyer war klitschnass geschwitzt

Auch die Erreichbarkeit des Studios ist ein wichtiger Aspekt. Was sich zunächst unspektakulär anhört, gewinnt im Alltag schnell an Bedeutung. Unser Herbert hat es in seinem Song „Mambo“ auf den Punkt gebracht („…finde keine Parkplatz, klitschnass geschwitzt“). Niemand hat Lust, 2x pro Woche auf Parkplatzsuche zu gehen und schon komplett gestresst die Eingangstür des Fitness-Studios zu betreten, um dann seinen Frust wieder abzubauen.  Auch bei Umkleiden, Duschen und Trainingsräumen sollte man genau hinschauen. Ständiger (unfreiwilliger) Körperkontakt wegen Platzmangel kann auf Dauer auch störend sein.

Qualität und Kompetenz

Die Betreuung durch qualifizierte Mitarbeiter ist sicherlich wichtig, gerade dann, wenn man kleinere oder größere körperliche Einschränkungen hat. Schauen Sie sich die Ausbildungen und Qualifikationen des Teams genau an. Das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Ihr Training. Die Ausbildungen reichen von Wochenendkursen bis zum abgeschlossenen Medizinstudium. Fragen Sie nach Betreuungskonzepten, die möglicherweise sogar computergestützt sind und nach der Anzahl der Trainer, die für die Betreuung der Mitglieder zur Verfügung stehen. Allgemeinplätze wie „wir legen großen Wert auf individuelle Betreuung“ oder „der Kunde steht im Mittelpunkt unseres Interesses“ sollten Ihnen direkt zu denken geben. Sind die Trainer während Ihres Besuches tatsächlich auf der Trainingsfläche und sind sie optisch erkennbar und wahrnehmbar?  

Wie von Geisterhand gesteuert

Mittlerweile hat Hightech auch in den modernen Fitness-Studios Einzug gehalten. Vorbei sind die Zeiten, in denen man Geräte per Hand eingestellt -und sich dabei den einen oder anderen Finger gequetscht hat. Heutzutage funktioniert ganz viel chipkartengesteuert und damit komfortabel. Einfach die Karte einstecken und das Gerät stellt sich von ganz alleine auf Ihre Größe, Arm- und Beinlänge ein. Der wesentliche Vorteil: gerade für unerfahrene Trainingseinsteiger wird es leicht, sich direkt und ausschließlich auf das Training zu konzentrieren. Viele Fehler werden dadurch bereits im Keim erstickt.

Gibt es ein Kursangebot und passt es zu meinen Zielen? Auch hier gibt es extreme Unterschiede. Das Thema Entspannung wird in unserem hektischen Alltag immer wichtiger. Gibt es Angebote wie Sauna, Massage, Entspannungskurse?

Das Kleingedruckte beachten

Natürlich sind Vertragsmodalitäten ebenfalls von Bedeutung. Die Rechtsprechung hat sich in den letzten Jahren eher zugunsten der Studios verändert. Beispielsweise wird von den Gerichten häufig ein Umzug nicht mehr als hinreichender Grund für eine außerordentliche Kündigung eines Vertrags gesehen (was in der Telekommunikation übrigens schon lange üblich ist). Laufzeiten von mehr als 24 Monaten sind nicht zu akzeptieren. Gibt es auch kürzere Laufzeiten? Insbesondere für die „Saison-Besucher“, die im Sommer eher draußen unterwegs sind (aber ACHTUNG: sind sie WIRKLICH im Sommer draußen unterwegs?) können kurze Laufzeiten, die dann in der Regel etwas teurer sind, interessant sein. Auch die automatischen Verlängerungszeiten sollten beachtet werden. Hier gilt: je kürzer, desto kundenfreundlicher. 24-monatige Verlängerungen sind eher nicht zu empfehlen.

Billig ist nicht preiswert

Am Ende steht dann allen Leistungen ein mehr oder weniger fairer Preis gegenüber. Sicherlich ist der monatliche Beitrag ein wichtiges Kriterium. Gefährlich wird es (wie übrigens überall), wenn der Preis im Mittelpunkt des Entscheidungsprozesses steht. Der niedrigste Beitrag ist definitiv zu teuer, wenn man das Angebot nicht nutzt, weil man sich nicht wohl fühlt. Achten Sie auf ein optimales Preis-Leistungsverhältnis und hören Sie dann auf Ihr Bauchgefühl. Idealerweise trainiert man unter Gleichgesinnten. Hier findet man auch häufig einen entscheidenden Aspekt bei der Auseinandersetzung mit dem inneren Schweinhund. Bei einer guten Studiowahl findet man häufig schnell einen oder mehrere Trainingspartner, mit denen man auf einer Welle „funkt“. Ein unschätzbarer Vorteil, um regelmäßig zu trainieren. Darüber dann mehr in meiner nächsten Kolumne.

Bleiben Sie aktiv und gesund!

Herzlichst

Joachim Keilholz