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Mit Muskeltraining am Altersheim vorbei

flw24-Kolumnist Joachim Keilholz.

Die Monster-Welle kommt auf uns zu

Die Zivilisationskrankheiten haben die modernen Industrieländer voll im Griff. Ob Herz-Kreislauf-Erkrankungen (ca. 40% aller Todesfälle in Deutschland 2014), Krebs (ca. 25%), Diabetes, Demenz, Depression/Burnout, alle Prognosen gehen von einer deutlichen Steigerung der betroffenen Patientenzahlen in den kommenden Jahren aus. Und das trotz des andauernden medizinischen Fortschritts.

Wenn man alle prognostizierten Wahrscheinlichkeiten zusammen nimmt, kommt man im Alter kaum um eine schwerwiegende Erkrankung herum.

Interessant dabei ist, dass die Risikofaktoren bei vielen Erkrankungen durchaus ähnlich sind. Immer wieder tauchen die Themen Übergewicht, Bewegungsmangel, Nikotin, Alkohol und einseitige/falsche Ernährung auf.

Bei den psychischen Leiden (Depression, Burnout) kommen zusätzlich noch die spezialisierte und vor allem beschleunigte Arbeitswelt, eine eingeschränkte „work-life-Balance“ sowie die Individualisierung der Gesellschaft (private „ich-AG“, immer mehr Single Haushalte, Kommunikation mit dem Smartphone statt mit Menschen) hinzu. Diese Risikofaktoren werden unter dem Risikofaktor „Stress“ zusammengefasst.

Was bedeutet „Mensch sein“?

Um sich dieser Frage zu nähern, sollte man sich immer zunächst vor Augen führen, wie das Leben der Menschen früher aussah (siehe meine vorherigen Kolumnen). Wir passen uns permanent an unsere Umwelt an. Das Problem dabei ist, dass diese Anpassungen nicht innerhalb weniger Jahre passieren, sondern über einen langen generationsübergreifenden Zeitraum. Auf Deutsch: wir haben keinerlei Chance, kurzfristig über die evolutionäre Anpassung an den Zivilisationskrankheiten vorbei zu kommen. Vielleicht gibt es irgendwann einmal den „Sitzmenschen“ und den perfekt angepassten „Fettleibigen“.

Zum Mensch sein gehört in erster Linie Bewegung und unser Alltag ist davon häufig weit entfernt. Bewegung ist elementar und die Voraussetzung für Gesundheit. Trotzdem scheint es innerhalb der Bewegung, bestimmte Dinge zu geben, die einen größeren gesundheitlichen Einfluss haben als andere. Bisher hatte ins besondere bei Herz-Kreislauf-Themen das Ausdauertraining einen unangefochtenen Spitzenplatz. Walking, Jogging, Schwimmen, Radfahren und Rudern galten als Königs-Präventivmaßnahme in Sachen Gesundheit.  

Die Muskulatur macht´s

Gerade in den letzten Jahren stand unsere Muskulatur im Zentrum der sportwissenschaftlichen und sportmedizinischen Forschung. Und die Ergebnisse sind durchaus beeindruckend. Regelmäßiges Muskeltraining führt zu einer Ausschüttung von verschiedenen Botenstoffen, die aktiv in unseren Stoffwechsel eingreifen und unser Immunsystem stärken und unterstützen. Wir „impfen“ quasi unseren Körper und können uns dadurch gesund halten.

Viele Studien haben eindrucksvoll bewiesen, wie man das Risiko, an Zivilisationskrankheiten zu erkranken, durch Muskeltraining deutlich reduzieren kann. Aber nicht nur das, auch bei bestehenden Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck oder Diabetes), kann der Verlauf überaus positiv beeinflusst werden.

Letzten Endes ist das regelmäßige (und im Idealfall betreute) Muskeltraining der beste Schutz vor dem Altersheim.

Ein Wort noch zur Trainingsgestaltung: Bei der gesundheitlichen Komponente des Muskeltrainings reden wir nicht vom extremen Bodybuilding oder ähnlichen Erscheinungsformen. Nein, eine moderate Trainingsintensität bringt die besten Ergebnisse. Da kann es schon einmal vorkommen, dass blutdrucksenkende Medikamente oder auch Insulingaben deutlich reduziert oder gar abgesetzt werden können (selbstverständlich nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt).

Ob sie in ihrem Keller immer wieder mal ein paar Liegestütze, Klimmzüge oder Kniebeugen machen, vor dem Fernseher mit ihrer Wii-Sport kämpfen oder in einem professionellen Fitness-Studio trainieren… ihrer Muskulatur ist das relativ egal. Sicherlich ist aber eine gute Anleitung und Betreuung überaus sinnvoll.

Auch den Millionen Fußballern kann man aus gesundheitlicher Sicht nur raten, in jede Trainingseinheit ein paar Minuten für ein gezieltes Muskeltraining einzuplanen.

Denn eines ist mittlerweile völlig klar… die Muskulatur macht´s.

Herzliche Grüße

Joachim Keilholz