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An die Gewehre

Max Stillger über eine ungenutzte Ertragsperle im Amateurfußball

flw24-Kolumnist Max Stillger.

Als Vermögensverwalter, der sich auch intensiv mit „Sport-Aktien“ beschäftigt, ist die Seite www.fussball-geld.de eine regelmäßige Pflichtlektüre. Dort kann man z. B. nachlesen, dass die 18 Bundesligavereine bis zum 23. Spieltag in der Saison 2016/2017 insgesamt über 2 Milliarden Euro an Einnahmen generiert haben. Diese setzen sich zusammen aus Eintrittsgeldern, TV-Einnahmen, Transfers und Sponsoring-Einnahmen. Nicht verwunderlich ist, dass Bayern München und Borussia Dortmund mehr als 25% dieser Einnahmen „abgreifen“, eine kleine Überraschung aber schon, dass der BVB mit 287 Millionen hier knapp die Nase vor den Bayern hat, die 276 Millionen erreichen.

*(Screenshot www.fußball-geld.de)

Welchen Nutzen können Amateurvereine, die oft finanziell „aus dem letzten Loch pfeifen“ aus einer solchen Tabelle ziehen, außer neidvoll auf diese Zahlen zu blicken?

Vorreiterrolle Österreichs

Werfen wir mal einen kleinen Blick nach Österreich, ein Vorreiter der Innovation in Sachen Werbung, wenn man sich ansieht, wie da manche Vereine optisch ausgestattet sind. Oft findet man auf Hemdkragen, Brust, Rücken und (im wahrsten Sinne des Wortes) am Arsch bis zu fünf verschiedene Werbepartner, wo die Logos sich auch oft noch farblich „beißen“. Immerhin haben die „Zitronenauspresser“ von SKY uns ja dieses Jahr stabile Preise verkauft, mit dem kleinen Unterschied, dass jetzt Samstagmittag um 13:30 Uhr nicht mehr Chelsea gegen Liverpool, sondern das steirisch-burgenländische Traditionsderby SV Mattersburg gegen Sturm Graz zu sehen ist. Auf Fernsehgelder von Sky zu hoffen, erscheint mir außer dem jährlichen „Spiel des Lebens“ allerdings für Amateurvereine eher unrealistisch.

In Sachen „Realitätsnähe“ ist übrigens auch ein „Ösi-Fußballer“ ganz vorne dabei: Nationalspieler Toni Pfeffer antwortete in der Halbzeitpause eines Länderspiels gegen Spanien beim Stande von 0:5 auf die Frage des Reporters, wie es in der zweiten Hälfte weiter geht, mit den legendären Worten: „hoch werrn mers nimma gwinna“. Der Endstand lautete übrigens 0:9.

 

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Aber es gibt auch andere Ansätze, wo man die „Kommerzienräte“ gebrauchen kann. Der österreichische Zweitligist FC Wiener Neustadt wählte jetzt den ungewöhnlichen Weg einer Verlosung zur Vermarktung seiner Sportstätte. Für 500 € konnten Interessenten sich ein Los kaufen, Konsequenz: Ab sofort rollt der Ball im „Teddybären und Plüsch“-stadion, da die gleichnamige Firma aus Mannheim glücklicher Tombola-Gewinner war. Neben der „keine Sorgen Arena“ des SV Ried sicherlich ein Highlight und begehrtes Ziel der europäischen Goundhopper-Arena.

Europaweit Sportplätze lokalisieren

Auf der Website Europlan-Online kann man übrigens europaweit die Sportplätze bis in die tiefsten Niederungen der B- bwz. C-Liga lokalisieren.

Und genau hier liegt meiner Meinung nach ein sehr guter Ansatz für die Amateurvereine: Warum nicht die Namensrechte am eigenen Sportplatz – wie die großen Vereine auch – für eine befristete Zeit an einen Sponsor verkaufen. Im Fussballkreis Limburg/Weilburg sehe ich da gute Voraussetzungen. Erste Ideen wären z.B. die „Sterntaler-Arena“ in Dorndorf oder das „Heus-Beton-Stadion“ in Elz. Beim RSV Weyer hätte man sogar das Luxusproblem zwischen „Paul-Saleschke-Kampfbahn“, „Wissegiggl-Wiese“ oder „Autohaus-Erlemann-Sportplatz“ zu wählen. Und wenn sich kein Sponsor findet, können die heimischen Anhänger es so machen, wie die Fans des 1. FC Nürnberg. Dort läuft aktuell eine Crowdfunding-Aktion um dem Franken-Stadion mit „Max-Morlock-Stadion“ endlich den Namen zu geben, nach dem jeder „Clubberer“ lechzt. Beim RSV Würges könnten Sie das „RSV Stadion Goldener Grund“ ja dann in „Erich-Brands-Stadion“ umtaufen. Wie in Nürnberg werden die Fans damit automatisch an bessere Zeiten erinnert. Es klingt verrückt, aber die Verantwortlichen sollten drüber nachdenken. Ich bestell dann schon mal das „Max-Value“ Schild. Bleibt die Frage: Nennt man es „Stadion“, „Arena“ oder schlicht weg „Sportplatz“ oder „Wiese“. Die guten alten „Rotasche-Plätze“ gehören ja dank Hermann Klaus weitgehend der Vergangenheit an. Und die Grätscher der alten Schule können sich Sonntag auf Montag Nacht beruhigt im Bett auf die andere Seite drehen. Also liebe Vereinsmanager: An die Gewehre - Euer Kassierer dankt es Euch.