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Ernährung – Ein undurchdringlicher Dschungel, Teil 2

Intermittierendes Fasten – Jungbrunnen für Jedermann

flw24-Kolumnist Joachim Keilholz.

Kühlschränke sind nicht so alt, wie man denkt

Fasten hat eine positive Wirkung auf unseren Körper (und Geist). Das wird mittlerweile kaum noch angezweifelt. Schon Paracelsus erkannte: „Fasten das beste Heilmittel“. Neben der Gewichtsreduktion, der Reinigung und Entschlackung unseres Körpers spielen auch positive mentale Gesichtspunkte eine Rolle.

Wenn man sich mit den positiven Aspekten näher beschäftigt, kommt man direkt auf ein Argument, das viel mit unserer Menschheitsgeschichte zu tun hat. Auch wenn man es sich heute (zumindest in Deutschland) kaum noch vorstellen kann: es gab innerhalb der letzten 2,8 Mio. Jahre Menschheitsgeschichte durchaus Zeiten, in denen es keine Gefriertruhe und kein regelmäßiges Nahrungsangebot gab.  

Der Lieferservice ist nur ein Anruf entfernt

8000 Jahre Viehzucht und Ackerbau, der Einzug des Kühlschrankes in praktisch jeden Haushalt (um 1950 herum) und die moderne, massenhafte, industrielle Erzeugung von Nahrungsmitteln, haben die natürliche Situation des zeitweisen Nahrungsmangels fast vollständig aufgelöst.

Früher hatte man manchmal etwas zu essen und manchmal eben auch nicht. Somit war unser Organismus immer optimal darauf adaptiert, mit diesem Wechselspiel klar zu kommen. Fastenzeiten gehören also zu unserem Erbgut.

Heute kommt es nur zu Nahrungsmangel, wenn man aus Faulheit (keine Lust zum Einkaufen) oder Vergesslichkeit den Kühlschrank nicht gefüllt hat. Aber selbst das ist kein Problem. Der Lieferservice ist nur ein Anruf entfernt.

Hunger versus Appetit

Leider haben viele zusätzlich noch das ursprüngliche Bewusstsein für Nahrung verloren. Wir essen, um uns zu trösten oder uns zu belohnen. Der Hunger selbst  ist schon lange nicht mehr der alleinige Grund dafür, dass wir uns etwas einverleiben. Wir haben den Bezug zum Essen insgesamt verloren. Konsequenterweise nehmen wir viel zu viele Kalorien (oftmals versteckt in „Zwischenmahlzeiten“) zu uns. Die katastrophalen gesundheitlichen Konsequenzen sehen wir heute überall. Die Zivilisationskrankheiten lassen grüßen.

Fasten – nur etwas für Freaks?

Trotz der bekannten Probleme und den nachgewiesenen Erfolgen von Fastenkuren, sind es letztlich doch nur wenige, die sich so etwas regelmäßig „antun“. Neben dem hohen organisatorischen Aufwand, dem zeitweisen Verlust von Leistungsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit, spricht bei der Mehrheit vor allem der innere Schweinehund gegen eine längere Fastenzeit.

Genau hier setzt das intermittierende Fasten an. Es geht nicht mehr um lange Zeiträume, sondern um sich abwechselnde Phasen von Nahrungsaufnahme und Nahrungsverzicht.

Intermittierendes Fasten – etwas für (fast) alle!

In der Literatur werden verschieden Möglichkeiten beschrieben. So kann man z.B. einen Tag in der Woche auf Nahrung verzichten, oder auch im Tageswechsel (ein Tag fasten, ein Tag essen).

Besonders interessant erscheint mir die Variante, 2x pro Woche für 14-18 Stunden auf feste Nahrung zu verzichten. Diese Technik führt in der Regel kaum zu Heißhunger-Attacken und besonders quälen muss man sich auch nicht. Das funktioniert quasi „nebenbei“. Besonders geeignet ist diese Methode für Morgenmuffel, die sowieso nicht besonders gerne frühstücken.

Am ersten Tag isst man relativ früh zu Abend (18 Uhr, möglichst wenig Kohlenhydrate, vor allem kein Zucker) und lässt am nächsten Morgen das Frühstück einfach komplett ausfallen. Das Mittagessen ist dann die erste Mahlzeit und schon hat man die 18 Stunden geschafft. Idealerweise treibt man genau in dieser Zeit des Nahrungsverzichtes etwas Sport. Damit werden die Fettreserven angegriffen und alles, was sich an Stoffwechselschlacken angehäuft hat, kann entsorgt werden. Nicht vergessen, gerade beim Nahrungsverzicht  sollte man viel Wasser und Tee (ohne Zucker) trinken.

Ratten leben länger

In mehreren Studien (u.a. von Prof. Valter Longo, Los Angeles) konnte an Ratten nachgewiesen werden, dass das intermittierende Fasten viele Vorteile hat. Die Lebensdauer hat sich verlängert, Blutzucker- und Cholesterinspiegel wurden positiv beeinflusst, der Blutdruck hat sich normalisiert, Erkrankungen des Nervensystems wie Alzheimer wurden deutlich reduziert. Nebenbei wird durch die sich ergebende Kalorienreduktion, das Herz-Kreislauf-System positiv beeinflusst.

Vieles deutet momentan darauf hin, dass intermittierendes Fasten der Schlüssel für ein lebenslang funktionierendes Immunsystem und Wohlfühlgewicht ist. Verbunden mit lediglich 3 Mahlzeiten am Tag (KEINE Zwischenmahlzeiten), bewusstem Zucker- und Kohlenhydratverzehr (gerade beim Trinken) und wenig industriellen Fertiggerichten mit 1000 Inhaltsstoffen, hat man bereits eine vernünftige Basis, um sich im „Ernährungsdschungel“ gesundheitsbewusst zu orientieren.

Herzlichst

Joachim Keilholz