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Drei Multinationale

Die unvergessenen Legenden Puskás – di Stefano - Kubala

Statue von Laszlo Kubala vor dem Camp Nou in Barcelona. Foto: Claus Coester

Wenn ein deutscher Fußballer mit dem Bundesadler auf der Brust spielen darf, ist es eine besondere Auszeichnung. Meistens erfüllt ihn das mit Stolz und er bezeichnet es als Ehre, das Trikot der Nationalmannschaft überzustreifen.

Es gibt auch Spieler, denen es gelungen ist, für zwei Auswahlmannschaften gespielt zu haben. Als berühmte Beispiele können der Ungar Ferenc Puskás und der Argentinier Alfredo di Stefano dienen. Beide haben vieles gemeinsam. Beide waren vollendete Ballkünstler, beide spielten lange Zeit zusammen bei Real Madrid. Beide traten für Spanien international an, nachdem man sie, wie es damals hieß, naturalisiert, sprich in Spanien eingebürgert hatte.

Puskás, der Kleine mit dem fabelhaften linken Fuß, einer der Verlierer von Bern, war Mitglied der legendären Elf von Honved Budapest. Für die war er 349 Mal aufgelaufen und hatte – fast unglaublich - 358 Mal ins Schwarze getroffen. Nach dem ungarischen Volksaufstand 1956 gegen die kommunistischen Invasoren aus Moskau war er bei einem Gastspiel seines Klubs im Westen geblieben und wurde von der FIFA anderthalb Jahre gesperrt. Sein Stern leuchtete danach lange über dem spanischen Himmel bei den Königlichen in der Hauptstadt.

Don Alfredo di Stefano, den Sepp Herberger zum komplettesten Spieler seiner Zeit erhoben hatte, feierte mit dem Weißen Ballett fünf Mal in Serie den Champions League Triumph. In Südamerika geboren, hatte er für Argentinien international gespielt und war mit Puskás zusammen ein paar Mal für Spanien gestürmt. Der Senor aus dem Land der Gauchos streifte sechs Mal für sein Geburtsland das Trikot über, vier Einsätze für Kolumbien werden in einer inoffiziellen Liste geführt. Für Spanien trat er 21 Mal an und erzielte 23 Tore. Eine großartige Trefferquote. Puskás absolvierte für die Ungarn 85 Länderspiele und kam auf die schier unglaubliche Torbilanz von 84. Dagegen nehmen sich die vier Einsätze für Spanien bei keinem Tor bescheiden aus. Da hatte der Altstar wahrscheinlich sein Pulver schon verschossen.

Lászlo Kubala, der auch Ladislao genannt wurde, ergänzt das Duo zum Trio und nimmt einen ganz besonderen Rang ein. Mit den beiden anderen Fußballern eint ihn seine hohe Fußballkunst. Voraus hat er ihnen, dass er sogar für drei Nationalmannschaften eingesetzt wurde. Da die Eltern slowakisch-ungarischer bzw. polnisch-slowakischer Herkunft waren, durfte er zunächst für die Tschechoslowakei und dann für Ungarn spielen. Ganz Europa riss sich bald um ihn. In der Mitte der 1950er Jahre wurde er zum FC Barcelona transferiert, Real Madrid, das ihn ebenfalls heiß begehrte, hatte am Ende das Nachsehen. Kubala erwarb schließlich den spanischen Pass und hatte 19 Einsätze für die Iberer. Bei den Katalanen avancierte der Weltklassespieler zum Superstar und erwies sich bald als Publikumsmagnet. Nicht zuletzt wegen dieses Ausnahmespielers entschlossen sich die Verantwortlichen des FC Barcelona, eine neue große Arena zu bauen. 1957 war es dann soweit. Das berühmte Camp Nou wurde eingeweiht. Elf Jahre spielte Kubala in 256 Spielen bei 196 Toren für die „Blaugrana“. Beim 9:0 gegen Sporting Gijón gelangen ihm sieben Treffer. Für den Höhenflug von Barca in den 1950er Jahren hatte der Multinationale nicht nur durch seine Fußballkunst gesorgt. Mit Sándor Kocsis, der wegen seiner herausragenden Kopfballtechnik „Goldköpfchen“ genannt wurde, und Zoltán Czibor, beide Leidensgenossen von Puskás 1954 im Berner Wankdorf-Stadion, hatte er zwei Weltklassespieler in die katalanische Hauptstadt vermittelt. Kubala, dem großen Techniker, Spielmacher und Torjäger haben sie durch ein Denkmal vor dem Camp Nou eine bleibende Erinnerung geschaffen.