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Rudi Taktlos und Kneifer Franck

Von Unappetitlichkeiten auf dem Sportplatz

Das vergangene Fußball-Wochenende hat wieder einmal Ungezogenheiten von erwachsenen Menschen zu Tage gefördert. Diese sind in der Form nicht tolerabel. Schauplatz war einmal die Sportanlage an der Faulbacher Straße in Hadamar, einmal der Präsentierteller Bundesliga im Hamburger Volksparkstadion.

Im Kreuzfeuer der lokalen Sportpresse

Beim Hessenligisten SV Rot-Weiß Hadamar trat der aktuelle Primus der Hessenliga, das Retortenkonstrukt SC Hessen Dreieich, an. Der Favorit und selbsterklärte Aufstiegskandidat erfüllte die erwartete Siegespflicht. Wie Patrick Jahn und Matthias Schlenger, zwei unabhängige Chronisten, übereinstimmend berichten, hat sich Dreieichs prominenter Übungsleiter Rudi Bommer während der Begegnung nicht gerade von seiner Schokoladenseite gezeigt. Wenn Schlenger vom „Eindruck eines großkotzigen Rotzlöffels“ und Jahn vom „Trainer ohne Manieren“ schreibt, muss der frühere Bundesliga- und Nationalspieler, der mit gefühlten 500 Spielen in der höchsten deutschen Liga (Fortuna Düsseldorf, Bayer Uerdingen, Eintracht Frankfurt) eine beachtliche Reputation beanspruchen kann, an diesem Freitagabend in der ehemaligen Fürstenresidenz die Schrauben massiv überdreht haben.

Mehr als Vergreifen im Ton

Irgendwann war der Schiedsrichter Bommers unendliche Tiraden leid und verbannte ihn bald hinter die Barriere. Die Bestrafung stimulierte den Dreieicher Coach offensichtlich zu weiteren Attacken wie „Schiri, reiß dich zusammen“ oder „Du pfeifst kein Hessenliga-Spiel mehr“, die von Matthias Schlenger noch als die harmlosesten verbalen Querschläger eingestuft werden. Inwieweit „Mäuschen“ als Demütigung und Kompromittierung der jugendlichen Schiedsrichterassistentin, die Bommer zum Verbleib in der Coaching-Zone auffordern musste, in die tiefe Schublade der Geschmacklosigkeiten gehört, darüber dürfte wohl keine Diskussion geführt werden. Ob der Schiedsrichter über solcher Art Entgleisungen in seinem Bericht entsprechend Vermerke gemacht hat, ist unbekannt. Wenn er ein gewissenhafter Mann ist, hat er es getan.  Aber auch hier hat Rudi Bommer eine Antwort parat, sollte er vor das Sportgericht zitiert werden: “Dann zahl ich eben 500 Euro, ist kein Problem.“ So einfach ist das also.  

Franck kann es einfach nicht lassen

Von Bayern Münchens Frankreich - Import Franck Ribery weiß die aufmerksame Fußballwelt nicht erst seit gestern, dass er im Kontrast zu seiner Virtuosität am Ball in unregelmäßigen Intervallen seine ekeligen Fingerfertigkeiten oder anderes Ungeziemendes dem Millionenpublikum demonstriert. Diesmal war Hamburgs Nicolai Müller das Opfer. Der Flügelflitzer und mehrfache Familienvater, dessen Kinder dem Papa sicher auch schon mal zuschauen, kniff seinem Gegenspieler nach einem Allerweltsfoul vor den Augen des Referees Felix Zwayer einfach in die Backe. Eigentlich ein klarer Fall für den roten Karton. Denn es handelt sich neben der körperlichen Aggression auch um eine grobe Unsportlichkeit. Schiedsrichter-Oldie Markus Merk plädierte in seiner Bewertung auf SKY dann auch für Platzverweis, nahm aber andererseits Zwayer etwas in Schutz: „Das Reglement bietet in solchen Fällen eine zu große Bandbreite und verunsichert die Schiedsrichter.“

Der gelbbestrafte Ribery, der bei den Männern in Schwarz offensichtlich einen unangemessenen Bayern-Bonus genießt, kam in Hamburg mit einem blauen Auge davon. Nicolai Müller sollte man hoch anrechnen, dass er bei dem mehr als fiesen Fauxpas des Franzosen nicht ins Theatralische entglitt.

Ribery zur Brust nehmen

Ob die dafür an der Säbener Straße Zuständigen wie Karl-Heinz Rummenigge oder demnächst wohl wieder Uli Hoeneß sich den kleinen Franzosen, der ja bald ein Jahrzehnt an der Isar seinen Beruf ausübt, doch irgendwann einmal vorknöpfen und diesbezüglich  etwas an Manieren beibringen? Es wäre endlich an der Zeit.