Anzeige

Es ist alles nur ein Spiel

„Unser Kolumnist Max Stillger (Mitte) blickt mit den „Edel-Clubfans“ Dietmar Faust (rechts) und Klaus „Bomber“ Müller zuversichtlich den Relegationsspielen gegen die Frankfurter Eintracht entgegen.“

Am Samstag um 17:20 Uhr hatten wir den Salat. Die Bayern – eigentlich interessiert das ja niemand mehr – die Schüssel und Eintracht Frankfurt die Relegation. Drei Minuten fehlten den Hessen im letzten Spiel in Bremen um den direkten Klassenerhalt zu schaffen. Jetzt geht es gegen den „Club“ aus Nürnberg in die Relegation. Bevor wir uns den Emotionen widmen, zunächst ein Blick auf die nackten Zahlen.

Bisher gab 17 Duelle, in denen ein Bundesligist mit einem Zweitligisten um den letzten freien Platz in der Liga kämpfte. Davon konnte sich 12-mal der Bundesligist durchsetzen. Das sehen auch die Wettanbieter so. Hier erhält man bei einem Frankfurter Erfolg nur das 1,5-fache seines Einsatzes, bei einem Erfolg der Nürnberger dagegen das 2,5-fache zurück. Beide Vereine haben bisher jeweils zweimal die Relegation bestritten und waren in allen vier Fällen erfolgreich. Analysiert man die bisherigen Bundesligabegegnungen beider Mannschaften, endeten von insgesamt 56 Spielen 19 Spiele unentschieden und 23 Eintracht-Siegen stehen nur 14 Nürnberger Erfolge gegenüber.

Statistik spricht für Frankfurt – die Nerven für Nürnberg

Aber wenn wir hier einen verbalen Doppelpass zwischen Goethe und der Dortmunder BVB-Legende Adi Preissler spielen, kann das Fazit nur lauten „Grau teurer Freund ist alle Theorie – entscheidend ist auffem Platz“ (Anmerkung an alle jüngeren Leser: Goethe war kein Ersatzspieler, sondern der größte deutsche Dichter, heute heisst das „Blogger“). Und deshalb sind solche Statistiken eigentlich kaum das Papier wert, auf dem sie erstellt werden. Was nutzen mir 83% Ballbesitz (wie zuletzt Dortmund in Frankfurt), wenn der Gegner am Ende mit seinen 17% Ballbesitz ein Tor mehr geschossen hat? Deshalb beende ich die statistischen Ausführungen mit dem Hinweis: Es gab bisher nur zwei Spiele zwischen beiden Mannschaften, in denen es um die Wurst (in dem Fall um den Einzug ins DFB Pokalfinale) ging. Sowohl 2007 als auch 1962 ging Nürnberg als Sieger vom Platz. Alle, die sich weiter mit der Statistik beschäftigen möchten finden hier weiteres Futter:

http://www.fussballdaten.de/vereine/1fcnuernberg/eintrachtfrankfurt/

So, dann legen wir mal die Statistik-Brille ab, ziehen den Rollkragenpulli aus und wechseln auf das Emotionsgleis. Der legendäre Liverpooler Trainer Bill Shankly hat das Zitat geprägt: „Einige Leute halten Fussball für eine Frage von Leben und Tod. Ich bin von dieser Einstellung sehr enttäuscht. Ich versichere Ihnen, dass es viel viel wichtiger als das ist." Aber er hat auch gesagt: „Der Erfolg hängt beim Fussball stark vom Kopf ab. Du musst daran glauben, dass Du der Beste bist, und dann dafür sorgen, dass es wirklich so ist.“ Bei beiden Lagern hatte man in dieser Saison oft den Eindruck, die Fans sind motivierter als die Mannschaft. Bei den Nürnbergern zu Beginn der Saison, bei der Eintracht noch bis vor 4 Wochen. Aber bei aller Ehre: Man muss relativieren, dass es in diesen Spielen jetzt nicht darum geht „der Beste“ zu sein, sondern zu vermeiden „der dritt-schlechteste“ zu werden. Insbesondere allen Freunden der Frankfurter, die zu Ihrem „Fussball-Gott“ Alex Meier beten, sei gesagt: Wenn es für mich überhaupt einen „Eintracht-Fussball-Gott“ gibt, dann kann der nur Jürgen Grabowski oder Bernd Hölzenbein heißen. Das waren noch Kerle! Die waren a) Weltmeister und b) haben die auch den Bayern bei Gelegenheit mal einen “Sechser-Pack“ eingeschenkt. Die heutigen „Idole“ parken gegen die Bayern den Mannschaftsbus vorm eigenen Tor.

Respekt vor der Tradition

Und reagieren dann noch mimosenhaft (siehe Marco Russ) wenn sich eine Legende wie Grabowski dann mal kritisch äußert. Da geht man beim „Club“ mit der Tradition (auch wenn Sie teilweise 100 Jahre zurück liegt) anders um. Nahezu alle Blocks im Stadion sind nach Spielern benannt die zwei von den drei Kriterien „Nationalspieler“, „Deutscher Meister“ und „400 Spiele für den Verein“ erfüllt haben. Und da gibt es jede Menge von. Auch wenn deren Namen heute fast nur eingefleischten Club-Fans und Fußball-Enthusiasten etwas sagen. Aber auch für Tradition kann ich mir nichts kaufen. Rot-Weiss Essen, Energie Cottbus, Wolverhampton Wanderers und der VFR 19 Limburg lassen grüßen.

Nur einer kann gewinnen

Es stehen uns nun zwei Duelle der beiden Traditionsvereine bevor, wo in den Stadien (hoffentlich nur) die Luft „brennt“. Für mich als „Clubberer“ fühlt sich diese Konstellation (mit wenigen Getreuen an meiner Seite in Limburg umzingelt von der großen Masse von heimischen Eintracht-Fans) ein wenig an wie „Asterix in der Höhle des Löwen“. Und bei aller Freude über einen möglichen Nürnberger Erfolg mischt sich dann natürlich auch das Mitgefühl für viele Freunde, bei denen ich weiss, wie Sie leiden. Und ich weiss, dass mir deren Mitgefühl – und das zeichnet ein faires und sportliches Miteinander aus – im Falle einer Niederlage auch sicher ist. Aber tief im Fan-Herzen (wenn beide Lager ehrlich sind) „scheissen“ wir auf das Mitgefühl – ein Sieg muss herbei! Die einen schreien „Forza SGE!“ und die anderen „Immer wieder FCN!“. Leute genießt es, in der nächsten Saison wird es dieses Duell in der Liga definitiv nicht geben.

Jetzt abstimmen: Wer setzt sich in der Relegation durch? >>