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„Zurück in die Steinzeit“

Die erste Kolumne von unserem Limburger Sportwissenschaftler und Fitness-Coach Ralf Ohrmann

Foto: aktueller Trainingspartner Marco "Toni" Sailer vom Aufsteiger SV Darmstadt 98

„Schlank in 14 Tagen“, „22kg in vier Wochen“, „Wenig Zeitaufwand für deutlich mehr Muskeln“ - minimaler Einsatz und maximaler Erfolg, das verspricht uns die Werbung heutzutage. Auf diesen Zug springen wir natürlich nur zu gerne auf, doch leider widerspricht dieser Ansatz völlig der menschlichen Natur. „Zurück in die Steinzeit“ wäre das richtige Motto, wenn es um das optimale Bewegungs- und Ernährungsprofil des modernen Menschen geht. Was das bedeutet, erklärt euch Ralf Ohrmann in seiner ersten Kolumne für flw24. 

Wer seinen Körper dauerhaft gesund und in Form halten möchte, der braucht Ausdauer und am besten eine Strategie, die gleichzeitig zu einer Lebenseinstellung wird. Kurzfristige und impulsgesteuerte Handlungen führen zwar manchmal zu schnellen und sichtbaren Erfolgen – nur sind diese genauso schnell wieder verflogen, wie sie gekommen sind. Wenn es blöd läuft, lässt der Jojo-Effekt grüßen und man hat noch mehr auf den Rippen als vorher. Wir sollten versuchen zu verstehen, wie unser Körper funktioniert, anstatt den aktuellsten Diäten und den neuesten Trainingsmethoden hinterher zu jagen. 

„Gemüse, Obst, Nüsse, Fleisch, Fisch und Eier rauf auf den Teller“ 

A propos „jagen“: Unsere Vorfahren haben sich jahrtausendelang Mühe gegeben, unseren Körper so „in die Reihe zu schaffen“ und zu entwickeln, wie er bis heute funktioniert. Wir haben es in den letzten Jahrhunderten nicht geschafft und werden es auch in den nächsten nicht schaffen, unserem Körper ein anderes Programm aufzuspielen. Was bedeutet das für uns? Zurück in die Steinzeit – das wäre das richtige Motto, um das optimale Bewegungs- und Ernährungs-Profil des modernen Menschen zu beschreiben. Das beinhaltet zum einen vielseitige, ganzheitliche und funktionelle Bewegungsformen und zum anderen eine an Steinzeit-Verhältnisse angepasste Ernährung. Das ist vielen von euch sicher unter dem Begriff „Paleo-Ernährung“ (Paleo ist die Kurzform für Paläolithikum, die Altsteinzeit) oder auch Steinzeit-Diät bekannt. 

Worum geht es dabei? Ganz einfach: die Grundlage der Steinzeit-Ernährung bilden Lebensmittel, die so oder so ähnlich während der schon circa 2,5 Millionen Jahre andauernden Evolution des Menschen verfügbar waren und deshalb schon früher die Nahrung der Jäger und Sammler waren. Also Gemüse, Obst, Nüsse, Fleisch, Fisch und Eier rauf auf den Teller, zuckerhaltige Sachen, Milchprodukte und stark verarbeitete oder mit vielen Zusatzstoffen versehene Nahrungsmittel runter vom Teller! 

„Diese Grundsätze gelten sowohl für Leistungssportler als auch für Hobbyathleten“ 

Was die Bewegung angeht, so ist es wichtig, immer wieder neue und andere Trainingsreize zu setzen und so variantenreich und vielfältig wie möglich zu trainieren. Das Jagen früher war quasi auch ein Vierkampf aus Sprint, Ausdauer, Speerwerfen und Gewichtheben (nachdem man die Beute erlegt hatte und sie heimschleppen musste). Das heißt, dass ihr Läufer nicht nur laufen sollt! Ihr Radfahrer nicht immer nur Rad fahren sollt! Und ihr Fußballer nicht immer nur Fußball spielen sollt! Sonst verkümmern nach und nach alle anderen Bewegungsmöglichkeiten, zu denen euer Körper theoretisch (!) in der Lage ist. Ihr werdet zu so genannten „dynamischen Stereotypen“, also sozusagen zu „Fachidioten“, die nur noch auf eine Sportart gepolt sind. Dadurch kann es zu Fehlstellungen und –haltungen und Muskelverkürzungen kommen. Deshalb mein Rat: jeder Sportler sollte REGELMÄßIG aus seiner Sportart ausbrechen und mal was anderes mit anderen Bewegungen und Aufgaben probieren. Auf Jungs, begleitet eure Freundin mal zum Aerobic! Euer Körper wird es euch danken! ;-) Oder geht alternativ mal Tennis spielen, das ist auch schon was anderes. Oder ihr Frauen da draußen, geht statt zum Aerobic mal eine Runde Radfahren mit eurem Partner. Ihr wisst, was ich meine! 

Diese Grundsätze gelten übrigens sowohl für den Leistungssportler als auch für den Hobbyathleten. Zum „Sportlich-Sein“ gehört mehr als man vermutet... Oder liege ich falsch damit, dass die Fußballer nicht die beweglichsten und gelenkigsten sind? Ihr wisst selbst, was für ein Bild eine Fußballmannschaft beim Dehnen abgibt. ;-) Jetzt wisst ihr, was ihr dagegen tun könnt. Viel Spaß dabei, mal was anderes auszuprobieren! 

Euer Ralf

www.athlesys.de 

https://www.facebook.com/pages/Ralf-Ohrmann/1453558371526031