Anzeige

FLW24 - Interview mit Jan Noppe (Trainer TuS Katzenelnbogen/Klingelbach)

Zuletzt sprachen wir von FLW24 mit Jan Noppe aus Dörsdorf. Jan stammt aus den Niederlanden, ist aktuell Trainer des TuS Katzenelnbogen / Klingelbach in der Kreisliga A Rhein / Lahn - aber auch im FLW24-Verbreitungsgebiet kein Unbekannter. Noppe war Trainer beim SV Wehen-Wiesbaden, bei den Eisbachtaler Sportfreunden und im Nachwuchsbereich von Dietkirchen. Zudem hat er seine Leidenschaft für den Sport auf seine Kinder übertragen: Sohn Robin kickt ebenfalls erfolgreich für die TuS KK, Tochter Joy ist im Management des Europäischen Handball-Verbandes EHF tätig.

 

Jan Noppe, aktuell Trainer der TuS Katzenelnbogen / Klingelbach, ist auch im FLW24-Gebiet als Jugendtrainer bekannt. Bildquelle: Jan Noppe

Ab 2007 war Jan als Jugendtrainer des SV Wehen Wiesbaden unterwegs. Bildquelle: Jan Noppe

Auch bei den Eisbachtaler Sportfreunden war Jan Noppe im Jugendbereich aktiv. Bildquelle: Jan Noppe

Seit knapp drei Jahren ist Jan (Bildmitte) Trainer des TuS Katzenelnbogen / Klingelbach in der Kreisliga A Rhein/Lahn.

FLW24: Zu Beginn unsere mittlerweile schon übliche Einstiegsfrage: Wie gehts es Dir in Zeiten der Coronavirus Pandemie und warst Du selbst betroffen ?

NOPPE: Danke der Nachfrage, mir geht es gut. Wir sind bislang ganz gut davongekommen, waren geschäftlich und privat nicht großartig von der Pandemie betroffen. Mittlerweile bin ich auch zweimal geimpft.

FLW24: Und wie hat die Pandemie Einfluss auf Deine Trainertätigkeit genommen?

NOPPE: Wir hatten keine Coronafälle im Verein, in der Fussballabteilung in Katzenelnbogen. Über die WhatsApp-Gruppe haben wir Kontakt gehalten, die Jungs haben individuell Laufeinheiten absolviert. Ansonsten sind uns zum Glück keine Spieler weggebrochen, wir haben sogar ein paar Neuzugänge.

Aktuell ist es glücklicherweise wieder wie früher, auch von Sommer 2020 bis Oktober 2020 war eine gewisse Normalität gegeben.

Was allerdings aufgefallen ist, dass nach acht Monaten ohne Training der Fitnesszustand des ein oder anderen doch sehr fragwürdig ist. Diese Spieler nun in vier Wochen wieder fit zu kriegen, dass ist einfach unmöglich…

FLW24: Kommen wir nun zu Dir persönlich, Jan. Du stammst aus den Niederlanden und hast in Deiner Jugend in der Akademie von Ajax Amsterdam gespielt. Erzähl mal …

NOPPE: Ja, ich wurde 1968 in den Niederlanden geboren und stamme aus Noordwijk, das liegt zwischen Den Haag und Amsterdam. Mein Heimatverein ist VV Noordwijk und in der D- und C-Jugend (1982 bis 1984) habe ich dann bei Ajax Amsterdam und in den niederländischen Auswahlmannschaften gespielt.

FLW24: Was kannst Du unseren Lesern zu VV Noordwijk erzählen?

NOPPE: VV Noordwijk ist ein Fußballverein, der aktuell in der „Tweede Divisie“ spielt - in Deutschland ungefähr zu vergleichen mit der 3. Liga oder der Regionalliga.

Aus dem Verein ging unter anderem Edwin van der Sar hervor.

Auch der ehemalige Trainer des FC Bayern München und künftige Bondscoach, Louis van Gaal, kommt aus Noordwijk.

FLW24: Sehr interessant. Wer zählte denn zu Deinen Mitspielern ?

NOPPE: In der Jugend bei Ajax waren die bekanntesten Spieler, die es auch bis in den Profibereich gepackt haben, Ronald und Frank de Boer.

Mit 18 Jahren habe ich in der 1. Mannschaft von VV Noordwijk als Rechtsaußen in den Senioren debütiert. Bei VV Noordwijk hat auch Edwin van der Sar gespielt.

FLW24: Warum hat es bei Dir nicht mit der Profikarriere geklappt, Jan ?

NOPPE: Durch die Mitarbeit im Hotel meiner Eltern in Scheveningen und die ein oder andere Verletzung habe ich früh gemerkt, dass es besser ist, mit Fußball auf diesem Level aufzuhören. Auch hatte ich sicherlich nicht den 100%-igen Ehrgeiz, um Profi zu werden.

FLW24: Und wer war Dein fußballerisches Idol?

NOPPE: Ganz klar Johan Cruyff. Die niederländische Nationalelf spielte in die 1970ger Jahren einen herausragenden Fußball. Technisch und taktisch auf sehr hohem Niveau.

FLW24: Wie kommt dann ein niederländisches Talent wie Du nach Deutschland in den Einrich?

NOPPE: Das lag an meiner heutigen Frau Tanja. Sie kam über Jahre mit ihren Eltern aus Wiesbaden zu uns nach Scheveningen in den Urlaub ins Hotel. Mit 18 waren wir ein Paar und dann ging es für mich nach Wiesbaden, nach Deutschland. Ich arbeitete als Blumenhändler und habe von heute auf morgen für ein paar Jahre mit dem Fußball aufgehört.

Seit 1993 wohnen wir nun in Dörsdorf und so kam dann der Kontakt zu den Verantwortlichen vom SV Allendorf / Berghausen zu Stande. Die lustige Anekdote dabei war, dass mich mein Nachbar mit zum Training beim SV Allendorf / Berghausen nahm.

Als ich dort ankam, stand ich auf deren Hartplatz. Ich dachte erst, die wollten mit mir Tennis spielen, denn Hartplätze sind in den Niederlanden völlig unbekannt. Und so fragte ich: „Wollt ihr mich verarschen?“

Alle meine niederländischen Freunde haben sich über Jahre kaputt gelacht.

Dennoch habe ich rund vier Jahre für Allendorf / Berghausen gespielt bevor ich zur Saison 1996/1997 zur TuS Katzenelnbogen / Klingelbach gewechselt bin.

FLW24: Du hast dann über mehr als ein Jahrzehnt recht erfolgreich als Stürmer für die TuS Katzenelnbogen / Klingelbach gekickt. U.a. hast Du mit 36 Saisontoren in der Saison 2000/2001 zum damaligen Aufstieg des Vereins in die Bezirksliga beigetragen. Lass uns mal an Deinen Erinnerungen teilhaben.

NOPPE: Bis ich 1996/1997 zum TuS KK gewechselt bin, hat der damaligen Vorsitzende, Hermann Gilles, gefühlt täglich bei mir angerufen - bis ich dem Wechsel endlich zugestimmt hatte.

In Katzenelnbogen hatte ich dann fußballerisch gesehen meine schönste und beste Zeit, gekrönt mit dem Aufstieg in die Bezirksliga Ost, unter Trainer Frank Michel, der ja auch im FLW24-Gebiet für die SG Heringen / Mensfelden tätig war. Wir hatten eine tolle Mannschaft mit den Echternach-Brüdern, Ingo Brod, Armin Stein, Andi Schmittel, Ingo Schön und vielen anderen…

FLW24: Dann hast Du Deine aktive Karriere beendet und bist ins Trainergeschäft eingestiegen. Wie kam es dazu ?

NOPPE: 2006 - mit 38 Jahren, war dann mit der aktiven Karriere Schluss. Doch nur wenig später hat mich Thomas Schwolow, der Vater von Bundesliga - Keeper Alex Schwolow (Hertha BSC), kontaktiert. Er war seinerzeit Jugendmanager beim SV Wehen - Wiesbaden und hat mich für die Jugendarbeit begeistert.

So wurde ich ab 2007 Jugendtrainer beim SV Wehen Wiesbaden und habe meine Trainerscheine gemacht. Ich habe tolle Menschen beim SV WW kennen gelernt, wie Christian Hock (bis zuletzt Teammanager des SV Wehen Wiesbaden), der damals noch Jugendtrainer war. Oder Ralf Peuckmann, der seit über 20 Jahren im Nachwuchsleistungszentrum auf dem Halberg arbeitet.

FLW24: In Wehen-Wiesbaden hast Du über sechs Jahre als Trainer gearbeitet und Dir selbst nochmals sehr viele Ansätze für die Trainerarbeit geholt, korrekt ?

NOPPE: Ja, richtig. Insbesondere von Ralf Peuckmann habe ich für meine Trainertätigkeit unheimlich viel mitgenommen. Für seine Organisation habe ich ihn bewundert, auch die Trainingsinhalte waren toll konzeptioniert und vorbereitet - ein unglaubliches Repertoire. Ihm ist es gelungen, immer alle 20 Feldspieler in eine Übung einzubeziehen. In dieser schönen Zeit habe ich viel gelernt.

FLW24: Dann wechselte Dein Sohn Robin im Nachwuchsbereich nach Eisbachtal, was zur Folge hatte, dass es nicht lange dauerte und Du auch dort ins Trainergeschäft eingestiegen bist.

NOPPE: Korrekt - Robin ist in der U13 nach Eisbachtal gewechselt. Im der U14 (C2-Jugend) bin auch ich dorthin gewechselt und wurde Robins Trainer.

Das Highlight in der Zeit als Jugendtrainer in Nentershausen war zweifellos die U17. Dort haben wir in der Regionalliga den 2. Platz erreicht. SAGENHAFT!

Damit war der Verein aufstiegsberechtigt zur Junioren-Bundesliga, hat diesen Schritt aber aus diversen Gründen nicht vollzogen.

Wir hatten seinerzeit einfach eine Super-Truppe mit Tim Weimer, Steffen Meurer, Lukas Tuchscherer, Tobias Kegel, Lars-Hendrik Jung und auch meinem Sohn Robin. Die Jungs haben damals in Kaiserslautern, in Mainz und in Elversberg gewonnen - unglaublich.

FLW24: Auch beim JFV Dietkirchen / Offheim warst Du eine Weile tätig ?

NOPPE: Stimmt. In der A-Jugend bin ich gemeinsam mit meinem Sohn Robin für ein halbes Jahr dorthin gewechselt. Ein sehr warmherziger und familiär geführten Verein - auch dort hatte ich eine schöne Zeit. Es war zwar „nur“ eine kurze Zeit, aber ein super halbes Jahr mit viel Spaß!

FLW24: Welche Spieler, die in unserer Region bekannt sind, hast Du in Wehen-Wiesbaden, Eisbachtal und Dietkirchen trainiert, Jan ?

NOPPE: Das waren eine ganze Menge. Viel zu viele, um alle aufzuzählen. Am bekanntesten sind bestimmt die Kicker, die es bis in den Profibereich gepackt haben. Das waren u.a. Torhüter Matteo Raab, der jetzt beim 1. FC Kaiserslautern spielt. Darüber hinaus Steffen Meurer, jetzt für Borussia Mönchengladbach aktiv oder Sören Lippert, der jetzt beim VfB Lübeck unterwegs ist. Und auch David Kinsombi, der u.a. für Eintracht Frankfurt, Holstein Kiel spielte und aktuell den Hamburger SV kickt.

FLW24: Du hast die tolle Möglichkeit vergleichen zu können. Was macht der niederländische Jugendfußball ggf. in der Ausbildung besser, als dies im Nachwuchsbereich in Deutschland der Fall ist. Kritik gibt es immer schnell und häufig, aber von konkreten Lösungsansätzen ist seltener was zu lesen.

NOPPE: Vergleiche sind generell schwierig, aber in den Niederlanden wird man einfach mit dem 4-3-3 - System groß. Da gibt es gar kein anderes System. Das ist die typische Schule! Mittlerweile ist alles zwar ein wenig variabler, aber dafür steht der niederländische Fußball.

Doch meiner Meinung nach gibt es manche Position daher so im deutschen Fußball garnicht. Der klassische Rechtsaußen, wie ich es mal war, den gibt es so in Deutschland garnicht.

In den Niederlanden gilt aber auch „Fußball muss schön sein“. Wenn die Nationalelf "Elftal" 2:0 gewinnt - dann ist schnell Kritik da. Weil die Niederländer schönen Fußball sehen wollen…. Mit Spektakel und vielen Toren.

Der deutsche Fußball stand aus meiner Sicht immer für Zweikampf, Laufbereitschaft, Einsatz und Wille! Erst nach der Europameisterschaft in Portugal 2004 hat eine Revolution statt gefunden.

Seither wurden auch die Nachwuchsleistungszentren aufgebaut und viel professionalisiert.

FLW24: Gehen wir auf die NLZs ein. Die Selektion nach Körpergröße in den NLZ ist in Deutschland stark verankert. Geht Deiner Meinung nach damit nicht ein starkes Stück Individualität flöten ? Oder hast Du Verständnis für diese Art der Selektion ?

NOPPE: Prinzipiell finde ich es gut, dass es NLZ gibt. Auch muss irgendwann eine Selektion und Auswahl stattfinden, keine Frage.

Das dort irgendwann aber auch nach Körpergröße selektiert wird, ist aus meiner Sicht absolut falsch. Manche Spieler wachsen mit 13 oder 14, andere bekommen den Wachstumsschub erst mit 15 oder 16 oder noch viel später…

Manchmal konnte ein Spieler viel besser mit dem Ball umgehen, trotz geringer Körpergröße. Ich erinnere mich da speziell an Steffen Meurer, der erst viel später einen Wachstumsschub hatte und mittlerweile über 1,90 Meter misst…

Wenn die Selektion nach der Körpergröße auf bestimmten Positionen geschieht, dann bleibt etwas auf der Strecke. Denn auch Leute mit geringerer Körpergröße gehen ihren Weg.

FLW24:  Blicken wir ins Hier und Jetzt. Seit knapp drei Jahren bist Du nun Trainer der TuS Katzenelnbogen / Klingelbach in der A-Klasse Rhein/Lahn. Mit dem ehemaligen Kapitän der Eisbachtaler Sportfreunde Manuel „Habu“ Haberzettl hast Du einen namhaften Co-Trainer. Leider wurden die beiden letzten Spielzeiten coronabedingt abgebrochen. Mit welchen Ambitionen und Hoffnungen geht Ihr in die neue Saison 21/22 ?

NOPPE: Ich bin nun seit drei Jahren Trainer in Katzenelnbogen. Als ich hier begonnen habe, wurde gegen den Abstieg gespielt. Seither hat eine Entwicklung stattgefunden, trotz den Unterbrechungen wegen der Coronavirus-Pandemie.

Wir wollen attraktiven und offensiven Fußball spielen und wir haben die Ambition „vorne mitzuspielen“. Wir haben hier viele junge Leute und Elan im Team - so macht es Spaß.

FLW24: Abschließend noch ein paar private Dinge: Die Liebe und Leidenschaft zum Ball haben Du und Deine Frau Tanja auf Eure 5 Kinder übertragen. Auch hier hätten wir gerne noch einen kleinen Einblick…

NOPPE: Ganz klar, das kann man so sagen. Unser Sohn Robin hat in den Junioren in der Regionalliga gespielt, später in der 1. Mannschaft von Eisbachtal und kickt nun für die TuS Katzenelnbogen / Klingelbach.

Unsere Tochter Joy ist leidenschaftliche Handballerin. Nach ihren Bachelor-Abschluss und einem Praktikum ist sie nun für die Europäischen Handballverband EHF in Wien tätig und organisiert dort im Management diverse Turnier auf europäischer Ebene.

Und auch die anderen 3 sind sportlich aktiv und auf einem guten Weg.

FLW24: Zum Abschluss, es hat schon ein wenig Tradition bei FLW24, möchten wir gerne Deine persönliche Top 11 kennenlernen. Wer steht im „Dream Team“ von Jan Noppe?

NOPPE: Das ist echt schwierig, da möchte ich niemandem zu nahe treten und die Auswahl auf diejenigen beschränken, mit denen ich selbst mehr zu tun hatte oder häufiger gekickt habe. Daher sind es folgende Spieler:

TOR: Markus Echternach

ABWEHR: Dirk Seelbach, Manuel Haberzettel, Jens Habig

MITTELFELD: Frank Michel, Dennis Gronau, Carsten Echternach, Andreas Schmittel, Alexander Lorch, Armin Stein.

STURM: Steffen Popp

FLW24: Jan, wir von FLW24 danken Dir für das starke Interview und die tollen Einblicke und wünsche privat, beruflich und sportlich „Alles Gute“!