Es ist 21 Uhr am frühen Freitagabend. Der beste Zeitpunkt der ganzen Woche. Wo sich die meisten jungen Leute gerade überlegen, mit welchem Outfit sie in der anstehenden Nacht den größten Erfolg beim anderen (oder auch beim gleichen) Geschlecht haben oder sich zum hippen Moscow Mule-„Vorglühen“ treffen, fängt für einen jungen Mann aus Elbtal-Dorchheim gerade die Arbeit an. Jonas Herdering, Junior-Chef der familiengeführte Herdering Bäckerei, schnürt sich die weiße Bäcker-Schürze um und schaltet in der noch menschenleeren Backstube die Geräte an. Es ist ein normaler Freitagabend für ihn. Er arbeitet im elterlichen Bäckerei-Betrieb, der von seinem Großvater gegründet wurde, und er wird diesen einmal übernehmen.
Eine bewusste Entscheidung, wie Jonas Herdering verrät, die er vor rund fünf Jahren im Alter von 22 Lenzen traf. Nach dem überzeugenden Abitur mit der Note 1,4 an der Adolf-Reichwein-Schule ging es für ihn zunächst nach Mainz und dann nach Gießen zum Studium. Nach zwei Semestern Wirtschafts- und Ernährungswissenschaften hatte er aber genug und fasste die Entscheidung im elterlichen Betrieb in Elbtal anzufangen. Lediglich ein halbes Jahr später hatte er in Rekordzeit bereits die Gesellenprüfung in der Tasche.
Nebenher konnte er seinem Hobby nachgehen, aufgrund dessen ihn viele Leute in der Region um Limburg kennen. Denn Jonas ist ein begnadeter Fußballer und gehört zweifelsfrei zu den besten Spielern in seiner Heimatregion. Seit mehr als zwei Jahren ist er der Kapitän und Kopf des SV Rot Weiß Hadamar, der ranghöchsten Mannschaft im Fußballkreis, in der er nun im sechsten Jahr in Folge in Hessens Eliteliga für Furore sorgt. Fast gleichbeginnend mit seinem Engagement in Hadamar entschied er sich auch für die Backstube und gegen die Uni-Bibliothek. In der ersten Saison bei den Fürstenstädtern steuerte er in 30 Spielen direkt 10 Tore bei. Insgesamt sind es laut Transfermarkt.de bis heute 62 Tore und 41 Vorlagen in 170 Spielen. Für Hadamar ist der Mittelfeldstratege ein richtiger Glücksgriff.