Anzeige

„Ich bin selbst ein wenig baff“

Interview mit Metin Kilic, Trainer des TuS Frickhofen

Tobias Schneider mit Metin Kilic. Foto: Dominik Groß

Der TuS Frickhofen ist DIE Überraschung der bisherigen Saison und grüßt nach 13 Spieltagen von der Tabellenspitze der Kreisoberliga. Macher dieser Erfolgsgeschichte: Trainer Metin Kilic, für den der TuS Frickhofen die zweite Station im flw-Land nach WGB Weilburg ist. Im Interview mit flw24 erzählt Metin, warum er die Aufgabe in Frickhofen übernommen hat, was das Geheimrezept hinter dem aktuellen Erfolg ist,  was seine Ziele in Frickhofen sind, was er neben dem Sportlichen noch wichtig findet und wo er seine Zukunft sieht.

flw24: Metin, die letzte Saison habt ihr noch auf Platz 14 beendet, jetzt marschiert ihr in der Kreisoberliga vorneweg. Was ist euer Geheimrezept?

Metin Kilic: Ehrlichkeit. Wir gehen offen miteinander um und sprechen Dinge offen und ehrlich an. Das betrifft sowohl die Spieler und mich als Trainer als auch den Spielausschuss.

flw24: Aber Ehrlichkeit alleine schießt noch keine Tore…

Metin Kilic (lacht): Nein, aber sie ist die Basis für den sportlichen Erfolg. Wir haben uns im Sommer gut verstärkt – nicht mit Spielern aus höheren Klassen, sondern mit Spielern aus unteren Klassen, die Potential haben. Gemeinsam mit den Jungs, die schon bei uns waren, greift nun ein Rädchen ins andere.

„In der letzten Saison haben wir reichlich Lehrgeld bezahlt.“

flw24: Was ist der Hauptunterschied zu letzter Saison? Die Entwicklung ist ja eigentlich unglaublich.

Metin Kilic: Dass die Entwicklung nun so schnell geht, darüber bin ich auch überrascht. Dass eine Entwicklung stattfinden wird, war mir aber klar – und das hat sich schon in der letzten Saison angedeutet, als wir viele Punkte in den Schlussminuten abgegeben haben, weil meine Jungs noch etwas zu grün und forsch waren. Da haben wir reichlich Lehrgeld bezahlt.

flw24: Letztes Jahr habt ihr schon zu den offensivstärksten Teams gehört, habt aber fast 100 Tore gefangen und hattet damit die drittschwächste Abwehr der Liga. Dieses Jahr schießt ihr nicht nur bislang die meisten Tore, sondern steht auch hinten solide.

Metin Kilic: Ja, Stabilität beginnt hinten. Ein wichtiger Faktor ist unser Keeper Eduard Schwab, der eine gewisse Ruhe ausstrahlt. Das überträgt sich auf die Mannschaft – aber noch wichtiger ist, dass wir alle an einem Strang ziehen und jeder beim Verteidigen mithilft. Und offensiv klappt derzeit natürlich fast alles: Ilir Tahiri ist in der Form seines Lebens, wird aber auch von unseren schnellen Außen entsprechend eingesetzt. Ilir könnte sogar noch ein paar Tore mehr haben. 

„Wir wollen beim TuS Frickhofen langfristig etwas aufbauen.“

flw24: Und mit Aytekin Uyanik habt ihr sogar noch einen weiteren Klassestürmer in der Hinterhand, der aufgrund seines Kreuzbandrisses bislang erst wenige Spiele für euch absolvieren konnte.

Metin Kilic: Ja, Aytekin haben wir vor der Saison zurück nach Frickhofen holen können. Dass er sich verletzt hat, ist natürlich schade. Aber er wird für uns noch seine Spiele machen und uns weiterhelfen. Wir müssen jetzt auch nicht mit aller Macht dieses Jahr aufsteigen, sondern wollen beim TuS Frickhofen langfristig etwas aufbauen.

flw24: Wo du es gerade ansprichst: Was sind denn deine Ziele mit dem TuS Frickhofen und wie kam es, dass du den Trainerposten übernommen hast?

Metin Kilic: Tja, wie kam ich zum TuS Frickhofen? Ich war vorher bei den Sportfreunden Eisbachtal bzw. trainiere ich dort immer noch die U14, in der mein jüngerer Sohn spielt. In Eisbachtal war ich Jugendkoordinator und habe verschiedene Jugendmannschaften trainiert. Die Aufgabe dort hat mich sehr gefordert, weshalb ich eigentlich in der Saison 2017/2018 eine Pause einlegen wollte.

„Der TuS hat eigentlich alles, was du brauchst, um erfolgreich zu sein.“

flw24: Wie hat dich der Frickhöfer Spielausschuss Jürgen Schardt dann vom Gegenteil überzeugt?

Metin Kilic: Er hat mir zunächst mal die Gegebenheiten in Frickhofen gezeigt. Ein Rasenplatz, ein Kunstrasen, eine Halle direkt dabei, dazu hat der Verein mehr als 1.000 Mitglieder – da habe ich gemerkt: Der TuS hat eigentlich alles, was du brauchst, um erfolgreich zu sein. Und deshalb habe ich die Herausforderung gerne angenommen, beim TuS etwas aufzubauen.

flw24: Was heißt das genau?

Metin Kilic: Wir haben eine klare Spielidee und wollen jungen Spielern Chancen und Zeit geben und dabei schönen, offensiven Kombinationsfußball spielen. Damit das in jeden übergeht, trainieren wir viel und intensiv. Doch das Sportliche ist nur die eine Seite der Medaille – ich möchte, dass wir auch über das Sportliche hinaus eine gute Figur abgeben. Das fängt mit dem einheitlichen Auftreten zu den Spielen an, geht damit weiter, dass wir die Kabine bei Auswärtsspielen ordentlich hinterlassen und hört damit auf, dass wir in den Spielen den Schiedsrichter in Ruhe lassen und uns nicht untereinander anmeckern. Die Leute sollen einfach sagen: Die Frickhöfer, die sind ein bunter Haufen, aber klare Jungs. 

„Ein bunter Haufen, aber klare Jungs“

flw24: Für dieses Jahr hattet ihr sicher noch nicht den Aufstieg in die Gruppenliga geplant, oder?

Metin Kilic (lacht): Nein, ich bin wie gesagt selbst ein wenig baff, wie gut und schnell sich gerade alles entwickelt. Aber wir sind uns auch im Klaren darüber, dass auch mal wieder eine schwächere Phase kommt und wir dieses Niveau im Normalfall noch keine ganze Saison halten können. Falls doch, dann werden wir uns nicht gegen einen Aufstieg wehren. Für den TuS Frickhofen wäre das eine ganz tolle Sache.

flw24: Und du persönlich, welche Ziele hast du noch als Trainer?

Metin Kilic: Auch für mich persönlich soll die Kreisoberliga noch nicht alles sein. Doch das ist Zukunftsmusik. Aktuell bin ich mit der Aufgabe in Frickhofen sehr zufrieden und möchte in dem Verein Strukturen aufbauen und etwas Langfristiges hinterlassen. Was dann noch kommt, das lasse ich auf mich zukommen.

flw24: Metin, vielen Dank für das Interview und dir und deinem Team in dieser Saison und auf dem weiteren Weg alles Gute und viel Erfolg!