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"Eine Kombination aus Sprachschule und Fußballcamp“

Zu Besuch bei Takayuki Omi – dem Mann, der japanische Spieler im flw-Land unterstützt

 

Marco Reifenscheidt, Takayuki Omi und Tobias Schneider (v.l.).

Die Eintracht ist nicht nur durch die Nähe ein guter Partner fürTakayuki.

Kurzweiliges Treffen in Nentershausen.

Eine Story über Japaner im Eintracht Stadion Magazin. Fotos: Dominik Groß

Woher kommen eigentlich die japanischen Spieler, die in unserem Fußballkreis, aber auch über die Grenzen des flw-Lands hinaus, ihre Schuhe schnüren? Wir bringen Licht ins Dunkel, denn wir stellen euch heute Takayuki Omi vor – den Mann, der seinen jungen Landsleuten die Tür nach Deutschland öffnet und sie hier unterstützt. Doch das ist nur ein kleiner Teil seines Jobs: Taka, wie ihn alle nennen, organisiert Gruppen und- Individualreisen für Japaner hier vor Ort und hat Kontakte zu deutschen Bundesligisten, denen er auf dem japanischen Markt hilft. Auch einem Kölner Original hilft er bei seinen Geschäften in Japan. Mit dabei ist ein Trainer aus dem Westerwald.

Geschäftige Atmosphäre im Büro der „World Football Connection“ in Nentershausen: Takayuki Omi und Marco Reifenscheidt, im flw-Land bekannt als Trainer der Sportfreunde Eisbachtal, empfangen uns in ihren Räumlichkeiten, in denen drei Schreibtische nebeneinander stehen. An einem arbeitet gerade ein japanischer Freund, der momentan im Jugendbereich von Eintracht Frankfurt hospitiert und den Beiden hier und da zur Hand geht. „Ich selbst bin seit Februar 2017 bei Taka angestellt“, erzählt uns Marco, der eigentlich gelernter Gartenbauingenieur ist. Vor vier Jahren ging er beruflich neue Wege und begann ein Sportmanagementstudium – das ihn schließlich zu Taka geführt hat, den er jetzt nach Kräften unterstützt. Komplettiert wird das Team von einer Deutsch-Japanerin, die heute jedoch nicht vor Ort ist.

28 japanische Spieler in ganz Deutschland

Unterstützen, nur wobei eigentlich? Was macht Taka genau? „Wir bieten eine Mischung aus Sprachschule und Fußball. Junge japanische Fußballer können also nach Deutschland kommen, um die Sprache und die Kultur kennenzulernen – und parallel können sie Erfahrungen im deutschen Fußball sammeln mit dem Ziel, sich vielleicht sogar für höherklassige Vereine zu empfehlen“, erklärt uns Taka. 28 Spieler betreut er aktuell in Deutschland. Unter anderem spielt einer bei Werder Bremen III, einer in Schwerin, einer in Eisenach und auch zur FSG Dauborn/Neesbach sind im Winter drei Spieler dazu gestoßen. Außerdem betreute er in der Vergangenheit auch Regionalligaspieler bei Vereinen wie TuS Koblenz und dem TSV Steinbach.  

Taka und Marco kümmern sich um Unterkunft sowie Organisatorisches wie Amtsgänge, Versicherungsschutz und veranstalten für die in der Umgebung aktiven Spieler Ausflüge und regelmäßiges Zusatztraining. Als ausgebildeter Trainer, der mit der Elite-Jugend-Lizenz ausgestattet ist, ist Marco Reifenscheidt natürlich prädestiniert, die japanischen Gäste in einigen Zusatzeinheiten fußballerisch und taktisch auf die deutschen Gegebenheiten vorzubereiten. Finanziert wird der Aufenthalt meist von den Familien der jeweiligen Spieler, die in der Regel direkt nach Schul- oder Hochschulabschluss das Auslandsabenteuer angehen. „Wir sind weder eine professionelle Spielervermittlung noch betreiben wir hier Menschenhandel“, geht Marco auf die Gerüchte ein, die immer mal wieder im Hinblick auf die japanischen Gäste im Fußballkreis laut werden. „Vielmehr möchte Taka seine vielen Erfahrungen an die Reisewilligen weitergeben und sie bei ihrem Vorhaben hier unterstützen. Wenn einer das Potenzial zu Höherem hat, freuen wir uns natürlich sehr und versuchen ihm über unsere Kontakte den Sprung nach oben zu ermöglichen.“

Starke Internetpräsenz in Japan
Und wie muss man sich den Ablauf vorstellen? Wie akquiriert Taka seine Landsleute? „Die Spieler kommen aus ganz Japan“, führt Taka aus. „Das liegt daran, dass wir in Japan eine starke Internetpräsenz und daher auch eine große Bekanntheit haben, sodass Spieler auf uns aufmerksam werden.“ Zweimal im Jahr fliegt Taka für einen Monat nach Japan, um Gespräche mit Interessenten zu führen. Wird es konkret, kommt der Spieler im März erst einmal für eine kurze Zeit nach Deutschland, um zu schauen, ob es auch für einen längeren Zeitraum passen könnte und der Spieler in Deutschland gut zurechtkommt. „Kommen wir gemeinsam zu dem Ergebnis, dass es passen kann, können die Spieler dann in der nächsten Wechselperiode bei einem deutschen Verein anfangen.“ Der Aufenthalt im ersten Jahr erfolgt in Zusammenarbeit mit den Volkshochschulen in Limburg und Montabaur bzw. weiteren Hochschulen vor Ort, die als akkreditierte Sprachschulen für regelmäßigen Sprachunterricht sorgen. Wer Gefallen an Deutschland gefunden hat, kann im zweiten Jahr ein Working-Holiday Visum beantragen und sich so auch ein wenig dazu verdienen. In manchen Fällen kommen die Spieler so gut zurecht, fußballerisch und vor allem sprachlich, dass sie schließlich ein Studium oder eine Lehre  in Deutschland beginnen. „Bestes Beispiel hierfür ist mein Spieler Masaya Omotezako, der über TuS Gückingen den Weg zu uns fand und seit letztem Jahr eine Ausbildung im technisch-handwerklichen Bereich macht. Er ist voll integriert, sehr fleißig und fast schon ein Eisbachtaler Urgestein,“ so der Trainer der Eisbären.

Fußballprofi in Indien, Neuseeland und Australien
Taka selbst lebt seit mittlerweile vier Jahren in Deutschland. Im Westerwald ist er ein alter Bekannter, denn in der Saison 2006/2007 hat er bei den Eisbachtaler Sportfreunden gespielt – und kam damals selbst auf die gleiche Weise nach Deutschland wie heute seine Schützlinge. „Ich wollte damals ins Ausland gehen und kam in Kontakt mit einem Mann in der Nähe von Koblenz, der mich zuerst im Saarland bei einem Verbandsligisten unterbrachte.“ Von dort ging er dann nach Eisbachtal, wo sich Taka und Marco kennen  gelernt haben, bevor es ihn nach Indien, Neuseeland und Australien verschlug, wo er als Fußballprofi sein Geld verdiente. Wenn es die Zeit zulässt ist er auch heute noch beim TuS Montabaur aktiv. Allerdings kann der 35 Jährige nur noch selten die Fußballschuhe schnüren,  denn er besucht seine in ganz Deutschland tätigen Spieler regelmäßig persönlich, um sich ein Bild davon zu machen, wie es ihnen in ihren Vereinen ergeht.

„Der Dolmetscher von Lukas Podolski ist ein Freund von mir…“
Wer so viel herumgekommen ist, verfügt fast zwangsläufig über viele Kontakte. So verwundert es nicht, dass Taka auch Kontakte in die Bundesliga hat. Unter anderem arbeitet er mit Eintracht Frankfurt zusammen, mit dem VfL Wolfsburg und mit Werder Bremen, welche als Vereine auch durch ehemalige J-League Spieler eine Affinität zu Japan besitzen. Für die Bremer veranstalten Taka und Marco in diesem Jahr in Japan den „One Nation Cup“, ein großes internationales Jugendturnier. Worum sie sich bei diesem Turnier kümmern? „Um alles“, antworten die beiden wie aus einem Mund. Eine tolle Aufgabe für dieses Jahr. Spannend ist auch die weitere Aufgabe, von der Taka erzählt. Wir wundern uns nämlich, wieso ein Trikot von Lukas Podolski an der Wand des Büros hängt. Taka klärt uns auf: „Poldi hat eine eigene Klamottenmarke, die sich ‚Straßenkicker‘ nennt. Wir kümmern uns für ihn um den Vertrieb in Japan.“ Wie der Kontakt zu Poldi zustande kam? „Der Dolmetscher von Lukas Podolski ist ein Freund von mir“, sagt Taka mit einem Augenzwinkern. Jetzt wissen wir, dass der Name seiner Firma, „World Football Connection“, wirklich prima passt - denn Taka hat weltweit Verbindungen rund um den Fußball.

Das flw24-Team bedankt sich für die spannenden Einblicke und wünscht weiter gutes Gelingen bei den vielen spannenden Aufgaben!