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„Die vielen schönen Jahre kannst du nicht vergessen“

Michael Morawiec-Zingel.

Mora ist zurück! Michael Morawiec-Zingel, der langjährige Torwart des RSV Würges, stellt sich seinem alten Verein als Torwarttrainer und Ersatzkeeper zur Verfügung. Im Interview erzählt er uns, wie er die heutige Gruppenliga einschätzt, worauf es für ihn beim Torwarttraining ankommt, wer sein bester Trainer war, auch wenn er nicht singen konnte, und warum Schnupftabak in Würges eine wichtige Rolle spielte.

Nach zehn Jahren kehrt „Mora“, wie Michael in Fußballerkreisen gerufen wird, also <link ligen-pokal gruppenliga-wiesbaden aktuelle-meldungen details archiv oktober artikel mora-ist-zurueck-beim-rsv-wuerges>zu seinem Heimatverein RSV Würges zurück. Am Tag unseres Interviews hat der RSV Würges gerade in letzter Minute ein 3:3 beim SV Presberg erkämpft. Allerdings mussten die Presberger eine Halbzeit lang in Unterzahl spielen. Punkt gewonnen oder Punkte verloren? „Angesichts der Umstände in Presberg mit kleinem Hartplatz, kampfstarker Heimmannschaft und reichlich Emotionen im Spiel können wir mit dem Punkt gut leben. Andere Teams müssen hier erstmal etwas holen“, sieht Mora die Punkteteilung eher als Punktgewinn.

Er selbst hat nur zwei Jahre in der Gruppenliga gespielt – allerdings nicht beim RSV Würges, sondern beim RSV Weyer, zu dem er nach der Saison 2006/2007 wechselte. Das Niveau der Gruppenliga ist seiner Meinung nach in den letzten zehn Jahren gestiegen: „Wenn ich das Spiel unserer Mannschaft gegen Wörsdorf betrachte, das von beiden Mannschaften auf einem sehr hohen und schnellen Niveau geführt wurde, dann war das schon nicht schlecht.“

„Natürlich war man im ersten Moment etwas schockiert…“
Nicht schlecht ist freilich auch die sportliche Bilanz von Mora selbst, der in der C-Jugend zum RSV Würges stieß und den Roten anschließend für 17 Jahre die Treue hielt. Lange Jahre war er Stammtorhüter der Verbandsliga- und Oberligamannschaft des RSV, erlebte unter anderem den Aufstieg in die Oberliga Hessen im Jahr 2006 mit. Ein Jahr später vollzog er den oben erwähnten Wechsel zum RSV Weyer. Den Werdegang des RSV Würges hat er natürlich auch nach seinem Wechsel mitverfolgt. Aus der Ferne sah er, wie der RSV zunächst einige Jahre erfolgreich den Klassenerhalt in der Oberliga Hessen schaffte, bevor in der Saison 2010/2011 fast alles gegen den RSV lief. Aufgrund des schlechteren Torverhältnisses musste man in die Dreierrelegation mit den zwei Zweitplatzierten der Verbandsligen, die man ebenfalls aufgrund des schlechteren Torverhältnisses verlor. In der Folgesaison kam es noch bitterer, als der RSV sich aufgrund des Ausfalls eines Sponsors freiwillig aus der Verbandsliga zurückzog und in der Kreisoberliga einen Neuanfang wagte. Mittlerweile schreibt der RSV bekanntermaßen wieder positive Schlagzeilen und hat in der letzten den Aufstieg in die Gruppenliga Wiesbaden erreicht. Kalt ließ Mora der Absturz der Würgeser nicht: „Natürlich war man im ersten Moment etwas schockiert, als man den Absturz mitverfolgt hat. Aber man muss auch mal hinter die Fassade gucken und sehen, was einige Leute leisten, um einen Verein in der Verbands – oder Oberliga zu halten. Nur um einen Namen von  vielen zu nennen fällt mir direkt Karl Bermbach ein, der sich damals um viele Sponsoren bemüht hat und heute noch um den schönen Rasenplatz kümmert. Aber wie gesagt, das ist einer von vielen beim RSV, die unheimlich rührig sind.“

Hessenliga-Aufstieg, Flutlichtspiele, Schnupftabak und Gesangskünste

Der Aufstieg des RSV Würges in die Oberliga im Jahr 2006 gelang unter dem langjährigen Coach Jürgen „Schorsch“ Menger, mittlerweile Trainer des TuS Hahn in der Gruppenliga Wiesbaden. Als Ersatztorwart und Torwarttrainer des RSV Würges wird Mora Jürgen Menger genauso wiedertreffen wie seinen Ex-Club RSV Weyer. „Darauf freue ich mich natürlich, die alten Weggefährten vom RSV Weyer mal wieder zu treffen und ein paar Erinnerungen auszutauschen, denn ich hatte in Weyer zwei tolle Jahre unter Markus Schmiedl. Aber am meisten freue ich mich, Schorsch Menger wiederzusehen. Ohne groß überlegen zu müssen war er der beste Trainer in meiner ganzen Laufbahn. Wir hatten sehr viele schöne Jahre zusammen, die kann man einfach nicht vergessen“, denkt Mora gerne an die Jahre in Würges und Weyer zurück.

„Am liebsten denke ich zurück an die Freitagabendspiele in Würges unter Flutlicht vor einigen Hundert Zuschauern, die mit der Bande ordentlich Stimmung gemacht haben. Das war schon immer beeindruckend! Und natürlich die Spiele vor großer Kulisse gegen den OFC, Wehen oder mit der U19 gegen die Nationalmannschaft. Aber auch die lustigen Momente wie die Busfahrten nach erfolgreich absolvierten Auswärtsspielen und die anschließenden Gesangskünste des Schorsch Menger oder die Schnupftabakversuche  mit unserem Würgeser Physio Reinhold Hassinger waren absolute Highlights! Jeder Neuzugang musste einmal den Schnupftabak von Reinhold probieren.“ (lacht) „Mit den alten Recken Matthes Sehr, Heiko Brands und wie sie alle heißen. Oder beispielsweise in Weyer, als ein Mike Schuh beim Stand von 5:0 für uns den Ball von der Linie grätscht und laut ruft: ‚Und wir gewinnen heute das sechste Spiel in Folge zu Null‘ – sowas vergisst du nicht.“

„In meiner Jugendzeit war noch der Rückpass erlaubt“
Unvergesslich sind für den 39-jährigen auch seine Anfänge als Torhüter – damals waren einige Dinge noch etwas anders. „In meiner Jugendzeit war noch der Rückpass erlaubt und spezifisches Torwarttraining gab es kaum. Im Ernst, heute erhalten einige Keeper schon in jungen Jahren Torwarttraining. Das macht sich natürlich bemerkbar, wenn du mit jemandem trainierst, der schon in den Grundlagen ausgebildet wurde. Aber hier müssen wir aufpassen, denn es kann auch einiges falsch gemacht werden. Daher kann ich nur jedem raten, der sich mit dem Thema Torwarttraining beschäftigt und wenige Vorkenntnisse hat, mal einen Kurs beim Verband zu besuchen.“

Einen solchen Kurs hat Mora besucht und gibt sein Wissen heute an die Jugend weiter: „Als Torwarttrainer habe ich über vier Jahre die C-, B- und A-Jugendkeeper der Eisbachtaler Sportfreunde trainiert. Als wohl bekanntesten Schützling kann ich Matheo Raab aufzählen, der heute in Kaiserslauterns U23 spielt. In dieser Zeit habe ich auch Mike Lengwenus, den Trainer der FSG Gräveneck/Seelbach/Falkenbach und Stützpunkttrainer der Juniorinnen, kennengelernt und arbeite seit Kurzem für den HFV als Torwarttrainer der U12- und U14-Juniorinnen.“ Beim Torwarttraining hat sich laut Mora gar nicht so viel verändert über die Jahre: „Da hat sich nicht viel geändert zu dem, was ich von meinen Vorgängern Fuhr und Weisbrod gelernt habe. Ich versuche, spielnahe Übungen/Bewegungsabläufe nachzustellen und lege sehr großen Wert auf Sicherheit. Das heißt, dass ein Tormann in seinem Bereich alles festhalten sollte, was an Bällen auf ihn zukommt. Ist er bei diesen Bällen sicher, hält er die schwierigen Bälle automatisch!“

Langeweile? Nicht in einer fußballverrückten Familie.Langweilig wird es dem in Herschbach im Westerwald wohnenden zweifachen Familienvater also auch nach der aktiven Karriere nicht. Dafür sorgen zusätzlich seine beiden Söhne. „Natürlich ist unsere Freizeit auch auf Fußball ausgelegt. Mein großer Sohn ist neun Jahre und spielt in der E-Jugend, die ich mit einem Freund zusammen trainiere und nun möchte mein Kleiner, der sieben Jahre alt ist, auch mit dem Fußball beginnen. Wie du siehst, uns Eltern wird bestimmt nicht langweilig“, erzählt Mora lachend.

Wir vom flw24-Team freuen uns, dass du wieder zurück im Fußballkreis bist, wünschen dir mit dem RSV Würges viel Erfolg und hoffen, dass du dem Fußball noch lange erhalten bleibst. Vielen Dank für das Interview!